The Raid

THE RAID ist in mehrerlei Hinsicht buddhistisch angehaucht: zum einen hat selten ein Film das Motto „der Weg ist das Ziel“ so gut in Szene setzen können wie dieser (will heißen: viel Action, wenig Story), zum anderen dürften die Charaktere, die hier handeln, maximal mit einer Reinkarnation als Schmeißfliege rechnen gemessen an dem Grad an Härte und lebensverächtlicher Brutalität, die sie die Bank durch an den Tag legen… Ob das nun zwangsläufig schlecht ist, steht zur Debatte!
Ein Drogenboss hat sich in einem Hochhaus eine Zentrale eingerichtet, in der er ein recht sicheres Regiment führt. Schon mehrfach haben rivalisierende Banden versucht, das Gebäude zu stürmen, sind aber immer kläglich gescheitert. Nun nimmt sich eine Spezialeinheit der Polizei der Sache an. Geschult, mit einem taktischen Vorgehen, perfekt ausgerüstet und hochmotiviert sollen hier von unten nach oben die einzelnen Stockwerke gesäubert werden, um den Fiesling und seine Bodyguards auf dem falschen Fuß zu erwischen. Bis zum vierten Stockwerk läuft auch alles wie geplant…
Doch hier gelingt es einem der Bewohner, einen warnenden Ruf durch das Treppenhaus erschallen zu lassen. Jetzt wissen alle Bescheid, und als dann auch noch der Oberschurke mietfreies Wohnen für diejenigen verspricht, die sich der Kakerlaken-Plage annehmen würden, ist die Jagd eröffnet, und die bis eben noch so souverän wirkenden Polizisten sehen sich einer bis an die Zähne bewaffneten Übermacht entgegengestellt, die scheinbar skrupellos mordet und zerstückelt. Doch da ist auch noch ein Polizist, ein Jungspund, einer, von dem man gedacht hätte, dass er aufgrund mangelnder Erfahrung sofort fallen würde. Dieser Polizist ist ein durchtrainierter Martial Arts-Experte, und er zahlt es den anstürmenden Kriminellen mit gleicher Münze zurück.
Bis zu diesem Zeitpunkt war THE RAID in erster Linie ein Feuergefecht allererster Güte. Jetzt scheint allen Parteien die Munition ausgegangen zu sein, denn von nun an wird nahezu ausschließlich mit Messern, Macheten und dergleichen gekämpft, was das Zeug hält. Dabei nimmt sich die Grausamkeit der Bilder in nichts mit dem, was es vorher zu sehen gab (Kopfschüsse in Großaufnahme, …). Jetzt werden Kehlen aufgeschlitzt, Bäuche, Beine, Arme, alles, was bluten kann, blutet hier auch.
Völlig überflüssig, aber dennoch vorhanden, wird hier im Vorbeieilen noch eine Geschichte über einen verschollen geglaubten Bruder erzählt, was, da die Brüder in unterschiedlichen Lagern hocken, für zusätzliche Brisanz sorgt, allerdings so schnell und uninspiriert erzählt und aufgelöst wird, dass dies kaum Gewicht hat.
THE RAID ist unglaublich schnell! Wer Spaß an gut choreographierten Martial Arts Kämpfen hat, wird hier genauso verwöhnt wie Freunde guter Feuergefechte. Man sollte hierbei allerdings nicht zart besaitet sein, denn die Brutalität des Films ist etwa so hoch wie sein Tempo.
Besserwisser mögen sich jetzt vielleicht noch an einer Ungereimtheit stoßen: der Kartellboss Tama wohnt im obersten Stock des Gebäudes (Etage 15, wie der Film uns mitteilt). Das Cover zeigt ein ca. 25-stöckiges Gebäude, der Untertitel spricht von „30 floors of hell“. Tja, wer hat jetzt wann und wo nicht genau aufgepasst beim Briefing?
Ein atemberaubendes Actionspektakel? Ja, zweifelsfrei! Aber wenn die Handlung nur 3% des Films ausmacht, muss ja irgendetwas anderes den restlichen Platz füllen, oder? Am besten angucken und nicht darüber nachdenken!