Die Serie MINDNAPPING macht momentan relativ viele Abstecher in andere Serien-Gebiete. Nach einem gedanklichen Abstecher in den Darkside Park (Folge 10: Der Traumtänzer) und einer Prequel-Folge von Offenbarung 23 in „Beyond the chinese theatre“ gibt man jetzt der Serie „Ein Fall für Leon Kramer“ ebenfalls die Chance auf eine Wiedergeburt. Die Krimiserie um den Ermittler vom BKA hat es auf sechs Folgen gebracht, jetzt kehrt der Ermittler aus seinem Ruhestand zurück. Wir sind gespannt, ob die für MINDNAPPING typischen Wendungen und Überraschungen auch im Krimisektor zünden. Als besonderer Anreiz für uns: der Fall spielt in der Blackmetal-Szene, wir sind gespannt…
In New York kommt es zu einer Morderie. Immer wieder werden Mitglieder der Metal-Szene tot aufgefunden, zudem tragen alle Opfer identische Symbole auf ihren Körpern, die ihnen posthum eingeritzt wurden. Ganz klar, ein Ritualmörder mit Serienkiller-Ambitionen ist unterwegs. Da die Ermittler um Matthew O´Brien nicht vorankommen, wird ein externer Berater hinzugezogen: Leon Kramer (Fabian Harloff). Der ehemalige BKA-Ermittler ist eigentlich schon im Ruhestand, aber als ihm die Hintergründe erzählt werden, setzt er sich umgehend in Bewegung…
„Blutstern“ ist ein in mehrerlei Hinsicht eher untypisches MINDNAPPING-Hörspiel. Das eigentliche Genre eines Kriminalthrillers hebt sich bereits ein wenig von den typischen Serienfolgen ab, das Erzähltempo ist insgesamt deutlich schneller und actionreicher, als wir das normalerweise von MINDNAPPING gewohnt sind, und der ganz spezielle Aha-Effekt, der sonst zum Schluss hin das gesamte Hörspiel in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt oder zumindest sehr viel Platz für Eigeninterpretation lässt, ist ebenfalls nicht wirklich vorhanden.
Was bleibt also? Fangen wir mal an: eine spannende Geschichte, die von sehr vielen richtig guten Sprechern vorgetragen wird (neben Fabian Harloff sind unter anderem auch Hans-Jürgen Dittberner, Marie Bierstedt, Wolf Frass, Patrick Bach und Helmut Krauss zu hören), die ihre Rollen allesamt genauso darstellen, wie es erwünscht ist: leichtes Overacting hier, ein wenig trashig dort, eben genau so, wie man sich einen flachen Actionfilm vorstellen würde. Dass die Story aus der Feder von Markus Topf, dem Schreiber der eigentlichen Serie, stammt, sorgt ebenfalls für eine angemessene Stimmung und das erwünschte Niveau. Damit dürfte man ganz ohne Zweifel die Leon-Kramer-Fans angesprochen haben.
Kritikpunkte? Ja, die gibt es sicherlich auch. Zum einen fällt diese MINDNAPPING-Folge insgesamt etwas zu sehr aus dem bisherigen Rahmen, aber da es sich hier ja sowieso immer um in sich abgeschlossene Folgen handelt, ist dies recht gut zu verzeihen und kann auch als „experimentierfreudig“ ausgelegt werden. Warum man aber explizit auf „die Blackmetal-Szene“ anspricht, und als musikalische Untermalung gibt es lediglich konservierten Metal, der relativ handzahm ist, können wir nicht ganz nachvollziehen. Hier hätte man unter Umständen durch andere Hintergrundmusik noch mehr Authentizität erreichen können, oder man hätte einfach auf „die Metalszene“ reduziert. Schwamm drüber, auch das ist sicherlich nur ein Kritikpunkt, wenn man sich mit der Materie auskennt und Unterscheidungen machen kann…
„Blutstern“ ist eine der rasantesten, wenn nicht sogar die rasanteste Folge von MINDNAPPING. Die Handlung ist sehr geradlinig und der Storytwist zum Ende hin ist ausnahmsweise mal ein wenig absehbar. Das macht die Folge zu einer kurzweiligen Unterhaltung, ganz im Gegensatz zu den sonst üblichen Kopfnüssen, bei denen man in der Regel einmal das Hörspiel hört, um es zu hören, und dann ein weiteres Mal, um es zu begreifen.