Lost (Playstation 3)

Spätestens seit dem Ende der kürzlich auf Pro7 gelaufenen dritten Staffel von der Erfolgsserie LOST warten die Fans ungeduldig auf Nachschub. Diesen bietet Ubisoft nun in Form des Spiels zur Serie. Wer aber erwartet, die bisherige Handlung einfach nachspielen zu können, der muss gleich umdenken: für das Spiel wurden neue Charaktere entwickelt, die in den restlichen Rahmenplot eingebunden wurden. Dadurch findet man sich zwar zurecht und weiß in etwa, wie es weitergeht, es bleibt aber trotzdem spannend.
Diese Idee dürfte es sein, die LOST davor bewahrt, einfach nur eine Serienadaption zu sein, wie es bei vielen Spielen zu Filmen in der Vergangenheit der Fall war. Natürlich treffen wir auf alle wichtigen Charaktere aus der Serie, allerdings nur zu Interaktionszwecken, gesteuert wird ein gänzlich neuer Charakter. Ihre Spielfigur hat beim Absturz ihr Gedächtnis verloren, und unser erklärtes Ziel ist es, dieses wieder aufzufrischen. Schnell stellt sich heraus, dass man vor dem Absturz Journalist gewesen ist und an einer ziemlich heißen Story über einen Waffenhändler dran war.

Die Rückblenden, die mit zu den Schlüsselreizen der Serie zählen, wurden intelligent ins Spiel integriert: erhält man von einem Gesprächspartner einen Hinweis, ein Stichwort oder etwas ähnliches, dass an frühere Geschehnisse erinnert, erscheint ein zerrissenes, gepuzzletes Foto, das wir in einer verschwommen ablaufenden, sich in einer Endlosschleife wiederholenden filmischen Sequenz als Original zu knipsen haben. Gelingt uns dieses, haben wir diese Erinnerung wiedergefunden, und die Sequenz läuft erneut ab, diesmal aber mit klarem Bild und Ton, bis wir die entscheidenden Hinweise gesammelt haben und wieder ins hier und jetzt auf der Insel zurückkehren. Natürlich müssen wir uns dort auch mit dem Monster aus dem Jungel oder Angriffen von den Anderen auseinandersetzen, Tauschobjekte sammeln, die berühmte Zahlenkombination eingeben, etc. Es bleiben also viele bekannte Elemente bestehen.

Die Umsetzung des Spiels weiß bei manchen Dingen zu überzeugen. Es ist beispielsweise ein Vergnügen, mit der Kamera hin- und herzuzoomen und die Schärfe ebenfalls separat zu regulieren. Ebenfalls die kleinen Knobelspielchen mit Weichen, die in einem Stromkasten so angeordnet werden müssen, dass die Energieversorgung gewährleistet ist, machen recht viel Spaß. Was ein wenig frustet, ist die insgesamt eher schleichend langsame Fortbewegung der Spielfigur, und auch die einzelnen Objekte sind erst recht spät erkennbar (nämlich, dann, wenn man direkt davor steht und sie anfangen zu leuchten).

Wo LOST richtig punkten kann, ist der Sound! Selten waren Hintergrundgeräusche so gut inszeniert, dass man alleine beim Spielen eine Gänsehaut bekommt, ohne dass etwas passieren muss. Die klangliche Untermalung ist wirklich atemberaubend gut. Auch die Tatsache, dass die Serienfiguren von ihren Originalsprechern synchronisiert wurden, muss positiv vermerkt werden. Bei der Grafik bin ich geteilter Meinung: Die Umgebungsgrafik ist detailverliebt und insbesondere im Dschungel erkennt man, wie die Programmierer viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt haben. Die Charaktermodelle sind jedoch eher mittelmäßig. Vielleicht wirkt dies auch nur deswegen so, weil man die Serienfiguren bis ins letzte Detail kennt, wohingegen bei anderen Spielen die Modelle neu sind, trotzdem wirken manche Gesichtszüge eher kantig, und beim ersten Zusammentreffen mit Desmond war ich froh, als er mir seinen Namen verraten hat. Aus der Grafik hätte ich es nicht erschließen können.

LOST ist ein Adventure, das mit vielen kleinen Zwischenrätseln aufwartet, sehr viel Spannung aufbaut und Gänsehaut verleiht, durch die zähe Charakter- und Konversationssteuerung allerdings ein wenig an Spielspaß einbüßen muss und grafisch auch nicht voll überzeugen kann. Fans der Serie werden an dem Spiel allerdings jede Menge Spaß und unterhaltsame Stunden haben. Wer die Serie nicht kennt, wird von vielen Dingen jedoch schnell überfordert sein, da die Zusammenhänge im Spiel sich nicht so einfach erschließen lassen, ohne ein entsprechendes Hintergrundwissen zu besitzen. Also am Besten erstmal die Serie schauen und dann die Wartezeit bis zur Staffel 4 durch das Spiel verkürzen. Neben der getesteten PS3-Version erscheint LOST ebenfalls für PC und Xbox 360.