L.A. Noire – The Complete Edition (Xbox 360)

L.A. NOIRE aus dem Hause Rockstar Games hat mehr oder weniger flächendeckend großartige Kritiken einfahren können. Kein Wunder, denn erneut hat man es geschafft, ein Spiel zu entwickeln, das eben nicht die bereits vielfach ausgetretenen Pfade der Videospielindustrie zu gehen, sondern eher eigene Wege einzuschlagen. Als Polizist in den Fünfzigern macht ihr euch auf, L.A. zu einem etwas sichereren Ort zu machen, und müsst dabei immer wieder eurem Gewissen Rechenschaft ablegen, Korruption entsagen und auf euren Instinkt vertrauen. Das ohnehin schon hervorragende Spiel erscheint nun als L.A. NOIRE – THE COMPLETE EDITION und beinhaltet, wie der Name schon vermuten lässt, alle bislang verfügbaren Zusatzinhalte.
Die Geschichte um einen Polizisten, der seinen Dienst eifrig und gewissenhaft verrichtet und nach und nach nicht nur einen Verbrecher nach dem anderen festnimmt, sondern dadurch auch in Rang und Ansehen im Polizeipräsidium steigt und entsprechend die einzelnen Station von Streifendienst bis hin zur Mordkommission durchläuft, fühlt sich bei näherer Betrachtung nicht direkt nach Videospiel an, sondern vielmehr wie ein miterlebbarer Film, ähnlich „Heavy Rain“, welches aber noch eine ganze Spur anders an diese Idee gegangen ist…

Los Angeles in den Fünfzigern. Das ist der Spielplatz, auf dem ihr euch in der Uniform von Phelbs (ja, und später dann halt nicht in Uniform, sondern im Anzug) austoben könnt. Phelbs, der als Soldat schon eine steile Karriere hinter sich hat und von dort aus zu den Cops gewechselt hat, fängt als kleiner Streifenpolizist an und lernt relativ schnell, wie der Hase auf den Straßen von L.A. läuft. Eine beachtliche Aufklärungsquote bringt ihn natürlich die Karriereleiter hinauf. Zum Ende der Story hin bekommen die Fälle, die er zu bearbeiten hat, auch einen persönlichen Bezug, bis dahin ist er eher das Arbeitstier, dem man so ziemlich alles vorsetzen kann: Phelbs löst die Sache auf! Und die Art der Verbrechen sind vielseitig.

Anders hingegen sind die Lösungsmittel, die euch als Spieler zur Verfügung stehen. Zunächst einmal werdet ihr zu einem Tatort gerufen. Hier untersucht ihr die Umgebung nach Beweisen. Alles, was Phelbs erst einmal auffällig erscheint, signalisiert euch das Spiel durch Vibrations-Feedback. Auf Knopfdruck untersucht ihr dann den Gegenstand des Interesses, und entweder ist etwas Brauchbares dabei, oder es handelt sich um Abfall. Habt ihr alles gesichtet, was es zu sichten gibt (von Seiten der Programmierer), verstummt die Hintergrundmusik, und ihr könnt euch an die Zeugenbefragung machen. Entweder direkt vor Ort, oder aus den bislang ermittelten Spuren ergeben sich Ziele, die ihr abklappert und dort weiterschaut. Bei der Zeugenbefragung achtet ihr genau auf euer Gegenüber, denn ob die Person lügt oder die Wahrheit spricht, müsst ihr schon am Gesicht und Verhalten erkennen. Im Anschluss könnt ihr entweder die Aussage für wahr abnehmen, anzweifeln oder, wenn ihr etwas in der Hinterhand habt, auch mal einen Zeugen der Lüge bezichtigen.
Habt ihr irgendwann den Täter gestellt, kommt es unter Umständen zum Handgemenge oder sogar zu einer Schießerei. Eventuell müsst ihr natürlich, wie sich das für die Straßen von L.A. gehört, auch erst einmal eine Verfolgungsjagd erfolgreich beenden.

Spannend und spaßig soweit, aber leider auch etwas zu einfach gestrickt, denn mehr Abwechslung gibt es leider nicht bei L.A. NOIRE. Die Steuerung ist eingängig, die Grafik absolut in Ordnung (jede Figur hier wurde via Motion Capturing Verfahren digitalisiert und es wurden eine Menge bekannter Schauspieler eingesetzt), auf eine deutsche Synchronisation hat man zugunsten der verdammt guten englischen Tonspur verzichtet und diese lediglich mit Untertiteln bestückt. Wer der englischen Sprache nicht mächtig ist, wird entsprechend zwar keine Schwierigkeiten bekommen, dem Spiel zu folgen, verpasst aber einiges an Atmosphäre.

Das Hauptspiel beinhaltete einundzwanzig Fälle. Die COMPLETE EDITION erweitert das Angebot noch einmal um weitere fünf Fälle („Nicholson Galvanisierung“, „Kifferwahnsinn“, „Die nackte Stadt“, „Der Wagen des Konsuls“, „Falsche Papiere“), dazu gibt es noch „Die Jagd nach Abzeichen“, den „Haudegen-Anzug“, den „Meisterschützen-Anzug“, sowie das „Chicago Piano“, eine Maschinengewehr, welches ihr im Kofferraum eures Dienstwagens findet.

Auch, wenn L.A. NOIRE als Spiel für Core-Gamer eher eine Unterforderung darstellen dürfte, ist die Geschichte dennoch so gut erzählt und spannend, dass man sich diesen Titel auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte, jetzt als Rundum-Sorglos-Paket erst recht nicht. „Die Unbestechlichen“ als Spiel, so könnte man das ganze betiteln. Einfach klasse!