Two Worlds II (Xbox 360)

TWO WORLDS II setzt quasi nahtlos da an, wo der erste Teil endete. Aziraal, der Gott des Feuers, ist bezwungen und befindet sich gebannt in den Körper eurer Schwester Kyra, ihr selbst werdet von Fürst Gandohar seit Jahren im Kerker gefangen gehalten, um Kyra regelmäßig mit Lebensenergie zu dienen, damit sie dem Drängen Aziraals standhalten kann. Gandohar ist kurz davor, seinen Plan in die Tat umzusetzen, das Gleichgewicht der Elemente zu kippen und somit seine Macht zu vergrößern.
Doch Hilfe naht, wenn auch aus einer Richtung, von der her wir nie Rettung erwartet hätten. Willkommen in TWO WORLDS II.

Nach dem Charaktereditor (der sich hier auf reine Äusserlichkeiten beschränkt) und dem oben beschriebenen Anfangsvideo, werdet ihr aus dem Kerker befreit, und zwar von einer Gruppe Orks, die kein Interesse daran haben, Gandohar einfach gewähren zu lassen, und deren Seherin eine Vision über euch hatte, die ihr verraten hat, dass ihr eine wichtige Rolle für den Ausgang des Kampfes Gut gegen Böse haben werdet…

Was folgt, ist ein geschickt in die Geschichte eingewobenes Tutorial, schließlich seid ihr schwach von der langen Gefangenschaft und habt sicherlich jede Menge verlernt… Habt ihr die ersten Lektionen in Sachen Kampf, Magie, Fertigkeitensystem etc. hinter euch, dürft ihr dann auch endlich richtig loslegen. Bis dahin beschränkt sich die Action im Spiel eher auf ein Minimum, dafür ist die Atmosphäre umso dichter.

TWO WORLDS II überzeugt durch viele kreative Ideen, die euch wirkliche Handlungsfreiheit bieten. So gibt es kein vorgefertigtes Klassensystem, sondern ihr erlernt einfach das, wozu ihr Lust habt. Somit sind jegliche Mischformen aus Magier, Krieger, Waldläufer, Assassine etc. denkbar. Auch in den allgemeinen Fertigkeiten könnt ihr euch nach Belieben weiterbilden, ob nun Alchemist, Schmied oder sonstiges, je mehr ihr in den einzelnen Fertigkeiten erlernt, umso besser wird auch eure Arbeit und der Nutzen, den ihr daraus ziehen könnt.

Das Magiesystem basiert auf der Kombination diverser Karten, die jeweils für Wirkung, Reichweite, Dauer etc. stehen und somit auch hier jede x-beliebige Variation denkbar machen.

Auf der technischen Seite muss der Titel leider ein paar Federn lassen, das macht sich aber in Bezug auf den Gesamtspaß des Spiels nicht sonderlich stark bemerkbar. Zunächst einmal positiv erwähnt sei die gute Sprachausgabe, die mit vielen bekannten Synchronstimmen professionell und glaubwürdig klingt. Weniger gut hingegen passt die Sprache zu den Lippenbewegungen…
Allgemein gibt es optisch ein paar Dinge, die man sich heutzutage durchaus anders wünscht oder anders vorstellen könnte, seien es Details in Innenräumen oder bestimmte Bewegungsabläufe.

Ebenfalls ungünstig gewählt ist die Tastaturbelegung, die euch stellenweise wichtige Funktionen auf ein und denselben Knopf legt, teilweise sogar mit widersinnigen Funktionen. So ist die Taste für „schnell laufen“ die gleiche wie für „schleichen“, nur dass ihr ersteres aus der Bewegung heraus drückt, zweiteres aus dem Stand. Ebenfalls als Negativbeispiel verwendbar: die Aktionstaste ist die gleiche wie die Springen-Taste. Ihr werdet also häufiger vor einer Kiste auf und ab hüpfen, bis ihr endlich genau schaut, auch das „Kiste öffnen“-Symbol zu erhalten.
Gut gelungen ist hingegen wieder die Möglichkeit, 2 unterschiedliche Waffensets zu definieren und kurzfristig zu tauschen, sodass ihr schnell zwischen Nah- und Fernkampf wechseln könnt, oder ähnliches.

Ist die Hauptquest insgesamt eher linear aufgezogen, so habt ihr doch über zahlreiche Nebenquests die Möglichkeit, euch frei auszutoben und die Welt von Antaloor auf eigene Faust besser kennen zu lernen. Damit ermöglicht TWO WORLDS II sowohl OpenWorld-Fans als auch geradlinigen Geschichten-Erlebern eine perfekte Basis, das Spiel auf die eigenen Bedürfnisse hin zu optimieren und zu gestalten.

TWO WORLD II ist mit Sicherheit nicht das hübscheste Rollenspiel auf dem Markt, unter Umständen auch nicht das innovativste oder umfangreichste, dafür aber bietet es einen wirklich sehr gut gelungenen Mix aus Rollenspiel-Elementen, der euch mehr Freiraum in der Charakterentwicklung gewährt, als man dies von einem Rollenspiel gewohnt ist, und dadurch einen ganz eigenen Reiz erhält. So viel Freiheit habt ihr in einem Konsolen-Rollenspiel noch nie gehabt. Da schaut man gerne über das eine oder andere hässliche Textur-Fleckchen hinweg oder ignoriert den einen oder anderen Steuerungsfehler gerne. Dank der spannend inszenierten Hauptgeschichte entwickelt der Titel zudem schon nach kurzer Zeit Suchtpotential! Wer mit „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ Spaß hatte, der wird auch hier voll und ganz auf seine Kosten kommen!