Defiance (Namco Bandai)

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Im Vorfeld waren weder die Serie noch das Videospiel in der Vorankündigung für sich betrachtet übermäßig spannend. DEFIANCE hat von der ersten Sekunde an irgendwie vor allem dadurch gereizt, dass Spiel und Serie ineinandergreifen sollen. Vor einiger Zeit haben wir bereits die erste Staffel der Serie rezensiert und waren dabei im Nachhinein durchaus positiv überrascht, denn je länger das ganze lief, desto interessanter wurde auch die Serie, was man nach dem durchwachsenen Piloten nicht unbedingt gedacht hätte. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Videospiel: nach einem eher durchwachsenen Start und einer technischen Umsetzung, die insgesamt überall durchscheinen lässt, dass es durchaus bessere aktuelle Spiele auf dem Markt gibt, kitzelt das Spiel mit der Zeit dann doch an den richtigen Stellen, um uns länger am Ball bleiben zu lassen. Willkommen in DEFIANCE?

Nein, ehrlich gesagt ist der Titel nicht richtig, denn entgegen der Serie spielt das Videospiel nicht in der namensgebenden Stadt. Da es aber um das gleiche „Universum“ geht, drücken wir hier ein Auge zu. Von den zugedrückten Augen bedarf es einer ganzen Menge, bis man endlich an einen Punkt gelangt, wo das Spiel wirklich Spaß macht. Bevor wir nämlich loslegen können, wartet eine lästige Installationsroutine von 10GB auf euch, wobei die Wartezeit dann noch einmal durch enorme Patch-Größen per Download ins schier unermessliche gestreckt wird. Es vergeht (zumindest bei uns) über eine Stunde, ehe wir mit dem eigentlichen Spiel beginnen können. Mit 10GB Zwangsinstallation ist der Titel zudem ein ungeheurer Kapazitätenfresser. Wir sind gespannt, ob er das auch wert ist.

DEFIANCE macht einiges richtig, zeigt aber auch von vornherein ganz klar, wo es seine Mängel hat. Dass ein Multiplayer-Online-Spiel nicht die allerbeste Grafik haben würde, war uns mehr oder weniger von Anfang an klar. Die Grafik ist durchschnittlich, das ist nicht toll, aber auch nicht wirklich störend. Dass gelegentliche Fehler in der Grafik sind, können wir zwar noch verschmerzen, aber förderlich dafür, ins Spielgeschehen eingesaugt zu werden, ist es nicht, wenn nach einem Waffenwechsel erst einmal die Hände für ein paar Schritte leer bleiben, um dann irgendwann die Waffe auftauchen zu lassen. Ähnlich verhält es sich mit manchen Objekten in der Landschaft.

Diese erinnert, und das nicht nur optisch, stellenweise sehr stark an Borderlands. Triste Steinebenen, in denen sich die merkwürdigsten Kreaturen und Mutanten aufhalten, die eines gemein haben: sie wollen uns alle ans Messer. Missionen, die man bestreiten kann, schweben in Form von kleinen gelben Symbolen in der Luft. Wir sammeln immer mal wieder Waffen ein, können aber nur zwei gleichzeitig im Schnellzugriff nutzen. Unser Charakter hat anfänglich nur eine Spezialisierung, die man weiter ausbauen kann mit steigenden Levels, wir können die Waffen verbessern, wir tragen einen Schild, der sich nach und nach wieder auflädt, irgendwann erhalten wir einen Schnellzugriff auf ein Fahrzeug… Sehr viele Ähnlichkeiten zu Borderlands, allerdings fehlt dem Spiel der aberwitzige Humor der Vorlage. Das sollte aber eigentlich nichts ausmachen, schließlich hat man seine ganz eigene Welt, in der man sich bewegt, oder?

Und genau hier ist der eigentliche Hauptfehler, den DEFIANCE begeht. Anstatt sich an das ziemlich coole Setting der Serie anzupassen und vor allem in der Story ein politisches Ränkespiel einzubauen, verzichtet man größtenteils auf die Zusammenhänge aus der Serie und beschränkt sich hier auf den „Spielplatz“, den das Universum um Defiance bietet. Wir erkennen zwar ganz klar die unterschiedlichen Völker und Kulturen, aber Bezug darauf wird quasi gar nicht genommen, sondern sie werden zu simplen Texturen degradiert. Die Missionen spielen sich dadurch schon sehr bald wie ein reiner Shooter, der Rollenspiel-Gedanke geht schon sehr bald komplett flöten, und die Archefälle, die zu großartig angelegten Gefechten auf der Karte aufrufen, sind irgendwann das einzige, was wirklich außergewöhnlich ist.

Ein weiteres Problem für DEFIANCE sind die angepriesenen Multiplayer-Schlachten, die sich hier ermöglichen lassen. Die Voraussetzung dafür, nämlich dass man jede Menge Spieler online findet, sind leider nicht gegeben, weswegen man sich nach einer geraumen Wartezeit dann doch lieber wieder den Singleplayer-Missionen zuwendet, die aber nach einiger Zeit immer nach dem gleichen Schema F ablaufen. Ganz klar vertane Chancen.

DEFIANCE hätte ein richtig guter MMORPG-3rd Person-Shooter werden können. Das Setting ist klasse, bietet jede Menge Entfaltungsmöglichkeiten und eine dynamische Welt wäre auch durchaus denkbar gewesen. Leider lässt man all diese Optionen links liegen und beschränkt sich auf simple Shooter-Action, die es in der Form leider schon besser gab, und zwar nicht nur in der Technik, sondern auch in der Erzählweise. Wer die Serie liebt, wird hier sicherlich mehr finden, was ihm gefällt als jemand, der mit der Serie noch gar keinen Kontakt hatte, aber deutlich über Durchschnittskost, vielleicht sogar in den Bereich „gut“ wird auch das DEFIANCE nicht retten. Schade, da hatte ich nach knapp 2 Stunden Installation mehr erhofft.