Surrogates – Mein zweites Ich

Myspace, MeinVz, Twitter, Facebook, … Ich könnte wohl mit ein wenig Grübeln noch einige moderne Networking-Geschichten aufzählen, die eines gemeinsam haben: man trifft sich zunehmend online, erzählt nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern postet Bloggs, um Neuigkeiten loszuwerden oder einfach nur zu verraten, wie es einem geht. Wohin das eventuell irgendwann mal führen kann, erfahren wir in SURROGATES – MEIN ZWEITES ICH. Hier geht der Mensch ebenfalls nicht mehr vor die Tür, sondern schickt per Gedankenstrom gesteuerte Roboter, die obendrein noch absolut menschlich aussehen (können).

Die Zukunft sieht perfekt aus. Das Bild auf den Straßen wird von Surrogates bestimmt, Robotern, die von Menschen gesteuert deren normalen Alltagsdingen nacheifern. Gefahrlos sitzen die Benutzer zu Hause und brauchen weder Verletzungen, noch Krankheiten oder ähnliches zu fürchten. Mit zunehmender Nutzung der Surrogates ist auch die Verbrechensrate gesunken. Zwar gibt es noch Verweigerer, die lieber ein menschliches Leben leben und aus Fleisch und Blut umhergehen, doch ihre Zahl ist begrenzt. Diese Leute haben sich unter einem Mann, der sich selbst „der Prophet“ nennt, zusammengeschlossen zu einer Art Sekte.

In dieser Zukunftsvision wird FBI-Agent Greer mit seiner Kollegin Peters damit beauftragt, dem „Mord“ an zwei Surrogates nachzugehen. Wie sich herausstellt, sind auch die Bediener der beiden Roboter gestorben, was nach Aussagen der Hersteller eigentlich gar nicht möglich ist! Doch schnell wird klar, dass hier eine Verschwörung im Gange ist, denn eine der Leichen ist der Sohn des Erfinders der Surrogates.
Schnell findet Greer eine Spur, die auf den Prototypen einer Waffe hinweist, die für die Army entwickelt wurde, um ganze Schlachtfelder von Surrogates zu bereinigen, bei deren Entwicklung die Rückwirkung auf den Benutzer aber erkannt wurde und das Projekt somit begraben wurde.
Bei seinen Ermittlungen kommt er dem Besitzer der Waffe zu nahe, und kann gerade noch seinen eigenen Tod verhindern, indem er sich die Steuerung vom Gesicht reißt. Sein Surrogate wird aber im Anschluss zerstört, und da dies im Surrogate-Sperrgebiet der Sekte geschieht, wird Greer vom Dienst suspendiert und sein Surrogate für die Übergangszeit eingezogen.

Greer ermittelt auf eigene Faust weiter, muss sich hierzu aber der „harten Realität“ stellen und selbst in Aktion treten, was sich als schwieriger erweist, als er selbst zunächst gedacht hätte, denn auch er, der eigentlich die Surrogates nur als Werkzeuge sieht, ist schon zu lange in Watte gepackt gewesen…

Eine technisch top gelungene Umsetzung einer interessanten, wenn auch nicht visionären Zukunft. Eine Mischung aus „Matrix“ und „I, Robot „ liegt in der Luft, doch die technische Zukunftsvision ist nicht alles, worauf SURROGATES ein Augenmerk wirft. Vielmehr wird hier nicht nur Actionkino geboten, sondern glaubhafte Charaktere, die dieses System auch gerne mal kritisch hinterfragen und erkennen, dass dadurch nicht nur positive Effekte erzielt werden, sondern sich die Menschen auch entfremden und voneinander entfernen. Eine Welt, in der jeder das sein kann, was er will, mag zwar verlockend klingen, aber SURROGATES zeigt, dass es auch Schattenseiten gibt.

Regie in diesem Film, der in erster Linie durch die schauspielerische Glanzleistung von Bruce Willis lebt, welcher seine beste Leistung seit „Sixth Sense“ abliefert, führte Jonathan Mostow, der auch schon in Terminator 3 die menschlich aussehenden Roboter auf die Menschheit losließ.
In weiteren Rollen sind Radha Mitchell, James Cromwell, Rosamund Pike und Ving Rhames zu sehen, allesamt überzeugend und mit passendem Charakter, dennoch merkt man dem Film an, dass mit einem anderen Hauptdarsteller das gesamte Niveau gelitten hätte.

Wer eine vernünftige Surround-Anlage besitzt, darf sich zudem in den Actionsequenzen über ein herrlich abgemischtes Klangbild mit satten Effekten freuen.
SURROGATES ist kein reines Actionkino, besitzt aber das Potential, dauerhaft zu unterhalten, zumal der Plot auch die eine oder andere Überraschung beinhaltet. Für Bruce Willis-Fans ist der Streifen eh ein Muss!