DJ Hero (Playstation 3)

Die Zeiten, in denen nur Fans von „handgemachter“ Musik im wachsenden Bereich der Musikspiele auf ihre Kosten kommen, sind vorbei. Ab sofort können sich auch die Besucher diverser Tanztempel freuen, denn mit DJ HERO wird man selbst zu Hause zum Großmeister der Turntables und kreiert tolle Klangeffekte durch das zusammenmixen unterschiedlicher Songs miteinander.

Kleine Zeitreise: das Leben als DJ ist wirklich nicht leicht. Wo man früher einfach nur zueinander passende Songs hintereinander spielen musste, ohne Stilbruch zu begehen, folgte irgendwann mit der Erfindung des Crossfaders die Kunst, von Lied A nach Lied B überzublenden. Später reichte das dann auch nicht mehr aus, und man erwartete vom DJ, dass er am besten zwei Songs gleichzeitig spielt und somit, durch geschicktes Vermischen, einen ganz neuen Sound kreieren sollte. Jetzt noch das Ganze der Stimmung der tanzenden Menge anpassen, und man kann Großes erreichen.

Und genau hier liegt die Kunst in DJ HERO. Der mitgelieferte Controller besteht aus mehreren Elementen: hinter einer kleinen Klappe verbergen sich die standardmäßigen Knüpfe, um in den Menüs leichter steuern zu können. Auf der gleichen Seite befinden sich ein Crossfader, um zwischen den zwei laufenden Songs hin-und herzuschwenken, ein kleiner Drehregler, um an bestimmten Stellen den Klang zu verändern (von der Funktion her vergleichbar mit dem Tremolohebel bei den Guitar Hero Gitarren) oder euren Ansagetext abzuändern aus einer vorgegeben Liste (welche bestimmte Samples enthält), sowie der Euphorie-Button, den ihr nach erfolgreich absolvierten Serien einsetzen könnt und durch den ihr zum einen doppelte Punkte erhaltet, zum anderen für die Einsatzzeit auf den Crossfader verzichten könnt.
Die andere Seite des DJ-Pultes ist ein drehbarer Plattenteller mit Knöpfen für linke und rechte Tonspur sowie den Effektbutton. Natürlich benötigt ihr den drehbaren Teller auch für Scratches oder zum „Zurückspulen“ nach besonders gut gelungenen Passagen.

Das war es eigentlich schon, den Rest kennt man vom Prinzip her von den Guitar Hero Spielen: die „Noten“ bzw. hier Spuren, die aktiviert werden müssen, kommen auf einer Bahn angelaufen, im richtigen Moment drückt ihr die entsprechende Taste. Macht die Tonspur einen Knick, müsst ihr entsprechend den Crossfader bewegen, leuchtet der Plattenteller auf, steht euch Euphorie bereit, und auch dass Rollback wird euch deutlich angezeigt.
Klingt soweit recht einfach, stellt sich in der Praxis aber deutlicher schwerer heraus, als es beim Gitarren-Pendant ist, denn: die Clubhits sind Mixes, was bedeutet, dass nicht wirklich vorhersehbar ist, was wann und warum zu passieren hat. Sich in den Song einzufühlen ist bei weitem nicht so einfach, und ihr werdet schnell merken, dass dadurch leider häufiger mal das Gefühl auftritt, ihr würdet nicht „den Mix in der Hand haben“ sondern nur auf das reagieren, was per Symbol von euch abgefordert wird. Reflextest in Kombination mit unterschiedlich wählbaren Tasten und Richtungen quasi, und dazu passend läuft ein wenig Musik.
Es gibt allerdings auch ein paar Songs, wo ihr zusammen mit einem Gitarristen ans Werk geht. Hier blüht der Partyspaß dann richtig auf, wo vorher nur verhaltene Freude stattfand.

Alles in allem ist DJ HERO eine gelungene Umsetzung der Idee, auch für Fans anderer Musik-Genres diesen Bereich der Videospiele interessanter zu gestalten, für Musiker ist dies allerdings nicht mehr ganz so zugänglich. Trotzdem eine gute und vor allem sinnvolle Ergänzung des Spektrums im Bereich der Musikspiele.

Die komplette Songliste des Spiels hier aufzustellen, wäre viel zu umfangreich, denn es gibt satte 93 Songs (jeweils bestehend aus zwei Tracks unterschiedlicher Interpreten, aber ein paar nette Beispiele wollen wir doch nennen:
2Pac – “All Eyez On Me” vs. The Aranbee Pop Orchestra – “Bittersweet Symphony (Instrumental)”, 50 Cent – “Disco Inferno” vs. David Bowie – “Let’s Dance”, Beastie Boys – “Intergalactic” vs. Blondie – “Rapture”, Bell Biv DeVoe – “Poison” vs. Cameo – “Word Up!”, Billy Squier – “The Big Beat” vs. N.E.R.D. – “Lapdance” (DJ-Guitar mix), Cypress Hill – “Insane In The Brain” vs. Classics IV – “Spooky”, ”Daft Punk – “Around The World” vs. Young MC – “Bust A Move”, Eminem – “My Name Is” vs. Beck – “Loser”, Gwen Stefani – “Hollaback Girl” vs. Gorillaz – “Feel Good Inc.”, Motorhead – “Ace Of Spades” vs. Noisia – “Groundhog” (DJ-Guitar mix), Public Enemy ft. Zakk Wylde – “Bring The Noise 20XX” vs. Justice – “Genesis” (Produced and mixed by DJ Z-Trip), Queen – “Another One Bites The Dust” vs. Daft Punk – “Da Funk”, Rihanna – “Disturbia” vs. The Killers – “Somebody Told Me” (DJ-Guitar mix), Tears For Fears – “Shout” vs. DJ Shadow – “Six Days (Remix ft. Mos Def)”, Vanilla Ice – “Ice Ice Baby” vs. MC Hammer – “U Can’t Touch This”, …

Da sollte doch definitiv für jeden etwas dabei sein, oder? Viel Spaß beim Scratchen, DJ´s und DJane´s.