Singularity (Xbox 360)

Einfach nur schießen war gestern. Wer heute im Bereich der Egoshooter gegen die alten Hasen anstinken und etwas reißen will, der muss sich schon etwas ganz besonderes einfallen lassen. Bei SINGULARITY dreht sich alles um Spielereien mit der Zeit und teilweise auch der Schwerkraft. Natürlich wird das auch sinnvoll und logisch in die Story eingebaut, sodass ihr nicht einfach nur über besondere Feuerpower verfügt, sondern auch an die Hand genommen werdet, wie ihr die effektiv einsetzt und dadurch langsam aufklärt, wie ihr dazu gekommen seid…

Katorga-12, das ist eine geheime russische Insel, Zentrum eines wissenschaftlichen Versuchs, der gründlich in die Hose gegangen ist. Seitdem die Russen E-99 entdeckt haben, war der Wunsch groß, dies als Waffe einzusetzen, doch etwas läuft da nicht so, wie ihr euch das vorgestellt habt.
In der Rolle des Piloten Nate Renko sollt ihr nun Jahre später merkwürdige Vorkommnisse auf Katorga-12 aufklären, und geratet dabei versehentlich in eine Zeitblase, die euch in das Jahr 1955 zurückbefördert. Als ihr hier dann auch noch einen Wissenschaftler aus einem Flammeninferno rettet, nimmt das Unheil seinen Lauf, denn zurück in der Zukunft stellt ihr fest, dass nichts mehr so ist, wie es eigentlich mal war…

Die Formulierung „Zurück in der Zukunft“ war nicht gänzlich unabsichtlich gewählt. Zwar hat SINGULARITY nur weit entfernt Ähnlichkeiten mit der Trilogie, diese sind aber entscheidend: Einwirkungen auf die Vergangenheit haben Auswirkungen auf die bislang statt gefundene Zukunft, und nur, wenn ihr all eure Fehler wieder gut machen könnt, werdet ihr auch in der Lage sein, das Raum-Zeit-Kontinuum wieder zu entknoten und die futuristische Gegenwart, wie ihr sie kennt, wieder herzustellen…

Atmosphärisch macht SINGULARITY alles richtig. Selten war eine Story so dicht gestrickt, war die Hintergrundstory so überzeugend und die Charaktere so glaubwürdig wie hier. Auch die Synchronisation geht größtenteils voll in Ordnung, musikalische Untermalung und Hintergrundmusik sorgen für jederzeit passende Stimmung und Gruselfaktor.
Jedoch muss man auch eingestehen, dass SINGULARITY bei all diesen Stärken doch eine kleine Schwäche offenbart: die Elemente, die man hier gezeigt bekommt, Effekte, Grafik, Ideen, Story, das alles wirkt ein wenig zusammengeklaut aus anderen Spielen oder Filmen. Grafisch eine gehörige Portion Bioshock, aber mindestens genauso viel Anteil vom letzten Thule-Egoshooter aus dem Hause Activision… Die Story weniger freaky, aber dennoch auch ein wenig Timesplitters 3, und selbst die viel gelobten Fernlenk-Kugeln hat man auch schon anderswo gesehen. Die Zeitspielereien mit unbelebten Objekten erinnern entfernt an Fracture.

Alles in allem also ein wilder Mix, der in sich allerdings definitiv stimmig bleibt und auch in keinem der angesprochenen Punkte wie ein billiges Plagiat wirkt, sondern durchaus noch eigenständige Elemente und Ideen verarbeitet.

Was dem Spiel noch eine weitere, fast schon taktische Variante verleiht, sind die Upgrade-baren Fertigkeiten und Waffen, für die man sich zunächst einmal durch harte Arbeit Upgrades erkämpfen muss bzw. E-99 an allen möglichen Ecken einsammeln sollte. Hier kann jeder nach eigenem Interesse oder Spielverhalten die für ihn optimale Waffe verbessern oder bestimmte Fertigkeiten aufwerten.

Wer eher ungern Open World-Spiele spielt, ist bei SINGULARITY perfekt aufgehoben. Hier wird man brav an die Hand genommen, folgt einem mehr oder weniger fest vorgegebenen Pfad, der nur wenig Freiraum lässt, somit aber auch genug Möglichkeiten für die Programmierer, Schockeffekte und große Showdowns vorzubereiten, die durch einen entsprechenden Spannungsbogen erstaunlich effektiv in Szene gesetzt werden…