Left 4 Dead 2 (Xbox 360)

Für viele Videospieler stellte das unlängst erschienene LEFT 4 DEAD 2 eine Enttäuschung dar. „Zu wenig Neuerungen“, „veraltete Grafik“, „bekanntes Gameplay“ waren die Vorwürfe, die von vieler Stelle laut wurden. Auch wir haben uns den Zombies entgegengestellt bzw. die Flucht nach vorne angetreten, um die letzte Möglichkeit zu nutzen, in eine sichere Zone zu gelangen, wo die Seuche noch nicht um sich gegriffen hat. Unsere Meinung erfahrt ihr im folgenden Text…

Schon nach wenigen Augenblicken ist man bei LEFT 4 DEAD 2 im Spielgeschehen, vor allem, wenn man den ersten Teil ebenfalls gespielt hat. Das Szenario ist bekannt, spielt zur selben Zeit wie schon der erste Titel, lediglich an anderer Stelle (nämlich dem Südosten der USA von Savannah nach New Orleans) und mit vier anderen Protagonisten. Die Umsetzung mit den „Kinohelden“ wie im ersten Teil hat man beibehalten, und so rennt ihr wie in einem Zombiefilm als heimlicher Hauptdarsteller durch die Levels und setzt euch gegen die Untoten zur Wehr um zu überleben. Euer Ziel ist eine sichere Zone (bzw. zwischen den einzelnen Abschnitten der Kampagne Schutzräume, die es heil zu erreichen gilt), die ihr mit einem Fluchtfahrzeug zu erreichen gedenkt. Doch zunächst einmal müsst ihr zu diesem Fahrzeug kommen, und zwischen euch und der sicheren Freiheit stehen gefühlte abertausende von mordlüsternen Zombies, die zu allem Überfluss auch noch erschreckend schnell zu Fuß unterwegs sind und teilweise über Spezialfähigkeiten verfügen. Hierbei gesellen sich zu den schon bekannten Kategorien „Smoker“, „Boomer“, „Hunter“ und „Tank“ nun noch „Spitter“, die mit Säure um sich spucken, „Jockeys“, die sich (wie der Name schon vermuten lässt) auf den Rücken eines Überlebenden hocken und diese von der Gruppe wegzerren, und „Charger“, die ein wenig wie der kleine Bruder vom Tank wirken.

Um sich gegen diese üblen Gegner zur Wehr setzen zu können, werden uns wieder ein paar erlesene Waffen präsentiert, mit denen wir der Zombiebrut Einhalt gewähren können. Neben diversen Bleispritzen und Macheten haben uns die Entwickler noch Äxte, Kettensägen, Bratpfannen und Baseballschläger gegönnt.

Im Bereich der Spielmodi kann man wieder einmal in unterschiedlichster Weise kooperativ die Kampagne spielen, oder aber im Versus Modus in gegnerischen Teams aufeinander losgen. Zudem gibt es noch einen Survivalmode, bei dem ihr euch gegen Wellen von Gegnern zur Wehr setzen müsst, sowie den Scavenge Mode, wo es gilt, Benzinkanister zu einem Fahrzeug zu bringen und letzteres damit zu betanken. Wer es gerne noch schwerer hat, kann auch im „Realismus“ Mode spielen, bei dem die Zombies noch schwerer zu besiegen sind und Mitspieler sowie Gebrauchsgegenstände nicht mehr leuchten…

Wer bis zu diesem Zeitpunkt bereits vom Spiel enttäuscht ist, der ist ganz klar mit viel zu hohen Erwartungen an die Sache herangegangen. Zusätzliche Spielvarianten, mehr Gegnertypen, mehr Waffentypen, eine neue, etwas längere Kampagne… Wer rechnet denn mit noch mehr? Die Grafikengine ist die alte geblieben, okay, da wäre ein Update fällig gewesen. Aber bislang hat die alte Grafik doch auch niemanden beim ersten Teil gestört, oder etwa doch?

Was viel entscheidender ist, das ist die die Spielatmosphäre zerstörende Tatsache, dass in der deutschen Version die Zombies sich, sobald ihr ihnen das Licht ausblast, ins Nichts auflösen. Dass in zensierten deutschen Fassungen Leichen nach einer Weile verschwinden und Ragdoll-Effekte entfernt werden, ist man ja gewohnt, aber hier wird das auf die Spitze getrieben, dass schon fast mit dem Treffer der Gegner verschwindet, ohne vorher wenigstens zu Boden zu gehen oder dergleichen.
Bei „Dragon Age: Origins“ hatte ich die Frage in den Raum gestellt, ob sich das übertrieben viel eingesetzte Blut negativ auf den Spielspaß auswirken würde, und dieses verneint. Hier habe ich den umgekehrten Fall: die Samthandschuhe, mit denen ich hier angefasst werde, damit man das Spiel auch unbedingt durch die USK-Freigabe bekommt, machen alles, was das Spiel vorher an Spannung und Flair aufbaut, kaputt. Beim nächsten Shooter werden keine Waffen mehr programmiert, sondern lediglich ein ausgestreckter Zeigefinger, und die Spielfigur sagt dann „Peng“, die „getroffenen“ Gegner setzen sich beschämt auf den Boden und drehen Däumchen…

Wer wirklich Interesse an LEFT 4 DEAD 2 hat, sollte sich über drei Dinge im Klaren sein: erstens: man kann das Rad nicht neu erfinden, will heißen: wenn man einen schnelllebigen Survival-Zombie-Shooter spielen will, wird immer etwas ähnliches herauskommen wie Left 4 Dead oder nun eben LEFT 4 DEAD 2; zweitens: die Grafikengine wurde nicht gewechselt, es erwartet einen also ein vergleichbares Grafikniveau; drittens: tut euch selbst den Gefallen und importiert das Spiel aus England, denn die deutsche Fassung ist eben nicht nur „gekürzt“ bzw. geschnitten, sondern entstellt worden. Hiermit kommt kaum Spielspaß auf. Allen Importeuren wünsche ich viel Spaß und Erfolg bei der Flucht vor den Untoten. Apropos Erfolg, eins noch: Valve spendiert neben den bekannten Erfolgen noch die Zusatzboni, für eure Avatare Kleidung und Zubehör freizuspielen. Nette Idee und kundenfreundlich.