George Gently – Staffel 1

England, Mitte der Sechziger Jahre: die Frau des Scotland Yard-Inspectors GEORGE GENTLY wird von einem skrupellosen Verbrecher überfahren. Gently steht direkt daneben und kann nichts dagegen tun. Obwohl er weiß, wer da sein Leben zerstört hat, kann er ihm nichts nachweisen, zumal dieser auch durch einen korrupten Polizisten gedeckt wird.

Ein Kriminalfall führt Gently später ihn in die Region Northumberlands, wo er anstatt seiner gewünschten Pensionierung ein neues Aufgabengebiet bei der dortigen Kriminalpolizei findet. Zusammen mit dem jungen Sergeant John Bacchus untersucht er den Mord an einem Drogenschmuggler, der in Zusammenhang mit Joe Webster, dem Mörder von Gentlys Frau, zu stehen scheint (womit wir schon mitten in der Handlung der Pilotfolge „Kalte Rache“ wären). Zum Ende der Folge hin beschließt Gently, dass er sich darum kümmern möchte, aus Bacchus einen ebenso ehrenwerten und unbestechlichen Polizisten zu machen, wie er selbst ist, und dass er entsprechend noch nicht in Pension gehen kann, sondern sich versetzen lässt, um als Johns Vorgesetzter auf dessen Werdegang achten zu können.

In „Der Verbrannte“ gilt es, die Identität einer Leiche zu entschlüsseln, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt wurde. Lediglich ein Goldring mit einer Gravur dient als Hinweis, wer der Ermordete gewesen ist. Je weiter sie sich in den Fall einarbeiten, desto klarer wird, dass hinter der ganzen Geschichte mehr als nur ein Mord steckt, sondern dass es um Waffenschiebereien der IRA geht.

Bei „Die Schuld der Väter“ wird ein heimkehrender deutscher Kriegsgefangener tot aufgefunden. Liegt der Grund für den Mord in der Vergangenheit verborgen, oder warum musste der Mann sterben? Gently und Bacchus untersuchen den Fall und machen einige Entdeckungen…

Der Reiz der Serie liegt in dem Generationskonflikt zwischen Gently auf der einen Seite, dem Typ „einsamer Wolf“, der noch nach alter Schule ermittelt und in jeder Situation seine Integrität bewahrt, und John Bacchus auf der anderen Seite, der zu Gently aufblickt und ihn für seine Verdienste verehrt, allerdings auch seine eigene Karriere an erste Stelle setzt und mit ungestümen Verhaltensweisen, fragwürdigen Ermittlungstechniken und unnötigen Verhaftungen immer wieder bei Gently aneckt. Für diesen Generationskonflikt könnten die Mittsechziger als Szenario nicht idealer gewählt worden sein. Die Handlung der Serie ist spannend erzählt, und es ist wirklich erfrischend, mal wieder einen Ermittler zu sehen, der es versteht, zur Lösung von Fällen seinen Verstand einzusetzen, statt auf Technologie, Zufall oder Handgreiflichkeiten zurückgreifen zu müssen.

In der Hauptrolle des GEORGE GENTLY glänzt Martin Shaw, der vielen noch aus der Serie „Die Profis“ bekannt sein dürfte, aber auch die restlichen Rollen wurden jeweils stimmig besetzt. Einziges Manko dieser Reihe ist, dass Gently als Person nicht wirklich ein Sympathieträger ist, denn mit seiner eher biederen und leicht spießigen Art macht er es nicht nur dem jungen Kollegen Bacchus schwer, ihn so richtig zu mögen.

Wer auf englische Krimis steht, macht bei GEORGE GENTLY mit Sicherheit nichts grundlegend verkehrt, wer die Möglichkeit hat, sollte aber eventuell vorab mal reinschnuppern, denn die Unsympathen-Rolle kann unter Umständen ein wenig abschrecken.