James Cameron´s Avatar – Das Spiel (Xbox 360)

Zugegeben: bislang bin ich nicht in den Genuss gekommen, mir James Cameron´s AVATAR im Kino anzuschauen. Stattdessen habe ich mich mehrere Stunden zu Hause vorm Fernseher mit dem Videospiel zum Film beschäftigt. Höchst gespannt und mit recht hohen Erwartungen an die Sache herangehend, musste ich dann schnell feststellen, dass in einem so dichten Urwald wie auf Pandora doch ein paar Schatten fallen müssen.

Ohne lange Erklärungen werdet ihr ins Spielgeschehen geworfen. Wer nicht ein Mindestmaß an Forscherdrang hat, fühlt sich hier eventuell schon das erste mal auf den Schlips getreten, denn ein warum oder weswegen wird kaum erklärt. Stattdessen schickt man euch als Soldaten in den Dschungel, um ein paar kleinere Aufgaben zu bewältigen. Somit lernt ihr spielerisch die Steuerung der Figur und das Tutorial wird in kurze Anfängermissionen gepackt. Nach einiger Zeit wechselt ihr dann in euren Avatarkörper der Na’vi, doch statt euch auch hier noch ein paar Vorzüge zu zeigen, gelangt ihr mehr oder weniger direkt an den Scheidepunkt des Spiels, wo ihr euch auf eine der beiden Seiten stellen müsst, entweder als menschlicher Soldat unter dem Kommando der RDA, oder als Na’vi…
Da ihr weder wisst, was die Entscheidung langfristig für das Spiel bedeutet, noch, wie die Steuerung der Na’vi aussieht, ob ihr euch irgendwann noch umentscheiden könnt (nein, könnt ihr nicht) oder ob eure Entscheidung die richtige war (denn wer gut und wer böse ist, ist noch nicht 100%ig klar ersichtlich zu diesem Zeitpunkt), lässt euch das Spiel hier schon zum zweiten mal recht allein im Regen stehen.
Egal, wie ihr euch nun auch entscheiden mögt, von nun an folgen weitere recht simpel gestrickte Missionen, die viel von Dienstbotentum haben und euch nicht direkt zu motivieren verstehen.

Die grafische Präsentation von AVATAR ist ordentlich. Insbesondere die Farbenpracht überwältigt einen anfänglich, jedoch stellt man nach einiger Zeit fest, dass das auf Dauer seinen Reiz verliert. Die fantasievollen Lebewesen auf Pandora sind definitiv unverbraucht und abwechslungsreich, aber auch hier degeneriert man innerhalb kürzester Zeit, zumal man im Spiel selbst auch gar nicht die Ruhe hat, sich eingehend mit diesen Dingen zu beschäftigen. Ständig werdet ihr angegriffen von den gegnerischen Parteien oder der wilden Fauna. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, erhaltet ihr auf Seiten der Na’vi nicht einmal Erfahrungspunkte, wenn ihr euch gegen letztere zur Wehr setzt.

Als Soldat bewegt ihr euch mit unterschiedlichsten Gewehren und Flammenwerfern bewaffnet von einer Deckung zur nächsten, immer auf der Suche nach Munitionsautomaten, die auf der Karte verteilt liegen. Die Na’vi haben hier das Nachsehen, denn für ihre Bögen gibt es lediglich Pfeile, die von Kakteen zur Verfügung gestellt werden. Dafür sind sie aber auch mit Nahkampfwaffen wie Schwert und Spieß ausgerüstet, eben so, wie man sich das bei einem Naturvolk vorstellt.

Bis zu diesem Punkt ist man zwar inhaltlich vielleicht das ein oder andere mal leicht enttäuscht, würde aber noch mit allem leben können. Leider ist aber auch die Steuerung alles andere als benutzerfreundlich. Das Anvisieren der Gegner aus dem Lauf heraus gestaltet sich als absolutes Glücksspiel, stehen bleiben wird oftmals mit dem Tod bestraft. Die Sprungkontrolle ist nicht gerade optimal, Sturzschaden dafür aber nicht von schlechten Eltern. Zudem ist die Karte in einzelne Gebiete unterteilt, in denen sich die Gegner, solltet ihr das Gebiet kurz verlassen, augenblicklich neu generieren. Hat man sich nur ganz kurz für eine Sackgasse entschieden, da man auf der unglücklichen Minimap mal wieder den genauen Weg nicht erkennen konnte, darf man sich also mit all den Gegnern, die man eben noch Stück für Stück fachgerecht entsorgt hat, erneut herumplagen.
Die erste ernstzunehmende Mission als Na’vi gestaltete sich bei mir dann auch als mühseliges Abschießen der menschlichen Gegner, verzweifelte Versuche, die gewünschten Ziele auf der Karte ausfindig zu machen, dorthin zu gelangen, um dann nach langem Fußmarsch doch wieder einen unkontrollierten Sturz in den Tod zu erleiden und alles auf Anfang zu setzen. Hier wären freundlichere Rücksetzpunkte, eine andere Respawn-Regelung oder eben eine bessere Steuerung nicht nur wünschenswert, sondern absolut notwendig gewesen.

Vielleicht wird sich meine Meinung zum Spiel nach dem Kinobesuch noch ändern, aber auch wenn der Film vielleicht einiges an der Handlung des Spiels aufklären können mag, so wird er nicht über die hakelige Steuerung hinwegtrösten können. Ich habe nichts gegen schwierige Spiele, aber dann soll die Schwierigkeit in der Aufgabe an sich liegen, und nicht in den Möglichkeiten, die der Spieler technisch zur Verfügung gestellt bekommt, um die Aufgabe zu erfüllen. Als Adventure zu Shooter-lastig, als Shooter nicht vernünftig spielbar. Schade, hier hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Inhaltlich hingegen großes Lob, denn wo bekommt man denn momentan noch die Möglichkeit geboten, zwei voneinander unabhängige Kampagnen in einem Spiel zu spielen?!?