Resident Evil 6 (Xbox 360)

Eigentlich schon reichlich spät, haben wir erst jetzt geschafft, uns eingehend mit RESIDENT EVIL 6 auseinanderzusetzen. Wer sich bereits die eine oder andere Besprechung des Spiels durchgelesen hat, wird festgestellt haben, dass das Spiel wie kaum ein zweites in 2012 polarisiert hat. Hohe Versprechungen von Seiten Capcom, man würde wieder ein anständiges Survival Horror Spiel herausbringen, wie man es aus den frühen Zeiten von Resident Evil her kennen würde, wurden wohl für absolut bare Münze genommen, und entsprechend konnte man eigentlich nur enttäuscht werden: entweder, Capcom würde ein Spiel herausbringen, das zwar Survival Horror bietet, aber nicht dem Zahn der Zeit entsprechen würde, oder aber man würde eben ein modernes Spiel fertigen, das sich dann aber nicht wie eine Mischung aus Resident Evil 1, 2 und 3 anfühlen würde. Dabei hat man eigentlich einen sehr interessanten Versuch gewagt. Bei uns jedenfalls, die wir Resident Evil 5 als ein grandioses Spiel empfunden haben, stoßen die vielen Kritiken eher auf Unverständnis.
RESIDENT EVIL 6 wird in mehreren Kampagnen erzählt, die allesamt einen leicht anderen Ansatz haben. Kampagne 1 erzählt die Geschichte von Leon und Helena. Fast schon eine Hommage an den ersten Teil, durchstreifen wir nach wenigen Minuten ein Herrenhaus, in dem wir mit stark begrenzter Munition und so gut wie keinen Heilungsmöglichkeiten nur darauf warten, von den ersten Zombies angefallen zu werden. Auf der Flucht vor ebenjenen, entkommen wir in eine U-Bahn, in der es vor Untoten nur so wimmelt, und wir müssen uns gut überlegen, wie wir die Situation meistern…
Kampagne 2 erzählt die Geschichte von Chris und Piers. Diese Kampagne spielt sich deutlich mehr wie ein 3rd-Person-Shooter. Spielerisch (nicht inhaltlich) rgendwo zwischen Resident Evil 5 und Operation Racoon City einsortiert, hat man einmal mehr das Gefühl, dass die ursprüngliche Survival-Horror-Serie mehr und mehr zu einem Zombie-Shooter wandelt. Recht häufig sind hier auch Quicktime-Events gefragt, sodass ihr hier wirklich auf Zack sein müsst.
Kampagne 3 erzählt die Geschichte von Sherry und Jake. Ebenfalls recht viel Shooter, aber bei weitem nicht so viel wie bei Chris und Piers, wird hier ein guter Spannungsbogen aufgebaut, der allerdings nicht an Survival-Horror erinnert. Am ehesten mag man hier Vergleiche zu Resident Evil 4 ziehen.
Die vierte Kampagne erzählt von Ada Wong. Zunächst als freizuspielende Kampagne angedacht, wurde diese Geschichte später per Patch ebenfalls direkt wählbar gemacht. Ada Wong ist diejenige im Spiel, die irgendwo zwischen Sam Fisher und Bionic Commando einzuordnen ist. Einen Großteil der Kampagne schleicht ihr, dann müsst ihr euch mit einem Greifarm nach oben befördern. Gelegentlich auftretende Rätsel lockern hier das Spielgeschehen auf. Die Geschichte von Ada Wong erklärt zudem die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Kampagnen.

Erneut, wie schon in Resident Evil 5, könnt ihr die einzelnen Episoden entweder im Solo- oder Kooperativmodus bestreiten. Wer bereits Resident Evil 4 oder 5 gespielt hat, wird sich mit der Steuerung sofort anfreunden können. Grafisch ist RESIDENT EVIL 6 sicherlich kein neues Level, an das durchaus gute Design des fünften Teils kann man aber locker anknüpfen und in den kleineren Details noch ein bisschen auftrumpfen. Auch, wenn das Spiel sicherlich keine Survival-Prüfung ist, so gibt es dennoch genügend Schockmomente, die einem den Puls beschleunigen.
Etwas zu übermächtig ist der Nahkampf geworden, der zwar durch eine Ausdauerleiste nur begrenzt verfügbar ist, allerdings dann, wenn er eingesetzt wird, im Vergleich zum Waffeneinsatz einfach zu hohe Durchschlagskraft besitzt, sodass man durchaus auch mal in die Versuchung kommt, blind voranzustürmen, um notfalls einen beherzten Rettungs-Rundumtritt zu verteilen.
Natürlich gibt es auch wieder den Söldner-Modus sowie andere Multiplayer-Modi, die es zu entdecken gilt. Für uns ist und bleibt RESIDENT EVIL aber vor allem ein Spiel, das eine Geschichte zu erzählen hat, und das ist vor allem in Sachen Umfang in diesem sechsten Ableger eindeutig vorhanden, das Gameplay ist abwechslungsreich und spricht viele unterschiedliche Spielertypen an. Natürlich kann man alles, was wir hier positiv hervorheben, auch negativ bewerten mit „so war das früher aber nicht“. Diesen Leuten wünschen wir viel Spaß bei Pong, denn wenn wir ehrlich wären, hätte man da dann auch schon nichts mehr dran verändern dürfen, oder?