Philipp Steele: City of Light: Die letzten Tage von Jim Morrison

Mit „City Of Light“ liegt uns ein Jahr nach der Veröffentlichung von Philip Steeles gleichnamigen Roman nun die von Ben Becker gelesene Hörbuchversion vor. Jim Morrison, a.k.a. Mr. Mojo oder The Lizard King, auf der Flucht; vor der Welt, den Exzessen des Rock´n´Roll Circus, den Groupies, den Drogen. Auf der Flucht vor dem eigenen Status als Ikone seiner Zeit, die er nie sein wollte. Auf dem Weg zu sich selbst und zu seiner Lebensgefährtin Pamela Courson. Ein Neuanfang? Paris, die Stadt des Lichts, im Frühjahr 1971.

This Is The End. 1971 sterben zwei ganz Große der Musiklandschaft im Alter von 27 Jahren an den Folgen ihres Drogenkonsums: Jimi Hendrix und Janis Joplin. Jim Morrison, jener charismatische Frontman der DDORS, ist sich sicher, dass er der Nächste im Bunde der drei „Js“ sein wird. Break On Through To The Other Side. Ausgebrannt, aufgeschwemmt und mit einem zotteligen Bart versehen flieht Morrison nach der Aufnahme des letzten DOORS-Albums „L.A Woman“ nach Paris. Ein Urlaubssemester für den ehemaligen Filmstudenten der UCLA, das einstige Sexsymbol, den vergehenden Rockstar.

Morrison reist nach Paris, um an neuen Texten und Gedichten zu arbeiten. „An American Prayer“ ist Zeugnis seiner lyrischen Arbeit. Doch Ziel dieses Selbstfindungsprozess ist es auch, die Beziehung mit seiner Lebensgefährtin Pamela zu beleben, sie mit neuer Liebe zu revitalisieren. Oder doch sie zu überdenken, sie zu beenden? So genau wird dies nämlich nie deutlich, denn der Rockstar leidet trotz seiner eigenen Eskapaden unter der offenen Beziehung, die die beiden Exilkalifornier in Paris führen, besonders unter der Abhängigkeit Pamelas von ihrem Drogendealer, ihrem Grafen, zu dem sie sich nicht nur wegen des LSDs, des Kokains oder des Heroins hingezogen fühlt. Eine Reise nach Marokko, nach Tanger und Marrakesch, in die (Drogen-)Traumwelt von 1000 und einer Nacht soll Klarheit bringen. Light My Fire.

Der Autor des Romans, Philip Steele, zeigt sich in seinem Werk autobiographisch mit Jim Morrison verbunden: Traf er doch zufällig den vom Alkohol gekennzeichneten Sänger in einer Pariser Bar, durchzechte mit ihm die ganze Nacht und plante mit ihm ein Studioprojekt, zu dem es jedoch nicht mehr kam. Steele ist es auch, der im Hörbuch Morrisons Textpassagen und Gedichtausschnitten, die im Englischen Original immer wieder herangezogen werden, eine gefühlvolle Stimme gibt. Ansonsten führt der einmal mehr überzeugende Ben Becker mit seiner rauchigen, aber doch sanften Stimme durch den letzten Lebensabschnitt der Hippie-Ikone. Egal, ob er als auktorialer Erzähler das Geschehen kommentiert oder in die Person Jim Morrison schlüpft. Man nimmt Becker seine Interpretation eines sich langsam aber sicher immer mehr aufgebenden Menschen voll und ganz ab. Allein die Intonierung von Pamela Courson wirkt naiv, könnte jedoch auch an der Abneigung des Autors zur Rothaarigen liegen, die sich auf den Zuhörer überträgt.

Philip Steele führt den Zuhörer auf eine durchaus intellektuelle Reise, in einen drogengeschwängerten Abwärtsprozess gespickt mit Exkursionen in das Kunstempfinden der damaligen Zeit, die aus heutiger Perspektive so weit entfernt zu sein scheint. Dennoch bleibt das Grab von jim morrison auf dem Friedhog Père Lachaise neben dem Eiffelturm, der Kathedrale Notre Dame und dem Centre Pompidou die vierte meistbesuchte Sehenswürdigkeit der „City Of Light“. Die Inschrift lautet KATA TON DAIMONA EAUTOU – Seine Dämonen entsprechend.