Eden Lake

Manche Filme schaffen es sogar, trotz geschnittener Fassung lediglich eine FSK-18-Kennung zu erlangen. EDEN LAKE gehört hierzu, wird allerdings auch in einer SPIO-Fassung ungekürzt erscheinen. Ab dem 17. April könnt ihr euch in recht direkten, harten Bildern vor Augen führen, wozu die heutige Gesellschaft fähig sein kann. Auch, wenn es sich bei der Geschichte um reine Fiktion handelt, ist das eigentlich erschreckende daran die Glaubhaftigkeit, die die Bilder ausstrahlen. Visuell gibt es sicherlich Filme, die weit heftiger zur Sache gehen, aber was hier teilweise an desensibilisierten Verhaltensweisen gezeigt wird, ist schon erschreckend.

EDEN LAKE hat schon auf dem Fantasy Filmfest 2008 für Aufsehen gesorgt, nun kommt der Film von den Produzenten Simon Fawcett & Conor McCaughan auf DVD heraus. Wie für viele der neuzeitigen Horrorfilme typisch, sind die Schauspieler, die man hier zu sehen bekommt, eher die unbekannte Sorte, die, die noch nie so richtig in einer Hauptrolle geglänzt haben. Das ist allerdings nicht als negativer Kritikpunkt gedacht, sondern zeigt viel mehr, dass diese auch schauspielerisch einiges auf dem Kasten haben. Mit Kelly Reilly und Michael Fassbender in den Hauptrollen als geplagtes Pärchen sind zwei ausdrucksstarke Persönlichkeiten gewählt worden, die ihrer Rolle zumeist gerecht werden und glaubwürdig ihren Part spielen. Die eigentliche schauspielerische Leistung liegt aber im Part der jugendlichen Clique, die in ihrer rebellischen, provokativen Art immer rücksichtsloser und brutaler werden, bis die Situation eskaliert:

Eigentlich sollte es ein gemütlicher Ausflug mit Zelten werden, den Jenny und ihr Freund Steve da unternehmen. Ihr Ziel: Eden Lake, ein kleiner See, der inmitten eines Naturschutzgebietes liegt, eingezäunt ist und ansonsten von keiner Menschenseele besucht wird. Steve will hier um Jennys Hand anhalten.
Leider wird die Idylle durch eine Gruppe Jugendlicher gestört, die sich bei lauter Musik in direkter Nähe der beiden voll laufen lassen, ihren Hund nur mäßig unter Kontrolle haben und auch ansonsten keinen Deut Respekt vor den Erwachsenen zu haben scheinen. Anfängliche Pöbeleien sollen hier aber nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die Jugendlichen fühlen sich durch die Maßregelung von Steve provoziert. Kurz darauf ist die Strandtasche mitsamt Wertsachen, Handy und Autoschlüsseln verschwunden. Nachdem Steve und Jenny sich zu Fuß auf den Weg machen und fast vom eigenen Wagen überfahren werden, stoßen sie kurze Zeit später zufällig auf die Jugendlichen und fordern ihre Sachen ein. Es kommt zu einem Handgemenge, bei dem der Hund des Bandenführers erstochen wird. Von nun an beginnt eine Hetzjagd durch den Wald, bei der Steve und Jenny schnell erkennen, dass es um ihr Leben geht…

EDEN LAKE zeigt ziemlich deutlich, wozu mangelnde Achtung, Respektlosigkeit, ein schlechtes Elternhaus und andere soziale Missstände führen können. Die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen steht in keinem Verhältnis zu den eigentlichen Umständen, die sie heraufbeschwören. Mit brutalen oder blutigen Bildern geht der Film erstaunlich sparsam um. Es gibt zwar ein paar Momente, die die Einstufung selbstverständlich rechtfertigen, der eigentliche Grund dürfte aber vielmehr im Plot als in den Bildern liegen. Das eigentlich erschreckende an dem Film ist nicht der Film selbst, sondern ähnlich wie bei Hostel beschleicht einen das Gefühl, dass es sich hierbei genauso gut um eine wahre Begebenheit handeln könnte, die einem jeden irgendwo zustoßen könnte – dagegen wirken Figuren wie Michael Myers wie Spukgespenster. EDEN LAKE ist düster, bedrohlich, geht unter die Haut, wer aber literweise Kunstblut erwartet oder auf eine Vielzahl an Schockmomenten hofft, der wird hier eher enttäuscht. EDEN LAKE ist gerade deswegen erschreckend, weil der Film eben nicht mit übertriebenen Blutorgien oder Schrecksekunden aufwartet, sondern den eher permanent spürbaren Terror einfängt, roh, ungeschminkt, realistisch, und genau das ist es, was einem Angst macht.