Saw (Xbox 360)

Lieber Leser, ich möchte ein Spiel spielen… Wahrscheinlich fangen so oder so ähnlich mindestens 70% aller Rezensionen über das Spiel SAW an, zumal es einfach nahe liegend ist und eine Steilvorlage bietet. Wer die Filme kennt, der weiß in etwa, was einen bei diesem Titel erwartet: der Jigsaw-Killer hat ein paar tödliche Fallen aufgebaut, um den Menschen, die er darin gefangen hält, auf bestialische Weise seine Moralvorstellungen aufzuzwingen. Dass hier ziemlich „normale“, fast schon prüde Werte im Vordergrund stehen, ist allerdings bei weitem keine Rechtfertigung für die perversen Folterinstrumente, die sich der Psychopath hat einfallen lassen… Jetzt seid ihr mittendrin, statt nur dabei, und müsst um euer eigenes Überleben kämpfen. Willkommen bei SAW.

Ihr schlüpft in die Rolle von Detective Tapp, den Jigsaw gefangen hat und nun sein Spiel mit ihm spielt. Ihr seid in einer verlassenen Irrenanstalt, die der Killer nicht nur mit einigen gemeinen Stolperdrahtfallen und jeder Menge zersplittertem Glas präpariert hat (ihr seid unglücklicher Weise barfuß unterwegs), sondern auch mit ein paar weiteren Gefangenen besetzt hat, die entweder in Todesmaschinen sitzen und darauf warten, dass ihr auf der Bildfläche erscheint, um sie zu retten, oder die frei herumrennen und nach euch Ausschau halten, denn: in eurem Inneren hat Jigsaw den einzigen Schlüssel zur Freiheit hinterlegt. Wer euch umbringt, kann ihn sich nehmen. Ihr hingegen habt eher das Bestreben, jemanden zu finden, der euch den Schlüssel auf chirurgischem Weg entfernt. Unterwegs löst ihr allerdings erst einmal die euch gestellten Aufgaben, denn ein Versagen hat in der Regel auch euren Tod zur Folge.

Soviel zum Inhalt. Spielerisch bedeutet das im Einzelnen, dass ihr ähnlich Silent Hill und Co. in den spärlich beleuchteten Arealen herumrennt und nach Gegenständen sucht, die ihr zum lösen der sich häufig wiederholenden Rätsel benötigt. Mal sind es simple Nägel zum Knacken eines Türschlosses, dann ein Gummilappen und ein Nagel, um einen Stromkasten zu überbrücken, oder Sicherungen, um Schalter zu reaktivieren. Diese Rätselorgie im Osterkostüm (schließlich ist immer alles irgendwie gut versteckt) wird unterbrochen von zähen Kämpfen gegen die anderen Insassen, die euch ans Leder wollen. Die Möglichkeit, euch mit provisorischen Waffen zu versorgen, ist zwar grundsätzlich nicht schlecht, aber das gesamte Kampfsystem ist zu unausgegoren. Je schwerer die Waffen, desto langsamer das Tempo, dafür aber auch größere Durchschlagskraft. Problem dabei: schon im Faustkampf wirkt das alles dermaßen träge, dass man das Gefühl einer Zeitlupe bekommt. Ausweichen ist zwar theoretisch machbar, aber funktioniert nur in den seltensten Fällen gut.
Da ist es schon fast ratsamer, selbst kleine Fallen aufzubauen, um den Gegnern den Garaus zu machen.
Die wichtigsten Stellen im Spiel sind die Zwischensequenzen, in denen ihr andere Gefangene, die in irgendeiner Form mit eurer Person verknüpft sind, aus den Todesmaschinen befreien müsst. Hier kommt dann schon ganz gut das Flair der Filmreihe rüber.
Obwohl Grafik und Sound nur besserer Durchschnitt sind, verbreitet das Spiel eine recht gruselige Atmosphäre. Die regelmäßigen Rätsel gefallen auf Anhieb und sind allesamt mehr oder weniger einfach lösbar, die Story ist zwar nicht sonderlich weit schweifend geschrieben, passt aber zum Gesamtgefüge der SAW-Filme. Die Splattereffekte sind erstaunlich brutal, dafür, dass es das Spiel durch die USK geschafft hat. Wer actionlastige Adventures mag und auch gerne mal viel Blut sieht, ist mit SAW sicherlich ganz gut beraten. Besonders, wenn man die Filme ebenfalls kennt, weiß das Spiel zu punkten. Für zart besaitete Gemüter ist das allerdings definitiv nichts. Allen anderen wünsche ich viel Spaß auf der Jagd nach Jigsaw.