Need For Speed Hot Pursuit (Xbox 360)

Ich weiß gar nicht so genau, das wievielte NEED FOR SPEED das überhaupt ist. Ich weiß gar nicht so genau, wie viele Teile ich aus der Rennserie selbst gespielt oder zumindest selbst gesehen habe. Was ich aber beurteilen kann, ist, ob ein Rennspiel mir Spaß macht oder nicht, ob es optisch überzeugt oder nicht, ob das Fahrverhalten der Autos passt oder nicht, und ob der Spielumfang mit seinen diversen Spielmodi mir ausreicht oder nicht. Aus diesen Erkenntnissen und zumindest dem Vergleich zum unlängst erschienenen Shift kann ich soviel vorweg nehmen: NEED FOR SPEED HOT PURSUIT macht unglaublich viel Spaß!

Was hat die Reihe NEED FOR SPEED zuletzt alles durchgemacht. Nach einem Ausflug in die Tuningszene („Underground“) und dem Schnuppern im Bereich der Realismus-Racer („Shift“) findet man nun zurück zu seinen Wurzeln. Verfolgungsjagden zwischen Rasern und Verkehrspolizei, das ist der Kernpunkt, um den es sich bei NEED FOR SPEED HOT PURSUIT dreht. Um ein möglichst intensives Rennerlebnis zu erhalten, hat man die Entwicklung des Titels in die absolut erfahrenen Hände der Spieleschmiede Criterion Games gelegt, die mit der Rennserie Burnout beweisen haben, dass sie ganz genau wissen, was sie tun. Dass man damit einem der größten Konkurrenten im Bereich Action-Arcade-Racer den Entwickler wegschnappt, mag unter Umständen Kalkül sein, das Ergebnis spricht allerdings für sich.

Fahrgefühl, Grafik, Sound, die Punkte eben, die das Spielgefühl ausmachen, sind allesamt hervorragend. Habt ihr euch in ein Auto gesetzt, stellt ihr schnell fest, wie dies auf eure Lenkbewegungen oder euer Bremsverhalten reagiert, wie ihr sinnvoll den Nitroschub einsetzt, und wie ihr gekonnt durch Kurven driftet oder euch im Windschatten anderer Fahrzeuge ansaugt. Die Spielgrafik läuft hierbei nicht nur flüssig über den Monitor, sondern bietet sogar jede Menge kleinster Details, die sich vor allem auch am Rand der Rennstrecke finden lassen und immer wieder begeistern, mit wie viel Kreativität die Kurse erschaffen wurden. In sich zudem dann auch noch stimmig und untereinander abwechslungsreich. Klanglich ist das Spiel ebenfalls eine Vollbedienung dessen, was man sich so wünscht.
Seacrest County, Austragungsort der wilden Verfolgungsjagden, ist wirklich hübsch anzuschauen und anzuhören. Dass hier dann nur die edelsten Flitzer auf der Straße unterwegs sind, sollte eigentlich klar sein, und dass auch die einen wirklich guten Look und Sound haben, ebenfalls.

Der Kern des Spiels ist ein Karrieremodus, in dem wir uns als Raser bzw. als Verkehrspolizist verdient machen müssen und uns durch gute Fahrergebnisse im Rang nach vorne arbeiten. Mit steigendem Rang erhaltet ihr zusätzliche Hilfsmittel, um eure Aufgabe zu erfüllen (der Polizei entkommen bzw. den Raser zu stoppen), nämlich Nagelbänder, EMP-Stöße, Störsender, Straßensperren, Helikopterverfolgung und Overdrive (natürlich ist nicht alles für beide Kategorien verfügbar).

Im Rennen gegen die Uhr bedeutet das für die Polizei äusserste Vorsicht, denn natürlich bleibt für die Hüter des Gesetzes ein rüdes Fahrverhalten nicht ungesühnt. Wer aneckt oder gar andere Fahrzeuge (ausser natürlich dem des Rasers) rempelt, bekommt eine Zeitstrafe.
Aber nicht nur die mitlaufende Uhr könnte von Interesse sein: NEED FOR SPEED HOT PURSUIT bietet eine Funktion, die die Macher Autolog getauft haben: hier könnt ihr direkt die Bestzeiten eurer Freunde mit betrachten und gegenseitig Herausforderungen stellen, Benachrichtigungen schicken, wenn ihr eine Bestzeit geknackt habt, etc.

So spannend und unterhaltsam das für Leute mit einem Onlinezugang auch alles sein mag (und hier hat EA übrigens den Online-Pass ins Spiel gebracht, den ihr als Code zunächst eingeben müsst und der entsprechend nur einmalig verwendbar ist und ansonsten (für den Gebrauchtspielemarkt) für entsprechendes Entgelt online gekauft werden muss): offline sieht der Spaß etwas verhaltener aus: weder im SplitScreen-Modus, noch via LAN lässt sich NEED FOR SPEED HOT PURSUIT dazu bewegen, für mehr als einen Spieler Spaß zu bieten (es sei denn, man hat Freude daran, anderen beim Spielen zuzuschauen oder man wechselt sich mit dem Fahren ab). Einerseits verständlich, muss man doch bei SplitScreen auf viele Details im Bild verzichten, andererseits unverständlich, wo doch insbesondere Rennspiele (und zu allem Überfluss auch noch solche mit Duellcharakter) dazu einladen, mit mehreren Spielern gespielt zu werden. Schade, hier hat man meiner Meinung nach am falschen Ende eingespart.
Auch die Möglichkeit, auf die Schnelle ein freies Rennen zu fahren, sucht ihr vergeblich. Jedoch ist das in Anbetracht der Tatsache, dass man eh nur alleine vor der Konsole hockt, verschmerzbar, und ihr werdet euch eh an die Karriere hocken.

Wer mit diesen wenigen Einschränkungen leben kann, wird mit dem neuesten Ableger von NEED FOR SPEED unglaublich viel Spaß haben, denn die Rennen haben es in sich und sind dank der zwei Rollen als Raser und Cop voller Überraschungen und Abwechslung.

PS: Vermehrt wird sich über die Politik eines „Onlinepasses“ oder anderer Möglichkeiten wie einmalige DLC´s bei Neukauf aufgeregt, dass hier der Kunde über den Tisch gezogen wird. Wir vertreten hier eine gänzlich andere Meinung. Absolut verständlich, dass ein Spielehersteller am Gebrauchtmarkt mitverdienen will, schließlich ist jedes Spiel, das gebraucht den Besitzer wechselt, ein potentiell verlorener Kunde. Die Entwicklungskosten für neue Videospiele schießen immer weiter in den Himmel, und das sind Kosten, die notwendig sind, um dem Spieler das zu bieten, was er von einem zeitgemäßen Videospiel erwartet. Warum also nicht? Wen das stört, der kann doch auf den Kauf verzichten, oder er wartet, bis der Titel zu einem geringeren Preis angeboten wird.