Und erneut ein Offroad-Rennvergnügen. MX VS. ATV REFLEX baut ebenfalls auf huckelige Strecken und Matsch sowie Trickeinlagen, wie schon andere Spiele vor ihm. Man begibt sich also in die Dunstkreise von so großartigen Titeln wie Motorstorm oder Pure. Den direkten Vergleich sollte man aber eher mit einem Titel wie ATV Offroad Fury Pro ziehen.
Spielehersteller sind ein wenig in Zugzwang. Bringt man ein Spiel heraus, das keinerlei Neuerungen bietet, wird es als Abklatsch runtergemacht. Entwickelt man ein völlig neues Konzept, kann es ganz schnell passieren, dass man viel Arbeit in ein Projekt steckt, das dann anschließend floppt. Der mehr oder weniger sicherste Weg ist es, ein bestehendes Genre zu nehmen und weiterzuentwickeln. Das haben sich wohl auch die Macher von MX VS. ATV REFLEX gedacht, und sich jede Menge Offroad-Spiele angeschaut, die besten Ideen daraus mit verwendet, und im Anschluss mit der Rider Reflex-Technik ein halbwegs neues Steuerungskonzept darüber gestülpt, bei dem sich das Fahrzeug und der Fahrer separat voneinander bewegen lassen. Soweit, so gut, mag man nun denken, nur leider hinken hier manche Dinge schon ganz zu Beginn.
Der allererste Eindruck bei diesem Spiel ist nämlich nicht „Wow, was für eine witzige Steuerungsidee“ (das kommt erst später), sondern: naja, grafisch haut mich das jetzt nicht aus den Latschen. MX VS. ATV REFLEX bietet eine mittelprächtig solide Grafik, die in manchen Details einfach zu oberflächlich programmiert wurde, um mit einer Topgrafik wie bei Pure mitzuhalten. Die Motorensounds wirken allesamt zu schlaff, da wäre mehr drin gewesen. Das stört aber nicht weiter, da die Hintergrundmusik, die euch mit genretypischer Rockmusik verwöhnt, in den Grundeinstellungen laut genug ist, um euch von diesem kleinen Mangel abzulenken.
Apropos lenken: Wow, was für eine witzige Steuerungsidee (jetzt ist der Augenblick dafür). Durch das separate Gewicht verlagern könnt ihr extrem enge Kurven fahren oder den Grip der Reifen auf Vorder-oder Hinterachse verstärken. Dadurch ergeben sich unglaublich viele Möglichkeiten, in Kombination mit der „normalen“ Lenkung das für euch optimale Fahrverhalten herauszufinden, und genau das werdet ihr brauchen, wenn ihr bei MX VS. ATV REFLEX Land sehen wollt. Der Begriff „Rider Reflex“ kommt im übrigen aus der Tatsache heraus, dass ihr, wenn ihr einmal unglücklich landet, vom Spiel vor dem Crash noch eine kurze Gelegenheit bekommt, durch Gegenlenken einen Sturz zu verhindern. Da sind Reflexe gefragt!
Zudem habt ihr bei Sprüngen jederzeit die Gelegenheit, Stunts auszuführen, die euch im normalen Rennmodus allerdings eher die Gefahr eines Sturzes aufbürden. In einem Showevent hingegen zahlt es sich vielleicht aus, schon einmal die eine oder andere Figur geübt zu haben…
Eine weitere Besonderheit des Spiels ist die Physik-Engine „Rhythm Racing 2.0“. Hier wird in Echtzeit die Fahrbahn neu berechnet, wodurch ihr nach einigen Runden durchaus auch Fahrrinnen und Schlaglöcher an Stellen finden werdet, an denen ihr in der ersten Runde noch locker durchrauschen konntet, jetzt aber auf massive Traktionsprobleme stoßen könnt. Auch hier gilt es, immer auf das Unerwartete vorbereitet zu sein.
MX VS. ATV REFLEX verlangt jede Menge fahrerisches Können von euch ab. Streckenkenntnise, um Schleichwege auszunutzen oder zur richtigen Zeit vom Gas zu gehen, sind da erst der Anfang. Auch in Sachen Verhalten gegenüber den Kontrahenten müsst ihr erst einmal lernen, mit wem ihr euch besser nicht anlegt. Das wird vor allem dann interessant, wenn sämtliche Fahrzeugklassen gemeinsam ins Rennen gehen. Hier müsst ihr dann wählen, ob ihr die Vorteile eines kleinen, wendigen Motorcross-Bikes vorzieht und jegliche Reibereien vermeidet, oder ob ihr lieber mit einem Truck die Hauptstrecke entlangfahrt und alles, was auch immer im Weg stehen mag, einfach bei Seite rammt.
Was den Umfang des Spiels betrifft, kann sich MX VS. ATV REFLEX ebenfalls sehen lassen: neben einer Arcade-Version und dem obligatorischen Karrieremodus winken noch SplitScreen-Partien, Offline-Netzwerkspiele oder ein Online-Modus mit vielen unterschiedlichen Spielvariationen.
MX VS. ATV REFLEX zielt insbesondere auf die Spieler ab, die bei einem Offroad-Rennen vor allem auf eine direkte Steuerung abfahren. Wer der Grafik den Vorzug gibt, sollte lieber bei Pure zugreifen, eine grafisch ebenfalls bessere Variante mit mehr Vielfalt als Pure wäre Motorstorm, aber vom Steuerungskonzept steckt MX VS. ATV REFLEX beide locker in die Tasche. Wenn die Macher beim nächsten Teil noch auf das Feintuning in Sachen Grafik und Sound achten und eventuell noch ein paar Schrauberoptionen für die Fahrzeuge ermöglichen, könnte das Spiel eine richtige Referenznummer werden, so reicht es bislang nur als Tipp für Genre-Fans, denen die Grafik nicht das oberste Gebot ist!