Live Evil

Voll am Trend des liebestollen, dahinschmachtenden, von Selbstbeherrschung durchfluteten Romantik-Vampirs vorbei gehen die Blutsauger aus dem Streifen LIVE EVIL. Allerdings bewegt man sich auch nicht im Bereich eines Dracula oder ähnliches, sondern irgendwo anders. Die Vampire hier können Sonnenlicht ab, haben dafür aber ein ganz anderes Problem: nur reines Blut (also ohne durch Umwelteinflüsse, Krankheiten oder Drogen verseucht worden zu sein) kann ihren Hunger stillen…

Entsprechend der Nahrungsmittelknappheit, die auf der Erde herrscht, führen die einzelnen Vampirclans Kriege gegeneinander, um zu überleben. Und mittendrin steckt ein Priester, der dem Pfad der Tugend abgeschworen hat, um grausame Rache an einer Gruppe Vampiren zu nehmen und diese Höllenwesen zu jagen und zu vernichten. Mit Kreuz und Samuraischwert (Blade lässt grüßen) begibt er sich auf die Jagd…

Das ist im Prinzip die gesamte Geschichte, die mit ein wenig Roadmovie-Flair, jeder Menge nackter Haut, schlecht gemachten Splattereffekten und insgesamt miesen Schauspielern aufgefüllt wird. Der größte Haken an der Sache: der Priester ist bei weitem kein Wesley Snipes, nicht nur, weil er nicht schwarz ist, sondern vor allem, weil er alt und untrainiert ist…

LIVE EVIL hat mich blendend unterhalten, wenn auch nicht auf eine Art, die der Film aller Wahrscheinlichkeit nach erzielen wollte. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als einer der Vampire mit schweizer Akzent anfing zu reden, war für mich kein Halten mehr, und der restliche Film wurde wie eine Parodie auf einen Vampirsplatterfilm gedeutet. Highlights und Pointen hierfür gibt es zur Genüge, aber der Kerninhalt lässt darauf schließen, dass man eigentlich vorhatte, einen ernsten Film zu drehen.
Die Auflösung am Ende ist leider ebenfalls schon fast nach den ersten 10 Minuten vorhersehbar und bietet entsprechend nur wenige Überraschungen.

LIVE EVIL ist viel zu flach, um den Vergleich mit From Dusk Till Dawn einzugehen, zu lächerlich, um mit Blade mitzuhalten, und zu hart, um als Komödie gedeutet zu werden. Wer Splatterfilme mag, und sich mal richtig kaputt lachen will, ist hier bestens bedient, wer mal über einen Vampirfilm lachen will, aber einen empfindlichen Magen hat, greife lieber zu „Der goldene Nazivampir von Absam 2“. LIVE EVIL sitzt einfach zu sehr zwischen den diversen Stühlen, um konsequent irgendwo richtig Punkte zu sammeln.