Hit and miss

Mit HIT AND MISS bringt uns Ascot Elite eine spannende Serie auf Blu-ray und DVD ins Heimkino. Trotz Begeisterung ob der Thematik, der Umsetzung sowie der schauspielerischen Leistung allen voran von Chloë Sevigny wollen wir aber keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Warum? Das erfahrt ihr bei uns.
HIT AND MISS beginnt recht unvermittelt und zieht euch ganz schnell in seinen Bann. Mia ist eine Auftragskillerin, die im Dienste von Gangsterboss Eddie steht. Die beiden haben ein vertrautes Verhältnis, fast so wie Vater und Tochter. Doch das verhältnismäßig durchgeplante, ruhige Leben von Mia wird aus den Fugen gerissen, als sie die Nachricht erhält, dass sie Vater ist und als Vormund ihres Sohnes sowie dessen Halbgeschwister eingesetzt werden soll, wenn ihre Ex-Freundin Wendy ihrem Krebsleiden erliegt.
Moment, Vater? Genau, denn Mia ist nicht nur Auftragskillerin, sondern auch ein Transsexueller, der noch nicht komplett umoperiert wurde. Dies birgt natürlich in Bezug auf ihre plötzlich aufgetauchte Familie ein gewisses Konfliktpotential, abgesehen davon, dass die Kinder alles andere als erfreut sind, jemand wildfremden bei sich aufnehmen zu müssen. Die Kinder stehen kurz davor, obdachlos zu werden, und der Vermieter ist ein absoluter Widerling. In diesem ganzen Chaos muss Mia auch noch ihren Beruf geheim halten, nichtsdestotrotz weiter Geld verdienen, und als sich eine Liebesbeziehung zu einem jungen Mann aus dem Dorf abzeichnet, droht Mias Geheimnis aufgedeckt zu werden.
Paul Abbott schafft es, die Geschichte um einen transsexuellen Auftragskiller, der plötzlich in eine Mutterrolle schlüpfen muss, so einzufangen, dass sie zum einen glaubwürdig erscheint, dabei aber keinesfalls zu actionreich oder plakativ dargestellt wird, sondern eher sensibel mit der Thematik umzugehen versteht. Hier wird nicht nur in eine Kerbe gehauen, sondern hier werden die Konflikte, die ein solcher Umstand mit sich bringt, aus allen Blickwinkeln beleuchtet. Die unlängst verwaisten Kinder, die plötzlich mit einer „Mutter“ zurechtkommen müssen, die eigentlich ein Mann ist, der junge Mann aus dem Ort, der nach der Entdeckung an sich selbst zweifelt, ob er denn nun eventuell doch schwul ist oder nicht, der Gangsterboss, der Mia bereits seit langer Zeit kennt und entsprechend mit der Situation vertraut ist, in der Familiensituation aber Mias Position als sein verlängerter Arm gefährdet sieht, der Vermieter, der Frauen bislang nur als das schwache, untergeordnete Geschlecht betrachtet hat und sowohl verwirrt ist als auch Hass auf Mia entwickelt, als diese ihm klare Grenzen aufzeigt, und nicht zuletzt natürlich Mias innere Zerrissenheit, die nicht nur mit all diesen Konflikten umgehen können muss, sondern zudem auch noch selbst mit sich und ihrem Körper nicht im Reinen ist.
Aber warum keine klare Kaufempfehlung, wenn doch alles so toll ist? Ganz einfach: die Serie endet abrupt mitten in der Geschichte mit einem Cliffhanger, sämtliche Handlungsstränge sind offen und werden zu keinem zufriedenstellenden Ende geführt. Trotz guter Kritiken wurde aber bekannt gegeben, dass es keine zweite Staffel zu HIT AND MISS geben wird. Das empfinden wir als sehr schade, denn diese Serie hätte zumindest verdient, einen halbwegs runden Abschluss zu finden, so aber ist es, als würde man einen Spielfilm bei der Hälfte abschalten und wissen, dass man nie erfahren wird, wie es ausgeht. Bis zu diesem Zeitpunkt wird man bei HIT AND MISS aber bestens unterhalten.