UFC Undisputed 2009 (Xbox 360)

Viele Spiele, bei denen es um Kampfsportarten geht, versteifen sich entweder auf ein klassisches Arcade-Game, das einfach zu steuern ist und Spaß macht, oder aber auf eine gelungene Umsetzung einer Sportsimulation, die dann meist etwas schwerer zu meistern ist und deutlich realistischere Abläufe zutage fördert. Mit UFC UNDISPUTED wird das Ultimate Fighting salonfähig gemacht. Der Spagat zwischen Arcade und Simulation ist nicht gänzlich gelungen, sondern sitzt etwas auf Seiten der Simulation, herausgekommen ist aber ein tolles Spiel.

Kerninhalt des Spiels ist definitiv der Karrieremodus, bei dem Ihr Trainingseinheiten vorseht, mit Sparringspartnern in den Ring steigt oder bei echten UFC-Veranstaltungen euer Können unter Beweis stellen müsst. Natürlich gilt es auch, Ansehen und Sponsoren zu gewinnen und durch Email-gestützte Story-Rahmenbedingungen weiter getragen zu werden, im Endeffekt geht es aber eigentlich nur darum, den eigenen Kämpfer optimal auf den nächsten Kampf vorzubereiten und dann wenn möglich den Gegner auf die Bretter zu schicken.

Wer mit Ultimate Fighting nichts anzufangen weiß: hier gibt es im Endeffekt so gut wie keine Regeln! Hier darf auf den Kontrahenten in unterschiedlichster Weise eingeprügelt, eingetreten, an ihm gezerrt, gezogen, gewürgt oder sonst wie malträtiert werden. Lediglich die Bewegungsunfähigkeit gereicht einem zum „Notaus“ durch den Ringrichter. Offene Wunden sind keine Seltenheit und sind noch lange kein Grund, einen Kampf zu beenden. Liegt der Gegner am Boden, ist es ebenfalls kein Problem, nachzuschlagen oder nachzutreten. Das alles gehört zum guten Ton beim Ultimate Fighting.

Schaut man sich das Spiel an, muss man zur Beschreibung dessen, was da auf dem Bildschirm gezeigt wird, in die Schublade der Superlativen greifen: alleine schon die Darstellung von Schweiß auf der Haut der Kämpfer, offenen Cuts und Blessuren gehört zum Besten, was derzeit am Markt vertreten ist. Die Bewegungen könnten insgesamt noch ein wenig flüssiger vonstatten gehen (und vor allem mit weniger Verzögerung, als es der Fall ist), insgesamt läuft aber alles rund ab. Bei der Kollisionsabfrage sind teilweise leichte Schwächen zu erkennen, und auch der Hintergrund des Spiels ist weit weniger detailliert dargestellt, als die beiden Kämpfer, die ganz klar im Fokus stehen!
Erst, wenn man eine ganze Weile fasziniert gespielt hat, stellt man fest, dass die Grafik völlig von einem Punkt abgelenkt hat: wo um alles in der Welt kann ich erkennen, wie der Kampf insgesamt gerade abläuft? Die obligatorische „Energieanzeige“ fehlt dem Spiel in den Grundeinstellungen auf der Oberfläche, um das realistische Spielgefühl zu steigern. Das klappt auch ziemlich gut, zumal man an den Gesichtern der Kämpfer eigentlich gut sieht, wie es gerade steht. Lediglich Lucky Punches können so nicht vorhergesehen werden, und auch die eigene Ausdauer kann man schnell überschätzen. Auch beim Ton versucht man, möglichst nahe am Original zu bleiben. Die Treffergeräusche klingen schön kräftig, Schläge in die Deckung eher ein wenig dumpf, und das gesamte Geschehen wird von den Originalkommentatoren wortreich geschildert. Leider wiederholen sich deren Statements irgendwann (so was bleibt nicht aus), sodass dann der Weghör-Effekt eintritt.

Wo das Spiel noch Verbesserungspotential hätte, wäre in der Steuerung, die trotz Tutorial und Trainingseinheiten zu überfrachtet ist, um sie schnell und sicher im Griff zu haben. Insbesondere, da man die ersten Kämpfe im Karrieremodus auch prima nur mit Tritten und Schlägen geregelt bekommt, wird es dann später eine Qual, sich gegen klammernde Gegner zur Wehr zu setzen, die einen, sobald man am Boden ist, so gut wie nie wieder aus ihrer Umklammerung lassen, denn dafür hat man die Steuerung am Boden nicht genug üben können, um auf das vorbereitet zu sein, was da kommt. Entsprechend finden wir uns in späteren Kämpfen regelmäßig im Aufgabegriff eines Gegners wieder, der zum nahezu unvermeidlichen Kampfende führt. Wir empfehlen daher denen, die das Spiel neu starten, sich gleich zu Beginn viel Zeit für das Üben von Grabbling, Submissionlocks etc. zu nehmen, um nicht wie wir später aus der Röhre zu gucken, wenn dann plötzlich scheinbar nichts mehr geht. Umgekehrt ist es natürlich für den KI-Gegner ein leichtes, sich aus sämtlichen Griffen zu befreien und eine unterlegene Situation eventuell sogar zum eigenen Vorteil zu nutzen. Da bedarf es einer hohen Frustrationsschwelle, um den Controller nicht beim dritten oder vierten Anlauf in die Ecke zu feuern.

Für Fans von Prügelspielen, die auf möglichst hohe Realitätsnähe stehen, bietet UFC UNDISPUTED genau das richtige, vorausgesetzt, man ist willens, sich mit der etwas ausführlicheren Steuerung des Spiels zunächst anzufreunden, bevor man richtig in die Vollen geht. Wer das kurze Spiel für zwischendurch sucht, sollte lieber eine arcadelastigere Variante suchen, bei der er durch wildes Knöpfchendrücken zum Erfolg kommt, denn hier versteht UFC keine Gnade.