Das Chaos Experiment

Erhobener Zeigefinger? Brutaler Geiselthriller? Psychopathen-Profilstudie? Wir haben uns DAS CHAOS EXPERIMENT angeschaut, so richtig schlau draus geworden, was der Film nun sein will, sind wir allerdings nicht. Philippe Martinez serviert uns eine Mischung aus ‚Sieben’ und ‚Saw’, allerdings schafft er es nicht, die Stärken der beiden Streifen für sich zu nutzen, sondern wirkt in der Handhabung der Stilmittel eher subtil und unsicher, als hätte er selbst ein kleines Chaos-Experiment auf dem Regiestuhl veranstaltet. Der Mit Val Kilmer, Armand Assante und Eric Roberts eigentlich recht gut besetzte Film kränkelt ein wenig am wirren Drehbuch…

Der Wissenschaftler und ehemalige Professor Jimmy hat berechnet, dass, wenn sich nicht bald drastisch etwas ändert, die globale Erderwärmung innerhalb der nächsten Jahre für eine Auslöschung der Menschheit sorgen wird. Seine Forderung ist entsprechend, dass hier etwas getan werden muss. Um seine Erkenntnis mit Nachdruck an die Öffentlichkeit zu bringen, hat er einen perfiden Plan. Er wendet sich an eine Tageszeitung und will dort die Titelseite komplett für sich haben. Andernfalls würden sechs Geiseln, die er genommen hat, in einer türkischen Dampfsauna qualvoll sterben, nämlich genau so, wie es der Menschheit bevorsteht.
Der Chefredakteur spielt zunächst mit, ruft dann aber direkt die Polizei. Der Ermittler Mancini hat, so denn Jimmys Angaben tatsächlich richtig sind, nur sehr wenig Zeit, um herauszufinden, wo sich die Geiseln befinden und um diese zu befreien. Doch das, was er im Lauf seiner Ermittlungen herausfindet, lässt ihn am Wahrheitsgehalt von Jimmys Aussage zweifeln…

Als Zuschauer sehen wir natürlich, wie es den Geiseln ergeht, und wir erfahren, dass diese unter den Einwirkungen der Hitze nach und nach den Verstand verlieren. Spätestens, als eine der Geiseln beim Versuch zu entkommen mit einer Nagelkanone getötet wird, dürfte dem Zuschauer klar sein, dass Jimmy nicht alleine handelt. Alternativ könnte es aber auch sein, dass er sich das gesamte Geiselszenario nur im Kopf zusammen spinnt, und wir einen Einblick in seine Psyche erhalten. Denn woher sonst sollte er denn die ganzen aktuellen Informationen über die Geiseln haben, wenn nicht durch Telepathie, eine Wanze im Ohr oder aber aufgrund der Tatsache, dass er sich das alles nur ausdenkt?!?

Leider gelingt es Martinez nicht, die Beklemmungen, die Angst, den Terror in Bild und Worte zu fassen, den die Geiseln erleiden müssen, dass sie sogar zu solch drastischen Maßnahmen wie Suizid greifen können. Dadurch ist es auch nicht immer ganz klar, warum die einzelnen Personen so handeln. Auch verwehrt sich dem Zuschauer bis zum Schluss Sinn und Zweck der gesamten Aktion. Die letztendliche Auflösung der Geschichte ist dermaßen verworren, dass man meint, man hätte etwas entscheidendes verpasst, allerdings hilft auch ein zweiter Blick auf die letzten Minuten nicht weiter, um zu verstehen, was uns Martinez nun als tatsächliche Auflösung bieten will.
Schauspielerisch ist es vor allem Val Kilmer, der den Film streckenweise zu retten vermag, denn seine Darstellung des psychisch kranken Professors, der auch vor einer Geiselnahme zu höherem Ziele nicht zurückschreckt, ist wirklich sehr gut gelungen und lässt einem den Anflug einer Gänsehaut über den Rücken fahren. Die Qualität eines Jack Nicholson in „Shining“ erreicht er dabei allerdings nicht.

Alles in allem ein Film, dessen Sinn sich leider zum Schluss hin den Blicken des Zuschauers entzieht. Eine klarere Auflösung wäre hier wünschenswert gewesen. Zwar gibt es eine Vermutung, wie die Lösung aussehen soll, jedoch stellen sich hierbei dann ebenfalls viel zu viele Fragen, die man gerne beantwortet hätte…