007 – Ein Quantum Trost (Playstation 3)

EIN QUANTUM TROST knüpft perfekt an den bisherigen Bond-Spielen an. Ein bisschen Ego-Shooter, ein ganz klein wenig Geheimagent, eine fesselnde Geschichte, schlüssige, recht geradlinige Missionen, Knobelfutter für Einsteiger und jede Menge Actionspektakel, das sind die Zutaten für eine gelungene Doppel-Null-Adaption. Der Superagent seiner Majestät tobt sich nun das erste mal auf der PS3 aus, und dabei macht er einen sehr ordentlichen Eindruck, nicht nur in Sachen Manieren, sondern auch auf grafischer Basis.

Die grafische Leistung, die hier zu sehen ist, hat mehrere Gründe. Zum einen wurde Daniel Craig mittels 3D-FaceScan-Technologie perfekt in digitaler Form gespeichert, wodurch die Hauptfigur überzeugend und lebendig wirkt. Ein anderer Grund dürfte dafür dürfte aber auch die leistungsstarke Call of Duty 4 – Grafikengine sein, auf der das Spiel aufgebaut ist. Und genau hierin liegt auch der Schwerpunkt des Spiels, denn mindestens 80-90 % des Spieles laufen wie ein typischer Egoshooter ab.

Die Waffenhandhabung und die Zielfunktionen des Spieles sind stark arcadelastig aufgebaut. Es ist alles andere als aufwändig, den Gegner anzuvisieren und ihm dann den Garaus zu machen. Die KI der feindlichen Truppen ist eher gehobenes Mittelmaß. Zwar geben sich die Herrschaften gegenseitig Feuerschutz und gehen auch hinter Möbeln, Häuserecken oder Felsformationen in Deckung, allerdings sind sie hierbei etwas starr in ihrer Kreativität. Die KI rechnet mit der höchstwahrscheinlichen Richtung, aus der unser Agent wohl kommen wird, und suchen sich hierzu passend die Deckung aus. Kommt man von der Seite und nimmt sie unter Feuer, so gehen sie trotzdem nicht um die Deckung herum, sondern hocken sich einfach seitlich zu unserem Sichtfeld hin und lassen sich gemütlich erschießen. Solange ich also aus der wahrscheinlichen Richtung komme: Spielspaß garantiert, zumal die Gegner es einem dann nicht unbedingt leicht machen. Wähle ich aber einen alternativen Weg, der nicht einfach nur geradeaus geht, entwickelt sich EIN QUANTUM TROST eher zu einem Quantum Abschlachten.

Über kleine Minispiele und Reaktionstests hackt man sich zwischendurch in Rechner oder erledigt Gegner im Nahkampf. Diese Nahkampfeinlagen haben mir persönlich bei ‚Das Bourne Komplott’ besser gefallen, da sie deutlich schneller und atemberaubender inszeniert waren, aber auch hier ist das eine ganz nette Abwechslung für Zwischendurch.
Die interaktiven Objekte im Spiel leuchten sehr zu unserem Missfallen wie kleine Alarmanlagen stetig auf. Hier wäre es durchaus interessanter gewesen, wenn diese Objekte versteckt geblieben wären und man dann beispielsweise durch Zufall erfreut festgestellt hätte, dass Feuerlöscher explodieren, wenn man darauf schießt. Davon abgesehen, bietet das Spiel ansonsten aber all die Elemente, die man sich erhofft oder erwünscht hätte. Schießereien, Schleicheinlagen, Balanceakte, Shoot-Em-Up-Einlagen, Snipereinsätze, sogar die Parcours-Szene aus ‚Casino Royal’ wurde adaptiert. Womit wir auch schon beim Inhalt wären.

EIN QUANTUM TROST ist nicht nur ein Lizenzspiel zum neuen Bondfilm, sondern bietet zum anderen auch ein paar der spannendsten Szenen aus ‚Casino Royal’ zu welchem es ja kein Spiel gab. Die Handlung an sich wird immer zwischendurch in Videosequenzen bzw. durch Tonaufzeichnungen, die über irgendwelche Abhörsicherheitsanlagen abgespielt werden, erzählt. Die Missionen an sich verraten nur bedingt, worum es inhaltlich bei dem Film geht, aber das ist meistens so: wer den Inhalt des Films nicht genau kennt, der erkennt auch nicht die vielen Parallelen, die eine Filmadaption bietet.

Wer auf actionreiche Shooter steht, bei denen es eben nicht nur um Munition und Kugelhagel geht, der ist mit EIN QUANTUM TROST recht gut bedient. Dass es im Vergleich zu einem echten Shooter ein wenig blass wirkt, liegt daran, dass die Macher ihren Fokus nicht nur auf Kimme und Korn gelegt haben, auch wenn hier ein gewisser Schwerpunkt liegt. Die Wiedereinstiegspunkte, sollte man mal das Zeitliche gesegnet haben, sind absolut fair gesetzt, somit kommt auch nicht allzu schnell Frust auf, wenn man mal an einer etwas kniffligen Stelle hängt. Die treten aber eigentlich immer nur dann auf, wenn man sich in Passagen, wo ein Timer abläuft, zu viel Zeit lässt, um taktisch vorzugehen. Ansonsten spielt sich 007 – EIN QUANTUM TROST sehr flüssig und ist in der Lage, auch längerfristig an die Konsole zu fesseln. Lediglich für den Kinobesuch muss ich ein wenig Zeit aufbringen, denn bei allem Spaß, den das Spiel macht: ein Bond-Film ist nun mal ein Bond-Film und hat entsprechend Vorrang!