Call Of Duty: Black Ops (Xbox 360)

Die Egoshooter-Reihe, die Referenzcharakter hat, ist mit einem neuen Teil am Start. CALL OF DUTY – BLACK OPS bietet erneut all die Stärken, die die Reihe bei den letzten paar Releases zum Genre-Führer etabliert hat, allerdings ebenfalls die gleichen Diskussionspunkte, wie man sie schon bei Modern Warfare 2 zuhauf hörte. Ist BLACK OPS noch hart, aber mit gutem Geschmack, oder geht man hier einen Schritt zu weit und driftet in die Geschmacklosigkeit ab?

Alles bleibt beim Alten: wie schon so oft, ist die Solokampagne des Spiels ein echter Knaller. In mehrere Kapitel unterteilt, mit linearem Spielablauf und einer Unmenge an gescripteter Ereignisse, wird euer Puls stetig höher gehen und der Adrenalinspiegel steigen. Nachteilig: wer eine so geradlinige Story auffährt und an jeder Ecke für einen Knalleffekt sorgen will, muss nun einmal mit dem Problem leben können, dass die Story nicht sonderlich lange ausfällt und man schon nach wenigen Stunden den Abspann des Spiels sehen kann. So sehr sich die Meinungen hier auch teilen mögen: mir ist es deutlich lieber, eine actiongeladene Story mit jeder Menge Knalleffekte zu haben, als eine zähe halbgare Sache, die sich wie ein Kaugummi in die Länge zieht. Die Story selbst: ihr spielt Alex Mason, einen Elitekämpfer der SOG. Zu Beginn seid ihr irgendwo gefangen, werdet mit Stromstößen gefoltert und sollt Informationen über eine Zahlenkombination preisgeben. Um euch mürbe zu machen, werdet ihr zu euren bisherigen Missionen, die euch hierher gebracht haben, befragt. Alles beginnt mit dem Auftrag, ein Attentat auf Fidel Castro auszuüben. Das klappt auch, allerdings stellt sich dann später erst heraus, dass es sich um ein Doubel handelte. Ausserdem dreht sich ziemlich viel um das Kampfgas Nova 6, das die Nazis kurz vor Kriegsende einsetzen wollten, jedoch in letzter Sekunde gestoppt wurden. Ihr solltet scheinbar verhindern, dass diese Waffe irgendwem in die Hände fallen würde… Anders als sonst, spielt ihr hier nahezu ausschließlich Mason bzw. hört euch ganz selten auch einfach nur an, was Mason über andere Einsätze zu berichten hat (und springt dann ausnahmsweise in die Rolle eines anderen…). Dadurch wirkt das Spiel deutlich zusammenhängender, und es fällt erheblich leichter, sich mit dem Protagonisten zu identifizieren, weil er eben nicht mehr nur ein gesichtsloser Soldat ohne Hintergrund ist, sondern Motive für sein Handeln hat…
Wäre es ein reines Singleplayer-Spiel, so würde ich allen Kritikern Recht geben, dass hier der Umfang etwas mau ausfällt, aber: Kernelement ist bei CALL OF DUTY schon seit geraumer Zeit der Multiplayer, und der hat es mal wieder in sich! Treyarch hat sich einiges neues einfallen lassen, um die Spieler weiter zu motivieren und nicht lediglich eine 1:1-Kopie des schon nahezu perfekten Multiplayer-Teils von Modern Warfare 2 anzufertigen.
Zunächst einmal kommt einem alles enorm vertraut vor: ihr startet ins Gefecht, wählt einen der vielen verfügbaren Spielmodi (Team Deathmatch, Deathmatch, Bodenkrieg, etc.) und schon geht’s los. Für Abschüsse, Assists etc. gibt es Erfahrungspunkte, mit denen ihr in einem Rangsystem aufsteigt und somit nach und nach Zugriff auf bessere Waffen bekommt. Neu: für die Erfahrungspunkte könnt ihr euch nun für die freigespielten Waffen sofort alle Aufsätze, Visiere etc. kaufen (wohlgemerkt: kaufen, nicht einfach auswählen), statt diese ebenfalls erst aufwändig separat freizuschalten. Somit könnt ihr schon relativ früh mit einer guten Waffe in die Maps starten, und ein niedriger Rang ist nicht mehr allzu sehr von Nachteil, wenn man gegen höherstufige Spieler antritt. Vielmehr entscheiden die eigenen Fertigkeiten, wie man vorankommt. Neben dieser Änderung und diversen neuen Trefferserien-Belohnungen wie fernlenkbarer Sprengsatz und Napalmangriff haben die Macher zudem viele neue Spielvarianten eingebracht, die sich in erster Linie an Einzelkämpfer richten und diesen im ansonsten recht teamlastigen Multiplayer-Bereich ein neues Zuhause bieten.
Angefangen beim Combat Training, bei dem ihr alleine oder mit Freunden in den Multiplayer-Maps gegen Bots antretet und so die Karten kennen lernen könnt, bis hin zu den Spielvarianten „One in the chamber“, Sharpshooter“, „Gun game“ und „ Sticks and stones“, die es wirklich in sich haben:
Bei „One in the chamber“ habt ihr lediglich ein Messer und eine Waffe mit einer Kugel. Jeder Spieler besitzt drei Leben. Wer mit seinem Schuss trifft, bekommt eine weitere Kugel geschenkt.
„Sharpshooter“ legt eure Waffen für alle Spieler gleich fest, somit herrscht Chancengleichheit. Die Waffen wechseln mit der Zeit.
Im „Gun game“ starten alle mit der gleichen Waffe, aber für jeden Kill, den man hinlegt, bekommt man eine andere, bessere Waffe in die Hand.
Letztendlich bleibt noch „Sticks and stones“, wo ihr mit sehr eingeschränkter Waffenauswahl unterwegs seid: ein Tomahawk, eine Armbrust und ein „Ballistic Knife“, das mit Druckluft betrieben wird. Ein Treffer mit dem Tomahawk leert hierbei den Punktestand des betroffenen Spielers, also gerade in den entscheidenden Phasen des Spiels wird vermehrt mit Hackebeil gearbeitet…

Veränderbare Spielerfiguren, komplette Videomitschnitte der Online-Matches und die Möglichkeit, diese zu bearbeiten, runden das Gesamtpaket CALL OF DUTY: BLACK OPS ab. Der neue Ableger aus dem Hause Activision haut einen zwar nicht mehr so sehr von den Socken, wie es die vorherigen Teile geschafft haben, ist aber in sich absolut stimmig, ein Egoshooter auf allerhöchstem Niveau, und in Sachen Vielfalt und Spielmodi eine absolute Bereicherung der Serie. Wer die Reihe mag, wird auch keinerlei Probleme haben, sich hiermit anzufreunden, obwohl ein wirklicher Aha-Effekt ausbleibt. Gewohnt hochwertig, professionell, spaßig und Sucht gefährdend, aber eben kein absolutes Novum!