Deception – Tödliches Vertrauen

Die Versuchung, die im Film DECEPTION gezeigt wird, ist sicherlich für viele recht groß, was sich daraus entwickeln kann, wird aber ebenso deutlich gezeigt und sollte daher als Abschreckung dienen. Dass es sich bei dem Film um ein Regie-Debüt handelt, ist nur schwer vorstellbar, denn die einzelnen Charaktere sind alle ganz hervorragend in Szene gesetzt.
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Buchprüfer Jonathan führt ein einsames, langweiliges, fast schon biederes Leben, bis er eines Tages auf der Arbeit den Anwalt Wyatt kennen lernt. Dieser schaut in seinem Büro vorbei, und aus einer lockeren, lustigen Unterhaltung, bei der kurze Zeit später auch ein Joint hin- und herwechselt, entwickelt sich eine Freundschaft. Sie treffen sich in Clubs, gehen zusammen Essen, spielen zusammen Tennis, Wyatt schenkt Jonathan sogar einen recht kostspieligen Anzug.

Jonathans Leben entwickelt sich in eine Richtung, die er sich nie hätte träumen lassen. Irgendwann vertauschen sie versehentlich ihre baugleichen Handys, jedoch ist Wyatt geschäftlich unterwegs und daher für einen Rücktausch nicht erreichbar. Jonathan erhält nun die Anrufe, die eigentlich Wyatt gelten, und stolpert dadurch in einen anonymen Sex Club, bei dem sich New Yorks Elite in Sachen Reichtum und Schönheit telefonisch in Hotels verabreden, um dort gemeinsame Nächte zu verbringen, alles wie gesagt anonym und ohne Verpflichtungen.

Jonathan genießt diese neu erlangte Freiheit in vollen Zügen, bis er auf diesem Weg ein Mädchen trifft, das er zuvor schon einmal an einer U-Bahn-Station gesehen und sich bereits dort in sie verliebt hat. Dieses Interesse scheint sogar auf Gegeninteresse zu stoßen, die beiden verabreden sich auch für den nächsten Abend. Als Jonathan das Hotelzimmer wieder betritt, nachdem er auf dem Gang Eis holen war, ist die Frau verschwunden, es gibt Blutspuren auf dem Bett, und er wird von einem maskierten Mann niedergeschlagen.

Seine dürftigen Beschreibungen bei der Polizei (blond, hübsch, reich, Vorname fängt wahrscheinlich mit einem S an) erwecken misstrauen, und als dann die Leiche einer blonden Frau auftaucht, mit der Jonathan vorher ein Treffen in einem Hotel hatte, deuten alle Indizien auf ihn als Täter. Schnell wird ihm klar, dass da jemand versucht, ihm etwas in die Schuhe zu schieben, aber warum gerade er?

Regisseur Marcel Langenegger hat bei DECEPTION alles richtig gemacht. Spannung, Nervenkitzel, ein bisschen nackte Haut, aber allem voran zwei hervorragende Hauptdarsteller. Ewan McGregor als langweiliger Buchprüfer (dieses Image wird er den ganzen Film hinweg nicht los, was ja auch zum Charakter passt: nur, weil er plötzlich das Leben eines anderen lebt, kann er nicht aus seiner eigenen Haut fahren) und Hugh Jackmann als Anwalt Wyatt das kann nur klappen. Auch wenn Jackmann seine Paraderolle wohl in der Comicfigur Wolverine gefunden haben dürfte, so steht ihm auch der smarte Gentleman, der zum richtigen Zeitpunkt die imaginären Krallen ausfährt, ganz hervorragend. Mit Michelle Williams als „S“ ist zwar ebenfalls ein Charaktergesicht zu sehen, jedoch wären hier auch andere Schauspielerinnen durchaus denkbar gewesen. In einer kleinen Nebenrolle taucht dann auch noch Natasha Henstridge auf, die Story an sich dreht sich allerdings in erster Linie um Wyatt und Jonathan.

DECEPTION geht ein wenig in Richtung ‚The Game’. Wer spannendes Kino mag, bei dem sich erst zum Schluss hin alles im einzelnen aufdeckt, der liegt hier genau richtig. Zwar sind manche Teile der Handlung durchaus vorhersehbar, und dem Film fehlt ein wenig der große Showdown, statt dessen gibt es aber intelligente Dialoge sowie tolles Charakterspiel von ebenso gut gezeichneten Figuren.