Fight Night Champion (Xbox 360)

Vor geraumer Zeit habe ich aufgehört, daran zu glauben, dass es einmal ein Boxspiel geben würde, an dem ich Gefallen finden würde. Entweder, die Perspektive hat mir nicht gepasst, oder aber es war alles viel zu behäbig und langsam, oder aber der Schwierigkeitsgrad war einfach unverhältnismäßig schwer. Umso erstaunter musste ich feststellen, dass FIGHT NIGHT CHAMPION mich durch den Storymodus, der hier implementiert wurde, sofort zu fesseln wusste und ich mich, Stunden später, nur widerwillig vom Joypad lösen konnte. Willkommen in der Welt des Boxsports.

Zunächst einmal zum Umfang: neben dem eben schon angesprochenen Storymodus gibt es natürlich auch einen Karrieremodus (und, ebenfalls obligatorisch, eine Möglichkeit für schnelle Spiele). Sowohl Story als auch Karriere sind, so man sich nicht allzu dumm anstellt und die Schwierigkeit eher zu niedrig als zu hoch kalibriert, innerhalb weniger Stunden zu meistern. Sicherlich hätte man hier auch noch ein wenig mehr Volumen erwarten dürfen, jedoch bin ich Verfechter der Meinung, dass man lieber ein kürzeres, knackiges Spiel vorgesetzt bekommen sollte, als einen Titel, der mit jeder Menge Umfang ködert, aber nach der Hälfte der Zeit beginnt, einen zu langweilen. Die Spiele, die sowohl einen riesigen Umfang besitzen als auch das Talent haben, dabei nicht langweilig zu werden, sind verdientermaßen regelmäßig in den Top 3-Listen der besten Spiele zu finden. Hier ist also bei einem Boxspiel die Wahl zu „kurz und knackig“ wohl eindeutig die bessere!

Was die Steuerung des Titels betrifft, hat man sich etwas einfallen lassen, was sowohl für Arcadespieler als auch für Simulationsfans funktioniert. Während die vier Standardbuttons belegt sind mit jeweils linken und rechten Geraden bzw. Haken und ihr mit den Schultertasten entweder besonders hart zuschlagt, die Deckung hochreißt, auf Ausweichbewegungen umstellt oder aber statt auf den Kopf auch mal Körpertreffer ansetzten könnt, könnt ihr genauso gut (bzw. eigentlich noch besser) mit dem rechten Analogstick Schläge austeilen. Hier gibt es deutlich mehr Möglichkeiten inkl. Uppercuts etc., dafür bedarf es aber auch ein wenig Übung, gezielt den richtigen Schlag ausführen zu lassen, wenn man ihn benötigt, denn die Winkel für unterschiedliche Schläge sind relativ eng bemessen. Eine Kombination aus beidem ist natürlich auch machbar und hat sich in der Praxis auch als durchaus sinnvoll erwiesen, Japs und Haken über die Buttons zu verteilen, um dann im Infight auf den Analogstick auszuweichen.

Grafisch und klanglich kann der Titel voll überzeugen. Auch, wenn die Animation der Schläge teilweise ein wenig verzögert dargestellt wird, habe ich nie das Gefühl gehabt, dass ich dadurch ein ernst zu nehmendes Problem habe, sondern vielmehr zu ungeduldig auf den Tasten herumdrücke. Die Videosequenzen zwischendurch sorgen für eine gelungene Atmosphäre!

Wo ich bislang der Meinung war, man müsste schon Boxfan sein, um sich 100%ig auf ein Boxspiel einlassen zu können, muss ich dieses mal von meiner vorgefertigten Meinung Abstand nehmen: der Storymodus von FIGHT NIGHT CHAMPION überzeugt auch, wenn man nicht zwingend Boxfan ist (natürlich sollte man den Sport schon ein wenig mögen). Durch den Karrieremodus, in dem ihr auch den Fortschritt eures Boxers durch taktisch gesetzte Trainingseinheiten und Ruhepausen beeinflusst, kommt auch der Simulationscharakter nicht zu kurz. Gerne mehr davon, denn damit fühlt man sich nicht so überfordert wie in anderen Sportsimulationen und bekommt durch den Storymodus zunächst einmal einen intuitiven Zugang zum Spiel, ohne zu sehr ins Taktische zu gleiten…