Hänsel & Gretel – Hexenjäger (Paramount Home Entertainment)

Hänsel_und_Gretel_hexenjägerEs dürfte allgemein bekannt sein, dass Hänsel und Gretel, nachdem sie von ihren Eltern ausgesetzt wurden, sich im finsteren, bitterkalten Wald verliefen, an ein Pfefferkuchenhaus kamen und dort Obdach bei einer Hexe fanden, die die beiden fressen wollte. Da die beiden das nicht wollten, haben sie die Hexe selbst in den Ofen gestopft, und hatten damit ihre Ruhe. So oder so ähnlich war der Ablauf des originalen Grimm-Märchens. Soweit bleibt HÄNSEL & GRETEL – HEXENJÄGER der Geschichte auch treu, das ist allerdings nur der kurze Vorspann. Während wir uns diverse Scherenschnitt-Schattenspiel-Bilder anschauen, lesen wir in Zeitungsartikeln, dass das Geschwisterpärchen im weiteren Verlauf ihrer Jugend ein Hexenhaus nach dem anderen entrümpelt hat und sie zu veritablen Hexenjägern groß geworden sind… Soviel Action schon bis zum eigentlichen Film? Wahnsinn!


Überhaupt, das, was Regisseur Tommy Wirkola uns bis hierhin bereits gezeigt hat, ist eine deutlich brutalere Version dessen, was wir aus dem Buch der Gebrüder Grimm gelesen haben, allerdings verglichen mit dem, was die beiden Hexenjäger jetzt, da sie erwachsen sind, alles anstellen, wirkt das tatsächlich noch wie ein Kindermärchen. In Augsburg verschwinden in letzter Zeit immer wieder Kinder spurlos, weswegen der Bürgermeister die Hexenjäger zu Hilfe gerufen hat. Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) sind beide nicht gerade das, was wir im Mittelalter erwartet hätten: mit enger Lederkluft und Nietenbeschlag sehen sie eher wie die Steampunk-Variante aus, und ihre Bewaffnung, die wir im Laufe des Films zu sehen bekommen, liegt irgendwo zwischen Van Helsing, Transformers und James Bond. Eigentlich fehlen nur die StarWars-Blaster, um das Geschehen vollends unglaubwürdig zu machen. Als Widersacher stellt sich den beiden die Hexe Muriel (Famke Janssen) und ihre Schwestern entgegen, die planen, die entführten Kinder bei der anstehenden Sonnenfinsternis zu opfern.
Schaltet man den Kopf aus und lässt sich einfach nur berieseln, dann funktioniert der Film ausgezeichnet. Sobald man aber versucht, einen tieferen Sinn dahinter zu sehen, wird man ganz schnell scheitern. Besonders Besorgnis erregend empfinde ich ein weiteres Mal die sehr milde angesetzte FSK 16-Freigabe. In Anbetracht von zerschmetterten und platzenden Köpfen, die im Detail gezeigt werden, frage ich mich allen Ernstes, wie man das wohl durchgewinkt bekommen hat…
HÄNSEL & GRETEL – HEXENJÄGER ist ein reinrassiger Actionfilm mit jeder Menge Splatter-Elementen, der sein zu Hause im Fantasybereich hat. Man möge dies nicht mit dem Sonntagsmärchen auf KiKa vergleichen, das funktioniert nicht. Dies im Hinterkopf, kann man auch sehr schnell die wie oben schon erwähnt unglaubwürdigen Bewaffnungen der beiden verzeihen und sieht über das ein oder andere Logik-Loch hinweg. Warum man aber auf absolut möchtegern-cool macht und in den Dialogen immer wieder total aus der Mittelalter-Rolle fällt mit verbalem Dünnpfiff in Richtung „Don´t eat the fucking candy“, ist selbst in Hinblick auf die Action-Splatter-Ausrichtung nicht klar nachvollziehbar. Wer mit diesen ganzen Einschränkungen kein Problem hat, wird sich bei HÄNSEL & GRETEL – HEXENJÄGER gut unterhalten lassen können, denn visuell ist das wirklich großes Kino, nur halt ziemlich hart und blutig! Nach „Snowwhite and the huntsman“ das nächste Märchen, das durch Action und harte Bilder angereichert wird und somit von der Kindergeschichte zur Erwachsenenunterhaltung avanciert… Scheint gut zu funktionieren!