Legends Of Wrestlemania (Xbox 360)

…und plötzlich bin ich wieder zehn Jahre alt. Ich sitze vor dem Fernseher, fiebere gespannt mit den Kämpfern, was sage ich, den Gladiatoren mit, die sich wagemutig aufeinander stürzen. Sie sind auffällig gekleidet, maskiert, tragen superspannende Namen und riskieren jedes Wochenende Kopf und Kragen, um den Zuschauer zu amüsieren. Dass es sich hierbei um abgekartete Sachen handelt, die Athleten sich im schlimmsten Fall eine Beule holen, und eigentlich alles ganz harmlos ist, das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, auch wenn langsam eine Ahnung in meinem tiefsten Inneren schlummert…

Was waren das noch für Zeiten, als sich die großen Namen des Wrestlings in den Ringseilen gegenseitig Keile austeilten. Natürlich aus rein informativen Gründen habe ich unlängst einmal reingeschaut, wie das heute alles abläuft. Ich stelle fest: wo früher das Hauptaugenmerk auf den Kämpfen lag, ist jetzt ein riesiges TammTamm drumherum, es gibt kaum noch wirkliche Kämpfe, sondern viel mehr Interviews und Showeinlagen, und dass ein Kampf mit fairen Mitteln gewonnen wird oder überhaupt zu Ende gebracht wird, ohne dass vorher abgebrochen werden muss, ist eine Seltenheit. Da lobe ich mir die gute alte Zeit. Früher war eben doch alles besser.

Und genau aus diesem Grund veröffentlicht THQ jetzt zu meiner großen Freude LEGENDS OF WRESTLEMANIA, wo sich alle meine Kindheitshelden aufgereiht zu haben scheinen, und da dies eines der größten Kaufargumente für das Spiel ist, langweile ich euch jetzt erst einmal mit einer alphabetischen Liste der verfügbaren Wrestler
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Andre the Giant, Animal, Arn Anderson, Bam Bam Bigelow, Big Bossman, Big John Studd, Bret “Hit Man” Hart, British Bulldog, Brutus “The Barber” Beefcake, “The American Dream” Dusty Rhodes, Greg “The Hammer” Valentine, Hawk, Honky Tonk Man, Hulk Hogan, Hunter Hearst-Helmsley, Iron Sheik, Jake „The Snake“ Roberts, „Hacksaw“ Jim Duggan, Jim „The Anvil“ Neidhart, Jimmy „Superly“ Snuka, Junkyard Dog, Kamala, King Kong Bundy, Koko B. Ware, Michael P.S. Hayes, Mr. Perfect, Nikolai Volkoff, „Nature Boy“ Ric Flair, Ravishing Rick Rude, The Rock, Rowdy Roddy Piper, Sgt. Slaughter, Shawn Michaels, Stone Cold Steve Austin, „Million-Doller Man“ Ted DiBiase, Ultimate Warrior, Undertaker, Yokozuna…
Wer dachte, das wäre alles, der irrt. Hierzu könnt ihr noch aus einer deutlich überschaubareren Liste von Managern Unterstützung mit an den Ring mitbringen: Bobby „The Brain“ Heenan, Jimmy „The mouth of the South“ Hart, Mr. Fuji, sowie Paul Bearer geben sich die Ehre. Ihr glaubt, das ist allumfassend? Ich muss gestehen, dass mir auf der einen Seite zwei Leute gänzlich unbekannt waren (nämlich Big John Studd und Junkyard Dog, das war wohl vor meiner Zeit), dafür aber auch zwei in der ansonsten sehr schicken Who-is-who-Ansammlung fehlen: wo sind Lex Luger und der „Macho Man“ Randy Savage? Dafür gibt es klaren Punktabzug (nein, Spaß bei Seite: die beiden fehlen mir tatsächlich, aber ich bin unglaublich glücklich über die sonstige Auswahl).

Die unzähligen Spielmodi, die einem bei den Exhibition Matches zur Verfügung stehen, sind eigentlich bereits aus anderen Teilen bekannt: Single, Steel Cage, Ladder, Hell in a cell, Ironman, Submission, Tag Team, Triple Threat, Battle Royal, Handicap oder Royal Rumble.
Was das Spiel im eigentlichen ausmacht, sind die Modi Legend Killer und WrestleMania-Tour-Modus (Nacherleben, neu schreiben, neu definieren). Beim Legend Killer geht es darum, mehrere Legenden mit einem eigens erstellten Fighter von ihrem hohen Ross zu stoßen. Der Weg dahin ist steinig und beschwerlich: es gilt, zunächst neun andere Kämpfer zu besiegen, bis man dann im finalen Match ist. Eine Niederlage zwischendurch (die unweigerlich kommen wird, denn ihr startet mit deutlich weniger Energie als die anderen) ist nicht sonderlich problematisch, denn ihr könnt beliebig oft Rückkämpfe einfordern, bis es euch dann gelingt, zu triumphieren. Hier hat sich das Spiel allerdings leider einen kleinen Schnitzer erlaubt (so finde ich), denn man kann zwischendurch leider nicht abspeichern. Wenn ihr hier also erfolgreich sein wollt, solltet ihr euch entsprechend Zeit mitbringen, denn es müssen erst alle zehn Gegner besiegt sein, bis der Erfolg gespeichert wird.

Im Tour-Modus kommt dann richtig Stimmung und Leben auf. In kurzen Filmzusammenfassungen aus Originalbildern werden euch Vorgeschichten und Hintergründe zu wichtigen Kämpfen geliefert. Je nach Modusunteroption ist es dann eure Aufgabe, das Match nachzukämpfen, die Geschichte neu zu schreiben oder neu zu definieren. Es heißt also nicht nur, einfach das Match zu gewinnen (das kommt zum Schluss), sondern vorher eine Reihe von Aufgaben zu bewältigen, zum Beispiel einen starken Wurf hinzulegen, den Gegner gegen eine Absperrung zu schmettern, einen Finishing Move zu zeigen, Taunts einzusetzen, etc. Endlich hat ein Spiele-Entwickler eine logisch nachzuvollziehende Möglichkeit gefunden, den Spieler dahingehend zu zwingen, nicht nur mit ein und derselben Schlagkombination das Match zu gewinnen, sondern das Repertoire des Wrestlers auch mal ein wenig auszutesten, ohne dass sich dieser die Frage stellen muss „Warum so, wenn es auch nur mit Boxschlägen geht?!?“. Der Tour-Modus ist entsprechend auch das Herzstück für Einzelspieler im Offlinemodus. Hier kann man sich entfalten, hier wird Abwechslung geboten.

Grafik und Sound des Spieles unterscheiden sich nicht großartig von dem aktuellen „Smackdown vs Raw“, lediglich einige Videoanimationen wirken ein wenig hölzern, beispielsweise die Outro-Sequenz, die einem geboten wird, wenn man mit Jake „The Snake“ Roberts ein Match gewinnt und der seine Boa aus dem Beutel holt und dem Verlierer um den Hals legt…

LEGENDS OF WRESTLEMANIA ist ein Ausflug in die Kindheit, ein Wiedersehen mit alten Helden, wem es allerdings nur um den Sport als solchen geht, der kommt auch gut mit „Smackdown vs. Raw 2009“ zurecht und muss nicht unbedingt den neuesten Ableger kaufen. Wer allerdings schon immer einmal historische Matches nachspielen wollte, der liegt hier goldrichtig. Die Kombination aus alten Wrestlern, moderner Grafik und Steuerung sowie den alten Videoaufnahmen zündet direkt und macht unglaublich viel Spaß. Zudem ist LEGENDS OF WRESTLEMANIA mit o.g. Titel kompatibel, entsprechend können die alten Herren auch mal gegen die neue Garde antreten, wenn auch nur virtuell…