Shank

Wir schreiben das Jahr 2015. Die Welt ist (salopp gesagt) am Arsch! Kriminelle Gangs haben mit Gewalt und Skrupellosigkeit ihr Leben selbst in die Hand genommen und sind nun das Gesetz der Straße, auf der es nur um drei Dinge geht: Geld, Drogen und Nahrungsmittel. Eine dieser Gangs, jedoch eher von der friedlicheren Fraktion, sind die Paper Chaserz, angeführt von Rager.

Bei einem ihrer Raubüberfälle wird die Gruppe von einer rivalisierenden Jugendbande überrascht und muss ihre Beute aufgeben, doch das reicht den Angreifern nicht. Sie verfolgen Ragers kleinen Bruder Junior und wollen ihn aufmischen. Rager kann seinen Bruder retten und die Jugendgang vertreiben, wird dann aber hinterrücks vom verfeindeten Gangleader Tugz erstochen.
Geschockt über den Verlust des Bruders (bzw. für den Rest der Gruppe über den Tod des Anführers) sinnen Junior, Craze, Kickz und Sweet Boy auf Rache, doch der Täter hat sich in einem anderen Revier versteckt, ausserdem benötigen die vier Freunde bei ihrem Rachefeldzug tatkräftige Unterstützung, denn alleine können sie es nicht mit einer kompletten Gang aufnehmen…

Regisseur Mo Ali präsentiert uns eine eher düstere Vision eines gar nicht so weit entfernten Londons. Über neunzig Minuten fokussiert er auf eine bestimmte Personengruppe und auch nur einen kurzen Moment aus dem Leben dieser Leute, ohne auf ein größeres Ganzes einzugehen. Vielmehr soll man als Zuschauer aus dieser Fallstudie eine Botschaft herausziehen. Problem dabei: SHANK bleibt in seiner Art über weite Strecken einfach zu unglaubwürdig, zu sanftmütig, und zu sorglos. In einer Welt, bei der man ums tägliche Überleben kämpfen muss, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich die beteiligten dann auch noch spaßeshalber gegenseitig ärgern und damit den Erfolg ihrer Streifzüge stark gefährden.
Man merkt schon an der einen oder anderen Stelle, dass Ali bislang eher Erfahrungen im Bereich Musikvideos gesammelt hat, denn mehr als nur einmal hat man das Gefühl, versehentlich auf die Fernbedienung gedrückt zu haben und nun nen Videoclip irgendeiner Band zu sehen. Die lautstarke musikalische Untermalung in manchen Szenen verstärkt diesen Eindruck umso mehr. Dass hier quasi alle Namen auf „z“ enden, soll wohl den Ghetto-Style ein wenig unterstützen, insgesamt ist das allerdings schon fast zu viel des guten.

Die Charaktere des Films? Allesamt irgendwie aus der Konserve und schon einmal in dem Sinne gesehen. Die Dialoge? Nunja, man ist halt irgendwie im Ghetto, mit hoher Schuldbildung ist hier nichts zu gewinnen, entsprechend sind auch die Gesprächsthemen eher schlicht.

Sieht man über den Inhalt hinweg, so ist der Film in Sachen Produktion definitiv gut gelungen. Was noch einmal einen besonderen Pepp in die Sache bringt, sind die Animationssequenzen, die ein wenig nach lebendig gewordenem Comicheft aussehen und die Wahrnehmung der Charakter unter Drogeneinfluss darstellen soll sowie die Träume, die Junior auf Drogen hat.

Der Showdown des Films ist kein solcher. Achtung, Spoiler: Absehbar, dass Junior früher oder später auf seinen Gegner treffen wird. Absehbar, dass er es nicht übers Herz bringt, ihn umzubringen. Absehbar, dass sein Gegner diesbezüglich keine Skrupel hätte, und ebenfalls absehbar, dass er dann dabei scheitert. Muss erwähnt werden, dass Juniors Freunde nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät auf dem Plan auftreten, um ihm noch helfen zu können? Rager gerächt, die restlichen Paper Chaserz haben in den Slaughter Gurlz neue Weggefährtinnen gefunden (ja, auch klar, dass es eine reine Mädchen-Gang geben muss, oder?), Friede, Freude, Eierkuchen…
Was will uns der Film dann hinterher gesagt haben? Wenn es heißt „weglaufen“, laufen alle in die gleiche Richtung, und keiner lässt sich von der Gruppe abdrängen, klar? Gut, weitermachen!