Blood And Bone

Martial Arts Filme erwecken in mir immer eine gewisse Erwartungshaltung. Ich rechne nicht mit übermäßig viel Story, dafür will ich dann aber auch, dass es zur Sache geht, insbesondere, wenn dann auch noch das FSK-18-Logo auf dem Cover prangt. BLOOD AND BONE überrascht insofern, als dass er es schafft, sowohl meine Actionerwartungen zu erfüllen, als auch dieses in einer Form zu tun, die eine recht passable schauspielerische Leistung darstellt. Und was mir am allermeisten gefällt: die Kampfszenen wirken nicht wie im Weltall aufgenommen, sprich: hier gelten die Gesetze der Schwerkraft, keine Wundersprünge oder ähnliches sind zu sehen, sondern lediglich Leute vom Fach, die sich nach allen Regeln der Kunst auf hohem Niveau prügeln.

Isaiah Bone (gespielt von Michael Jay White) kommt aus dem Gefängnis frei (was er angestellt hat, erfahren wir nicht, es spielt auch für den weiteren Verlauf des Films keine Rolle). Zunächst sucht er sich eine neue Bleibe. Er mietet sich ein Zimmer bei einer Frau, die auch ein paar Kinder aus dem Waisenhaus beaufsichtigt. Sein nächster Weg führt ihn direkt in die Streetfighter-Szene. Wie der Zuschauer schon aus einer Anfangsszene im Gefängnis weiß, ist mit Bone nicht zu spaßen, und so überrascht es auch nicht, dass er seinen ersten Kampf überragend gewinnt. Pinball, der Organisator der Kämpfe, ist völlig aus dem Häuschen und nimmt Bone sofort unter seine Obhut. Doch Bone hat kein Interesse an den Wettgeldern, sondern will lediglich an den Kopf der gesamten Streetfighter-Szene, was nur durch Hocharbeiten funktioniert. Schnell erkennen wir: Bone hat ein klares Ziel vor Augen, doch welches, und vor allem, was seine genaue Motivation ist, bleibt eine ganze Zeit im Verborgenen. Es scheint allerdings etwas mit der Freundin des großen Bosses zu tun zu haben…

BLOOD AND BONE ist nicht wirklich ein neuer Storyplot. Ein bisschen New Jack City, ein bisschen Leon, und mit dem „nach oben Kämpfen“ hat es natürlich auch ein ganz klein wenig etwas von Bloodsports oder, um noch einen etwas anderen Vergleich zu bieten, The Fast And The Furious, nur ohne Autos. Aber dafür, dass die Geschichte ein wenig zusammengeklaut wirkt, ist die schauspielerische Leistung der Hauptakteure um einiges besser, als wir es von einem Jean-Claude van Damme, einem Steven Seagal oder anderen Kampfsportexperten her kennen.
Zudem kann Michael Jay White all sein Fachwissen perfekt in Szene setzen, ohne dabei plump oder einspurig zu wirken. Schnell, präzise und effektiv, das ist sein Stil.

Kamera und Schnitttechnik schaffen es, die Kampfszenen rasant einzufangen und spannend zu gestalten, auch wenn die Kräfteverhältnisse im Großen und Ganzen klar einseitig sind. Bone ist der Mann schlechthin, alle anderen sind quasi nur Kanonenfutter. Hier hätte man noch etwas Potential herausholen können, wenn man ihm zumindest einen Gegner entgegengestellt hätte, der halbwegs auf gleichem Niveau mitziehen hätte können.

Wer auf knackige Martial Arts steht, bekommt hier eine Vollbedienung jenseits der Halbkomödien, die wir von Jackie Chan erhalten. Eine für einen Prügelfilm spannende Story mit glaubhaften Schauspielern, gute Bild- und Tonqualität sowie tolle Kameraführung runden das Ergebnis ab. Nichtsdestotrotz bleibt es ein Prügelfilm und sollte entsprechend auch nur von Genrefreunden begutachtet werden, denn ausserhalb der Genregrenzen muss man andere Vergleiche ziehen.