Die dunkle Macht

Das russische Kino gewinnt in meinen Augen immer mehr an Interesse. Nachdem ich schon „Wächter des Tages“ und „Wächter der Nacht“ als enorm gelungen empfunden habe, lockt nun der dortige Blockbuster DIE DUNKLE MACHT auf DVD und BluRay. Wie sich Regisseur Konstantin Maximow im direkten Vergleich mit Hollywood schlägt, erfahrt ihr hier.

Die Geschichte ist zunächst erst einmal denkbar einfach. Der Spezialagent Matvey Soboley wurde zur Transportsicherung einer neuartigen Waffe mit einem Flugzeug losgeschickt. Wie er im letzten Moment erkennt, wird er aber durch seinen Partner Kurylo verraten, der ihm eine Bombe untergejubelt hat. Das Flugzeug explodiert, aber Matvey überlebt schwer verletzt. Jetzt gilt es, die gestohlene Waffe zurückzugewinnen.
Wie gesagt, bis dahin ist alles recht überschaubar. Warum man hier nun auch noch eine Paralleldimension eingebaut hat, in der der Krieg zwischen Gut und Böse tobt, und in dem Matvey und Co. nichts anderes sind als kleine Befehlsempfänger, die nach bestem Wissen und Gewissen handeln, bleibt unklar. Wahrscheinlich will man sich damit den großen Vorbildern des Films ein wenig angleichen.

Vorbilder? Allerdings, denn diverse Parallelen zu Streifen wie der „Bourne-Trilogie“, der „Matrix-Trilogie“, teilweise „Immortal“, sogar ein wenig „Narnia“ und letztendlich auch (bei der Darstellung des Bösen) beim Videospiel „Resident Evil 5“ kann man einfach nicht leugnen.

Vielleicht ist auch genau das das Problem. Maximow hat versucht, zu viele Dinge in einen Topf zu schmeißen, und damit eine Geschichte entwickelt, die in sich sehr verworren ist und der man im Endeffekt leider nicht mehr wirklich folgen kann. Eine packend inszenierte Agenten-Story wäre wahrscheinlich in sich stimmiger und damit überzeugender geworden als diese Pseudo-Fantasy-Story.

Kamera, Schnitt, Special Effects, darstellerische Leistungen, Bildeffekte, Ton: hier passt wirklich alles, und kann auch mit den genannten Verweisen ohne Probleme mithalten. Das einzige, was hier wirklich störend das Filmvergnügen verhindert, ist das Drehbuch, welches so fragmentarisch erscheint, dass man teilweise nicht einmal mehr versteht, was Realität, was parallele Dimension, was Traum, was Wirklichkeit ist. Ebenso erscheint der Schluss des Films überraschend, plötzlich und irgendwie unabgeschlossen.

Wer sich vorstellen kann, nur den zweiten Teil von Matrix zu sehen, ohne Vorwissen oder ohne zu ahnen, wie es dann weiter gehen wird, der hat eine recht gute Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, DIE DUNKLE MACHT zu schauen. Irgendwie fehlt einem die Vorgeschichte, und das Gefühl, dass am Schluss alle Handlungsfäden zur Zufriedenheit beendet wurden, hat man auch nicht. Das, was es auf dem Bildschirm zu sehen gibt, ist dafür aber wirklich begeisternd.