Ninety Nine Nights 2 (Xbox 360)

Bevor ich mit der Kritik zu NINETY NINE NIGHTS II anfange, muss ich gestehen: der erste Teil ist mir gänzlich unbekannt. Weder habe ich ihn selbst gespielt, noch bei einem Bekannten gesehen. Entsprechend wird jegliche vergleichende Werbung flach fallen, und der zweite Teil von mir wie ein Erstlingswerk behandelt werden. Wer also nach dem Lesen der Zeilen das Gefühl hat, mitteilen zu müssen „dies und jenes war im ersten Teil viel besser“: möglich! Ich kann es aber nicht beurteilen.

Aus ebendieser Unkenntnis resultiert wohl auch die etwas verwirrende Einführung in die Story: es gibt nämlich quasi keine. Als Hauptfigur Galen startet ihr in die Kampagne, indem ihr euren Weg durch Scharen von gegnerischen Truppen metzelt. Euer Ziel ist eine Burg. Wie sich später herausstellt, ist dieses die einzige Festung, die bislang noch nicht vom Herrn der Nacht überrannt wurde. Da eure Heimat von ihm zerstört wurde, sinnt ihr nun auf Rache und seid deswegen bereit, euch den letzten Überlebenden in einem aussichtslos erscheinenden Kampf anzuschließen.

Mehr Masse als Klasse zeigt sich im Bereich der Gegner: ihr bekommt es zwar mit immer mal wieder abwechselnden Typen zu tun, die auch unterschiedlich schwer zu besiegen sind, nichtsdestotrotz ist die eigentliche Kunst, sich nicht festzurennen, denn auf jeden erschlagenen Gegner kommen gefühlte 10 nach. Da hilft nur die große Klinge, mit der ihr reihenweise eure Kontrahenten niedermähen könnt. Hack´n´Slay par excellence. Mit besonders heftigen Angriffen aus der Reihe „Special Moves“ könnt ihr dann kurzfristig verschnaufen, bis der Bildschirm sich wieder gefüllt hat, und wenn ihr eine Kraftanzeige durch Töten von Gegnern bis zu einem gewissen Punkt aufgeladen habt, steht euch ein besonders kraftvoller Angriff zu, mit dem ihr richtig aufräumen könnt.

Der restliche Spielablauf ist schnell erklärt: simple, nahezu lineare Levelaufbauten, bei denen ihr durch Schalteraktivierung den jeweiligen Weg zum Ziel erst freischalten müsst, Tausendscharen von Gegnern, die nur als Kanonenfutter gelten (wenn man mal von fliegenden Gegner absieht, die euch ab und an zur Verzweiflung treiben können), und am Ende eines Levels wartet dann der große Endgegnerbrocken, der eine bestimmte Taktik erfordert. Hier wird das ansonsten sehr faire Spiel (das freundlicherweise auch jede Menge Rücksetzpunkte hat) dann immer ein wenig unangenehm, denn gerade die Endgegner werden euch richtig fordern, dass ihr schon den einen oder anderen zusätzlichen Versuch benötigen werdet…

Die Steuerung geht leicht von der Hand, die Grafik ist grundweg solide, kann allerdings mit Genre-Vertretern wie God Of War 3 nicht mithalten (hier ist auch der Fokus viel mehr auf die Massenschlachten gerichtet und man sollte eher mit Spielen wie Dynasty Warrior vergleichen, wo man im Gegenzug die Nase vorn hat). Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht, dafür aber Untertitel, damit ihr dem (zugegeben eigentlich fast überflüssigen) Storygerüst in den Zwischenszenen problemlos folgen könnt.

Nach Abschluss eines Levels bekommt ihr die erspielten Erfahrungspunkte ausgeschüttet und könnt diese in Level-Ups eures Charakters, seiner Waffen oder der Fertigkeiten umsetzen. Die richtige Wahl ist hierbei oftmals der Schlüssel zum Erfolg.
Insgesamt könnt ihr noch vier weitere Spielercharaktere freischalten, eine Menge unterschiedlicher aktiver und passiver Fertigkeiten sammeln und auch noch die eine oder andere Waffe finden.

NINETY NINE NIGHTS 2 lässt sich übrigens auch kooperativ über XBOX live spielen. Wer also was kooperatives sucht, kann bei einem Verkaufspreis von unter 30 Euro eigentlich kaum noch etwas falsch machen. Für mich ein Überraschungshit, da ich gerade im Hack´n´Slay-Bereich nicht damit gerechnet hatte, ein derartig fesselndes Spiel zu finden!