Borderlands (Playstation 3)

Wow, ich muss gestehen, ich bin platt! Die Idee klang anfänglich so verrückt, dass ich dieses Spiel eigentlich nur antesten wollte, um mir mein eigenes Urteil darüber bilden zu können. Jetzt, nachdem ich diverse Stunden mit BORDERLANDS verbracht habe, kann ich nur sagen, dass ich heilfroh darüber bin, den Titel nicht links liegen gelassen zu haben.

Aber wo fangen wir an? Mittendrin, oder doch lieber ganz am Anfang? Bei BORDERLANDS übernehmt ihr die Rolle von einer von vier wählbaren Spielfiguren. Die Auswahl erscheint auf den ersten Blick vielleicht etwas mager, ihr werdet aber feststellen, dass das Spiel derartig viele unterschiedliche Ansätze bietet, dass weitere Spielerklassen vielleicht einer Überforderung gleich gekommen wären. (Und schon sind wir eigentlich mittendrin und haben unendlich viele Details übersprungen…)

Was genau ist BORDERLANDS eigentlich für ein Spiel? Die Antwortet lautet: zur einen Hälfte ein Egoshooter, zur anderen Hälfte ein Rollenspiel. In einem Endzeit-Szenario, ähnlich der Welt von Mad Max, seid ihr auf der Suche nach einem verborgenen Schatz. Hierfür müsst ihr Informationen sammeln, die ihr aber erst dann bekommt, wenn ihr das Vertrauen der Dorfbewohner gewinnen könnt. So wichtig uns normaler Weise die Story eines Spieles auch ist: in BORDERLANDS gerät sie schon nach wenigen Sekunden zur absoluten Nebensache, und ihr habt schnell vergessen, weswegen ihr überhaupt unterwegs seid.

Kaum habt ihr euch entschieden, ob ihr als Nahkampfexperte, Scharfschütze, Elementaristin oder Soldat mit Heilfähigkeiten durch das Spiel streiten werdet, geht es auch schon ans Eingemachte. Direkt nach eurer Landung auf Pandora wird die Grenzstadt von Banditen überfallen, und ihr seid gerade rechtzeitig zur Stelle, um die ersten Pluspunkte zu sammeln, indem ihr die Banditenbrut in die ewigen Jagdgründe schickt.

Feuer ihr jetzt auf die Gegner, seht ihr bald kleine Zahlen aus ihren Köpfen springen: damit ihr auch wisst, was ihr so austeilt, wird der Schaden auf diese Weise dargestellt. Habt ihr ihnen genug Zahlen aus dem Kopf gezaubert, fallen sie ordnungsgemäß tot um und hinterlassen euch reichlich Geld, Munition, Waffen, Rüstungsteile etc., und genau hier ist dann der Punkt, wo euch das Spiel so richtig packt und einen unwiderstehlichen Sammeltrieb in euch wecken wird. Durch ein ausgeklügeltes System, bei dem aus mehreren Faktoren eine Kombination aus vielen unterschiedlichen Werten zusammengestellt wird, ergeben sich nach Aussagen der Entwickler mehr als 700.000 Zusammenstellungen an Waffen und Zubehörteilen, die es in BORDERLANDS zu entdecken gibt. Das Beste daran ist, dass auch wirklich jeder Spieler jede Waffe verwenden kann und es entsprechend keine Einschränkungen durch die gewählte Klasse gibt, lediglich die Effizienz ist unterschiedlich. Und so rennt ihr nun mit einer ähnlichen Besessenheit wie bei Diablo durch die Abschnitte und sucht nach besserer Ausrüstung, als ihr sie derzeit tragt. Mit der Zeit könnt ihr zusätzliche Waffenslots belegen und somit über ein Direktmenü schnell zwischen einzelnen Waffen hin- und her wechseln, sollte euch mal die Munition euerer Hauptwaffe ausgehen oder solltet ihr euch mal entschließen, von ganz weit weg bzw. von ganz nahe dran zu agieren.

Durch das Besiegen von Gegnern oder das Abschließen von Aufgaben erhaltet ihr rollenspieltypisch Erfahrungspunkte, durch die euer Charakter nach und nach Stufenanstiege erhält und ihr seine Fertigkeiten verbessern könnt. Jede Figur bekommt zudem noch separate Sonderfertigkeiten, die ihr in einem separaten Punktesystem steigert.

Die Grafik ist in CellShading-Optik gehalten, was dem Spiel einen absolut extravaganten Look verleiht. Hiermit geht man völlig neue Wege im Egoshooter-Genre, womit man sich zugegebener Weise erst einmal ein wenig anfreunden muss, hat man sich aber erst darauf eingestellt, ist das Spielerlebnis umso frischer.
Des weiteren hat man sich bemüht, in die Story möglichst viel (teilweise leicht abgedrehten) Humor mit zu integrieren, damit das relativ explizite Spiel nicht vollends nur brutal bleibt, sondern auch der Spaß nicht zu kurz kommt, den man eigentlich an vielen Kleinigkeiten im Spiel entdeckt. Einzig wirklicher Kritikpunkt, den sich BORDERLANDS schon nach kurzer Zeit gefallen lassen muss, sind die stetig wiederkehrenden Gegnermodelle, die sich rein äußerlich nicht sonderlich groß unterscheiden, dafür aber sehr unterschiedlich stark sein können. Hier wäre ein wenig mehr Abwechslung wirklich wünschenswert gewesen, es müssen ja nicht immer über 700.000 verschiedene Modelle sein.

Auch wenn BORDERLANDS an vielen Stellen noch ein wenig Luft nach oben lässt, ist das Spielprinzip einfach bombastisch und hat teilweise gesundheitsschädliche Wirkungen, denn schnell stellt ihr fest, dass es dann doch später an der Konsole wird, als ihr euch das gedacht hattet…

Es gibt momentan eine Menge sehr guter Spiele, die leider alle sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wollen… BORDERLANDS ist sicherlich eines davon, hat aber den immensen Vorteil, dass ihr hier eure Vorlieben für Shooter und Rollenspiel in einem Spiel ausleben könnt. Dazu kommt noch die riesige Auswahl an Waffen, die einen quasi zum Schusswaffen-Messie werden lassen, um auch wirklich die beste Waffe für jede Gelegenheit am Mann zu haben, sowie die vielen unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten eurer Figuren. Absoluter Hit, der in seiner Machart nach einer Fortsetzung schreit (die es im übrigen über Downloadinhalte bereits gibt).