Wer Jason Bourne ist, dürfte seit inzwischen drei hervorragenden Kinofilmen geklärt sein. Wer Robert Ludlum ist, ergibt sich durch die Grammatik: Robert Ludlum ist der Autor der Bücher, nach denen die Filme gedreht wurden (auch wenn hier im Original von dem Borowski-Betrug die Rede ist). DAS BOURNE KOMPLOTT spielt nicht, wie man vermuten mag, einen oder alle der drei Teile nach. Das wäre zu einfach gewesen. Im Spiel erfahren wir mehr zu der Vorgeschichte von Jason Bourne, bevor er ohne Gedächtnis aus dem Meer gefischt wurde. Zu wenig Inhalt, richtig. Deswegen werden auch die Zeiträume zwischen den Filmen näher beleuchtet.
Bevor die Aufregung zu groß wird: das Gesicht von Jason Bourne ist keineswegs eine programmiererseitige Schwäche des Spiels. Dass der Hauptakteur keinerlei Ähnlichkeiten mit Matt Damon hat, hat lizenztechnische Gründe, soll aber für die weitere Spannung im Spiel keinerlei Nachteile haben, denn auch ohne Matt Damons Gesicht weiß die menschliche Waffe zu unterhalten.
Im Verfolgermodus betrachten wir die Szenerie, in die wir ohne große Vorgeschichte hineingeworfen werden. Und genau hier haben die Macher des Spiels gleich auf Sieg gesetzt: von der ersten Sekunde an befinden wir uns als Spieler unter Stress. Von Punkt A nach Punkt B, ständig auf der Flucht oder auf der Jagd, versuchen wir, innerhalb kürzester Zeit die Missionsziele zu verfolgen. Der Einsatz tödlicher Gewalt ist hierbei natürlich nur in Bezug auf die Terroristen erlaubt. Zivilisten und Polizei dürfen nicht niedergeschossen werden.
Sobald es zum Nahkampf kommt, wechselt das Spiel in einen arcademäßigen Boxkampf, bei dem nur recht wenig unterschiedliche Tritte und Schläge sowie Schlagkombinationen möglich sind. Hier hätte man sich noch etwas mehr Auswahl erwünscht, doch schon wenige Augenblicke später erfolgt die Wiedergutmachung: mit jedem Treffer, den wir landen können, steigt unsere Adrenalinanzeige. Hat man hier genug zusammengesammelt, kann man mittels eines Takedowns den Gegner spektakulär niedermähen. Nahtlos wechselt das Spiel in eine kurze Videosequenz, in der Bourne entweder durch gewiefte Kombination den Kontrahenten K.O. schlägt, hierfür mitunter auch Hilfsmittel aus der Umgebung verwendet, oder, so es sich um einen Schuss-Takedown handelt, präzise aus der Distanz tötet, entweder direkt oder indem er auf explosive Gegenstände schießt.
Aber nicht nur die großen Kampfkünste sind es, die Bourne im Film überleben lassen, sondern auch die gute Auffassungsgabe, wer Freund und Feind ist, wo sich die benötigten Hilfsmittel finden lassen oder wo sich gegebenenfalls Gegner verstecken könnten. Dies ist über Tastendruck möglich, bei dem Borne dann seine Sinne schärft. Optisch geschieht dies derart, dass der Bildschirm gräulich verblasst und lediglich die interessanten Objekte und Personen weiterhin farblich und mit leicht leuchtendem Rand dargestellt werden. In späteren Verfolgungsjagden im Mini wechselt das Spiel dann in eine Art Zeitlupe, bei der es entsprechend einfacher wird, Hindernissen auszuweichen.
Zwischendurch folgen immer wieder kleine Videosequenzen, bei der man schnellstmöglich die auf dem Bildschirm angezeigte Taste drücken muss, um in brenzligen Situationen die Oberhand zu behalten. Das kann dann nicht nur im Nahkampf sein, sondern auch in Sprungpassagen.
Grafisch sowie optisch gibt es bei DAS BOURNE KOMPLOTT nichts auszusetzen. Die schnellen Schnitte und Wechsel zwischen Spielsequenz und Videosequenz sorgen dafür, dass das Spiel auch optisch recht actionlastig wird und nahe an dem filmischen Bild von Jason Bournes Fähigkeiten bleibt. Lediglich die etwas eingeschränkten Möglichkeiten im Nahkampf bieten einen Grund, nicht gänzlich zufrieden zu sein, auch wenn die Takedowns natürlich wirklich etwas hermachen und für die etwas einfältige Prügelei entschädigen.
Nicht nur für Freunde der Filme dürfte das Spiel etwas sein, auch wenn natürlich gerade hier dann noch ein zusätzliches Kaufargument liegt, denn im Spiel erfährt man einiges, was in den Filmen nicht zu sehen ist. Eine meiner Ansicht nach durchweg gelungene Umsetzung des Spiels, das die Spannung und das Tempo der Filme perfekt einfängt.