Crysis 2 (Xbox 360)

Wer von euch mag frittierte Kalamaris? Es ist zwar keine zwingende Voraussetzung, kann aber schon einmal ein guter Einstieg sein, um in CRYSIS 2 seinen Spaß zu haben. Eure Aufgabe? Mehr oder weniger im Alleingang gegen eine tintenfischartige Alienrasse antreten, die die Menschheit bedroht, und ganz nebenbei auch noch gegen die menschlichen Widersacher antreten, die euch ans Leder wollen. Da ist man schon froh, wenn einem ein Anzug zur Hilfe mitgegeben wird, der ein paar tolle Extras eingebaut hat.

Der Big Apple hat definitiv schon schönere Zeiten gesehen. Von einer Alienrasse angegriffen, sieht New York anfänglich schon brutal zerstört aus, doch der Zerfall soll im Laufe des Spiels noch weiter fortschreiten und ein heimlicher Hingucker werden, der uns immer wieder vor Augen führt, wie sehr sich die Programmierer hier ins Zeug gelegt haben, um nicht nur eine statische Situation zu erschaffen, sondern auch den Fortschritt der Vernichtung mit aufzuzeichnen. Mitten in diesem Angriff werdet ihr mit einem Trupp Soldaten aus eurem U-Boot gerissen. Als einzig Überlebender werdet ihr von Prophet aus dem Wasser gezogen, und kurz darauf spendiert der euch (Alcatraz) seinen HighTech-Anzug, nur um sich kurz darauf zu erschießen. Von nun an gehört euch der Nanosuit, und da ihr nicht in der Lage seid, euch verständlich zu machen, halten euch fortan auch alle für Prophet. Über Funk erhaltet ihr Aufträge, die für das Überleben der Menschheit unausweichlich sind (was wohl auch der einzige Grund ist, warum ihr euch diesen Anweisungen unterordnet, statt auf eigene Faust etwas zu unternehmen). Obendrein ist euch der Sicherheitsdienst von Crynet auf der Spur, denn Crynet will seinen Anzug wieder zurück haben.

Und somit lernt ihr nach und nach, wie ihr am Geschicktesten mit dem Nanosuit umgeht, denn abgesehen von einem Geschwindigkeitsschub hat das schicke Teil noch etliche andere Funktionen, von denen wir hier nur die drei wichtigsten nennen wollen: an bestimmten Stellen des Spiels könnt ihr in einen Taktikbildschirm wechseln, bei dem ihr Stärken, Schwächen und Bewaffnungen der Gegner erkennen könnt und hier schon entscheidet, wie ihr beim Angriff vorgehen wollt. Seht ihr eure Chance eher in einem heimlichen Stealth-Einsatz, dann benutzt ihr das Tarnfeld des Anzugs, mit dem ihr unbemerkt an Gegnern vorbei schleichen könnt. Sieht die Situation eher so aus, dass ihr nur mit grober Gewalt voran kommt, dann solltet ihr statt des Tarnfeldes das Schutzschild aktivieren, das euch vor Projektilen und Explosionen schützt.

Viel mehr wollen wir von der Story nicht verraten, denn, da seien wir mal ganz ehrlich, vom Inhalt her bietet die zwar einen spannenden Einstieg und immer mal wieder zwischendurch ein paar Überraschungen, insgesamt hat man aber das Gefühl, hier lediglich ein Konzept anstelle einer Geschichte vorgesetzt zu bekommen, das für die Action herhalten muss. Wer sich im übrigen fragt, was denn wohl in Teil 1 passiert ist und warum man das nicht selbst gespielt hat, dem sei gesagt, dass der erste Teil ein PC-exklusiver Titel war. Ein paar Dinge zum Vorgänger werden in Rückblicken von Prophet erklärt, alles in allem kommt man aber auch sehr gut ohne Vorwissen zurecht und muss sich dann auch nicht darüber wundern, dass die Ceph (so heißt die Alienrasse) ihr Aussehen geändert haben. Wirklich gestört hat uns das dünne Storygerüst jetzt allerdings auch nicht, denn dafür hat CRYSIS 2 ein paar andere Vorzüge.

Der Titel ist einfach traumschön. Die Grafik macht dank Cryengine 3 dermaßen viel her, dass man sich manches mal wünscht, einfach nur kurz stehen zu bleiben, sich die Gegend und die vielen Details anzuschauen und gescriptete Ereignisse zu genießen. Der Sound ist ebenfalls brachial, wenn es um Explosionen und Feuergefechte geht, und das akustische Feedback des Anzugs funktioniert ebenfalls. Darüber, dass Alcatraz insgesamt eher ein stiller Mensch ist, braucht man sich angesichts der wenigen Momente, in denen es zu einer Kommunikation käme, nicht zu ärgern.

Natürlich gibt es auch einen ordentlichen Multiplayer-Part für CRYSIS 2. Hier spielt ihr in einer Vielzahl von Spielmodi (Deathmatch, Team Deathmatch, Capture The Flag, King Of The Hill, Exfiltration) mit- bzw. gegeneinander. Die Zusatzfunktionen des Nanosuits, die ihr im Storymodus freigeschaltet habt, sind auch hier verfügbar und machen hier stellenweise sogar noch mehr Sinn, als dies im eigentlichen Spiel der Fall war.
Auf zwölf Karten könnt ihr euch austoben und nach und nach neue Waffen freischalten. Statt der Genre-üblichen Abschuss-Serienbelohnungen müsst ihr hier die Erkennungsmarken der erledigten Feinde einsammeln. Was für Gunner ein Fest ist, wird für Sniper und Camper ein Graus sein. Die Idee ist allerdings durchaus gut, denn so muss man sich bewegen, um auch Belohnungen zu erhalten.

CRYSIS 2 ist ein absolut solider Shooter mit umwerfender Grafik geworden. Leider fehlen der Story und dem Kämpfen ein paar Highlights, die einen genauso umwerfen. Hier hätte man durchaus ein wenig mehr Bombast und Dramatik einbringen können. Die Möglichkeiten, die euch der Nanosuit zur Hand gibt, sind vielfältig und abwechslungsreich, sodass ihr trotz dieser Tatsache bei Laune gehalten werdet. Die beiden Hauptfertigkeiten des Anzugs unterstützen zudem sowohl die Rambos unter euch, als auch die Solid Snakes. Für den nächsten Teil würde ich mir lediglich etwas mehr Spannungsbogen erwünschen, grafisch ist der Titel aber so überzeugend, dass man gerne sämtliche anderen Schwächen unter den Tisch fallen lassen kann!