Divinity II – Ego Draconis (Xbox 360)

Wir befinden uns in Rivellon, einer Fantasywelt, wie sie im Buche steht. Ihr seid ein anstehender Drachentöter, mitten ins seinem Initiationsritus. Welchen Weg ihr wählt, liegt ganz in eurer Hand… Kommt uns das nicht irgendwie alles bekannt vor? Ja, zugegeben, Fantasy-Rollenspiele erzählen in gewisser Weise häufig ähnliche Geschichten, aber tun das Kriegsspiele, Handelssimulationen, Sportspiele, eigentlich jedes Spiel, auch? DIVINITY II jedenfalls setzt sich in einigen Punkten deutlich von den Genrebegleitern ab, hat aber auch die eine oder andere kleine Schwäche. Wir haben dem Rollenspiel von den Entwicklern aus den Larian Studios auf den Drachenzahn gefühlt.

Es kommt alles anders, als man es anfänglich erwartet. Zwar startet ihr hoch motiviert als angehender Drachentöter in das Abenteuer, aber schon nach kurzer Zeit will es das Schicksal anders mit euch. Kaum habt ihr die ersten Schritte gemacht, euch ein wenig mit der Steuerung angefreundet, die eine oder andere Talentsteigerung in Folge eines Stufenanstiegs durchgeführt und die ersten Quests abgeschlossen, da kreuzt die letzte Drachenritterin euren Weg, und mit ihrem letzten Restatem verleiht sie euch das Wesen eines Drachen. Fortan seid ihr Drachenritter, erklärter Feind der Drachentöter. Das es da zu einem Gewissenskonflikt kommt, und diejenigen, die euch bislang gefördert haben, plötzlich nach eurem Leben trachten, dürfte klar sein…
Weiter wollen wir auf den eigentlichen Inhalt nicht eingehen, denn das ist es, was ein Rollenspiel ausmacht, dass man wirklich etwas erlebt und nicht nur nachspielt…

Die Eckpunkte, die ein gutes Rollenspiel ausmachen, sind Charakterentwicklung, Itemverwaltung, natürlich die Story, Kampfsystem und grafische Umsetzung sowie auch die Möglichkeiten, offen ins Spiel zu marschieren oder fest bei der Hand genommen zu werden und linear zu agieren.
Die Charakterentwicklung bei DIVINITY II startet in dem Tutorial, wo ihr euch auf eine „Fachrichtung“ festlegen müsst. Ob nun als Schwertkämpfer, Bogenschütze oder magisch begabter Spieler, grundsätzlich könnt ihr auch später noch alle einzelnen Bereiche abgrasen, jedoch sollte man nicht zu sehr mischen, um nicht „von allem ein bisschen“ zu können, aber nichts wirklich gut. Schade ist, dass ihr die Vor- und Nachteile eurer Wahl nicht direkt vor Augen geführt bekommt. Ansonsten ist das offene Prinzip der Charakterentwicklung aber sehr gut.
Das Inventar ist insgesamt leider eher etwas unübersichtlich. Ehe ihr deutlich erkannt habt, was ihr momentan in Benutzung habt und ob es ggf. bessere Gegenstände gibt, die ihr aufgesammelt habt, bedarf es ein wenig geschulten Auges und Geduld. Die freie Tastenbelegung, um Fertigkeiten oder Angriffe, Tränke und ähnliches im Schnellzugriff zu haben, ist wiederum sehr gut gelöst, wobei die Variante, die man bei Sacred 2 beobachten konnte, doch noch ein paar mehr Möglichkeiten eröffnet hat.
Das Kampfsystem ist stark Hack´n´Slay-lastig, bietet nur bedingt taktischen Hintergrund und ist somit realistisch, wenn auch etwas eintönig. Um doch noch kurzfristig die Taktik ändern zu können, habt ihr jederzeit die Möglichkeit, zu pausieren. Der Fairness halber sei gesagt, dass die Schwierigkeit der Kämpfe schon nach sehr kurzer Zeit deutlich anzieht, und ihr recht schnell das Zeitliche segnet, wenn ihr euch in einem Gebiet aufhaltet, das von den Entwicklern erst für höherstufige Charaktere ausgelegt wurde. Dumm nur, wenn ihr nicht wisst, wo ihr vorher noch an Erfahrungspunkte für Stufenanstiege rankommt.
Grafisch geht DIVINITY II voll in Ordnung. Es gab während des Tests zwar ein paar wenige Stellen, wo wir mit Rucklern zu kämpfen hatten, das war jedoch nicht weiter tragisch und auch nur extrem selten der Fall.
Die Story ist einfach nur super erzählt und gut durchdacht, zudem bietet euch das Spiel sehr viele verschiedene Lösungswege, um eure Aufgaben zu erfüllen. Ob ihr nun Saubermann und Gentleman sein wollt oder Fiesling und Schurke, bleibt ganz euch überlassen, und je nachdem, wie ihr vonstatten geht, werden die NPC´s auf euch reagieren.

DIVINITY II bietet viele Stunden spannende Rollenspielunterhaltung, die ganz leicht an einem etwas zu fordernden Schwierigkeitsgrad sowie einem ansatzweise kompliziertem Inventory kränkelt. Wer sich davon allerdings nicht abschrecken lässt, kann hier viele Stunden in die Welt Rivellon abtauchen und Abenteuer erleben…