Fall 39

In FALL 39 spielt Renee Zellweger die Sozialarbeiterin Emily, die voll und ganz in ihrem Beruf aufgeht. Ihr Aufgabengebiet liegt in der Untersuchung von auffälligen Familien, wo der Verdacht besteht, dass die Kinder leiden. Schon mit 38 anderen Fällen betraut, entwickelt sich FALL 39 jedoch anders als sonst. Denn die kleine Lillith erweicht sofort ihr Herz…

Alles fängt dabei ganz harmlos an. Die Schule hat sich gemeldet, da Lillith regelmäßig im Unterricht einschläft. Wie sich herausstellt, bekommt sie zu Hause kein Auge mehr zu, denn: laut eigenen Aussagen wollen ihre Eltern sie zur Hölle schicken. Und tatsächlich erweist sich der Besuch als sehr merkwürdig. Die Haltung der Eltern Emily gegenüber ist feindselig, und man merkt deutlich, dass hier Dinge im Raum stehen, die nicht offen ausgesprochen werden.
Bei der offiziellen Anhörung macht die Familie aber plötzlich einen relativ seriösen Eindruck und man kann ihnen nichts anlasten.
Doch abends wird Emily dann von Lillith angerufen: ihre Eltern werden sie umbringen. Emily fährt auf schnellstem Weg zu ihnen, benachrichtigt unterwegs noch einen befreundeten Polizisten, und gemeinsam stürmen sie das Haus, als von drinnen Hilfeschreie ertönen. Lillith ist in den Backofen eingesperrt, die Eltern wollten sie verbrennen…
Nachdem Lilliths Mutter nun in eine geschlossene Anstalt gebracht wird und der Vater ins Gefängnis wandert, beantragt Emily das Sorgerecht für Lillith, bis Adoptiveltern gefunden werden konnten, doch jetzt schon, nachdem sie mit den Eltern im Nachhinein geredet hat, kommen ihr leichte Zweifel: warum haben sie sich nachts immer in ihrem Schalfzimmer verbarrikadiert? Schwere Schließbolzen und Schleifspuren der Möbel vor der Zimmertür sprechen eine recht deutliche Sprache.
Doch Emily wird aus ihren Überlegungen herausgerissen, als ein anderer Junge, den sie betreut, seine Eltern brutal erschlägt. Völlig fassungslos, wie so etwas passieren konnte, wird sie nur wenig später mit der nächsten Tatsache konfrontiert, die sie komplett verunsichert: laut Polizeiermittlung wurde nur kurz vor der Tat von ihrem Hausanschluss aus bei der Familie angerufen…

Der Thriller, der sich in den ersten 30 Minuten entwickelt, kippt dann irgendwann in einen Mystery-Horrorfilm um, der aber insgesamt eher verhalten bleibt (was bei FSK 16 auch nicht sonderlich wundert). Hervorzuheben ist die schauspielerische Leistung von Jodelle Ferland, die nicht nur in der Lage ist, das kleine, verängstigte Mädchen zu spielen, sondern auch in sämtlichen anderen Facetten, die sie hier zeigen muss, absolut überzeugt und damit Renee Zellweger an die Wand spielt, die irgendwie nicht ganz aus dem ihr immer nachhängenden Bridget Jones-Klischee herauskommen kann. Zwar auch zu weiten Teilen glaubwürdig, dann aber immer mal wieder ein wenig aufgesetzt wirkend.

Leider gelingt es nur Ferland, den Wechsel zwischen Thriller und Horror perfekt umzusetzen, Zellweger und in erster Linie das Drehbuch wirken hier ein wenig überfordert, denn wo wir bis zu diesem Zeitpunkt einen logischen, spannenden Aufbau in der Geschichte hatten, überschlagen sich nun die Ereignisse, und man bekommt das Gefühl vermittelt, dass nun alle Hauptszenen ohne Überleitungen aneinander geschnitten wurden. Entweder, man hätte schon viel früher ein wenig mehr Tempo aufnehmen müssen, oder einfach hier noch etwas „Füllmaterial“ einbringen sollen, um die Zeit künstlich zu strecken.

So fühlt man sich einfach ein wenig überrollt und lässt die Geschehnisse auf dem Bildschirm einfach ablaufen, ohne sich noch großartig einfühlen zu wollen, was vorher gut funktioniert hat. Die Idee hinter FALL 39 ist nicht wirklich neu, die Umsetzung solide, hätte aber durchaus das Zeug zu „hervorragend“ gehabt, wenn man sich nicht dieses Gehetze am Schluss auferlegt hätte oder zumindest schauspielerisch in Sachen Zellweger überzeugender gewesen wäre. Das spielt aber nur eine untergeordnete Rolle, denn Ferland spielt quasi für zwei und das mit Bravour! Schon allein wegen ihr ist der Film absolut sehenswert!