Hush

Alles beginnt ganz harmlos. Ein junges Pärchen sitzt zusammen im Auto, es ist dunkel, es regnet, offensichtlich sind beide eigentlich schon viel zu lange unterwegs, denn sie schläft bereits, und er hat Mühe, die Straßenschilder zu erkennen. Unterwegs, um an irgendwelchen Raststätten Werbeschilder auszutauschen, geraten die beiden dann auch noch in Streit. Dann sieht Zakes in einem vor ihnen herfahrenden Laster für den Bruchteil einer Sekunde eine nackte Frauengestalt, die in einem Käfig im Laderaum sitzt und um Hilfe ruft. Hat ihm seine Phantasie einen Streich gespielt?

Schon zu diesem Punkt des Films ist der Horror spürbar, den eine solche Situation mit sich bringt. Ist da tatsächlich eine Frau gefangen? Und wenn ja, was kann man tun? Zakes wird von seiner Freundin genötigt, auszusteigen und nach dem Rechten zu sehen, doch er scheint nicht gerade der mutigste zu sein. Kompliziert wischt er am Nummernschild rum, unfähig, es vom Dreck zu befreien, dann macht er noch auf die Schnelle ein Handyfoto durch die fast schon wieder komplett geschlossene Ladeluke. Die Polizei, die er anruft, verspricht zwar, sich der Sache anzunehmen, da er aber kein Kennzeichen weitergeben kann, scheint man ihm nicht so recht Glauben zu schenken. Als Zakes dann von Angst ergriffen den nächsten Rasthof ansteuert, statt die Verfolgung fortzuführen, rastet seine Freundin Beth aus. Da ihre Beziehung sowieso schon auf Messers Schneide stand und sie die Inkonsequenz seines Handelns fassungslos macht, macht sie auf der Stelle mit ihm Schluss und ruft eine Freundin an, die sie abholen soll.
Zakes ist derweil damit beschäftigt, Plakate auszutauschen. Er überdenkt sein Handeln und will Beth zumindest zu ihrer Freundin fahren, doch sie ist spurlos verschwunden. Zakes sucht verzweifelt nach ihr und wird letztendlich vom Sicherheitsdienst in der Damentoilette gestellt. Auch sie nehmen ihm die Geschichte nicht ab und setzen ihn vor die Tür, wo er durch Zufall zum einen Beths zerrissene Halskette findet, als auch den weißen LKW die Abfahrt verlassen sieht. Sofort ist ihm klar, was passiert ist, und er nimmt die Verfolgung auf…

Den Film zeichnet in erster Linie das größtenteils glaubwürdige Charakterspiel von William Ash (Zakes) aus. Angsterfüllt und verzweifelt macht er sich an die Verfolgung, hilflos, da er selbst eines Verbrechens verdächtigt wird, das er nicht begangen hat, angetrieben von der Hoffnung, Beth zu retten und doch noch glücklich mit ihr zu werden. Je weiter die Geschichte geht, desto hilfloser und verzweifelter wird er, zumal er zudem mit der Zeit auch deutlich körperlich angeschlagen (Achtung: Wortspiel, nur für Kenner des Films verständlich) ist und er den Kontakt zu dem Entführer nicht abreißen lassen darf, da sonst alle Hoffnung auf Rettung verloren ist. Wir leiden förmlich mit ihm, auch wenn wir stellenweise über sein Ungeschick nur den Kopf schütteln können, aber auch das gehört schließlich zu einem solchen Film dazu (zumindest gibt es hier keine schreienden, halb bekleideten Mädchen, die grundsätzlich ins Dachgeschoss fliehen und sich dort im Kleiderschrank verstecken…).

Was für ein noch intensiveres Filmerlebnis fehlt, ist die Motivation der Täter. Diese bleiben ein wenig gesichtslos, abgesehen von einem vermuteten Mädchenhandel lässt sich kein Beweggrund erkennen, warum die Herrschaften derartiges tun. Die Brutalität der Handlung sowie die Tatsache, dass der Entführer über den gesamten Film gesichtslos bleibt und auch kein einziges Wort spricht, lässt hingegen wieder Parallelen zu einem psychisch gestörten Menschen wie Jason (Freitag der 13.) oder Michael Myers (Halloween) schließen. Hinzu kommt, dass der große Showdown des Films plötzlich, überraschend und absolut unspektakulär kommt und die angehängte Szene nach dem Lauftext überflüssig ist. Abgesehen von diesen Kleinigkeiten ist HUSH allerdings ein spannender, nervenaufreibender Thriller, der irgendwie nach Horrorslasher schreit, obwohl er nicht direkt in diese Kategorie passt. Die Freigabe ab 16 erscheint bei den stellenweise gezeigten Szenen eher gering.

Technisch geht die Blu Ray Disc völlig in Ordnung, insbesondere das Spiel von Unschärfe und Tiefenschärfe in den Raststättenszenen ist hervorragend gelungen und kommt bei einer vernünftigen Auflösung am Bildschirm sehr gut rüber. Klanglich ist auch alles im Lot, man hätte sich lediglich noch ein paar mehr Schreckmomente gewünscht, gerade bei der Szene, wo Zakes aus dem LKW-Fahrerhaus klettert und man als Zuschauer genau weiß, dass ihm der Rottweiler im Rücken sitzt…

Spannend, aufregend, mit frischen Gesichtern besetzte Grenzerfahrung, nach der man nicht mehr so gerne übermüdet hinterm Steuer sitzt.