Splinter Cell: Blacklist (Ubisoft)

splinter_cell_blacklistWenn man sich immer und überall einmischen muss, muss man auch damit rechnen, wenn das nicht überall gut ankommt. Die USA sind bekannt dafür, sich als Weltpolizei zu verstehen und entsprechend eigentlich überall mitzumischen, wo es kracht. The Engineers, eine Gruppe von Terroristen, hat kein Interesse mehr daran, dass das US-Militär überall Truppen stationiert hat, und um ihren Forderungen, dass die USA sofort und ohne Hintertürchen ihre Taschen packen mögen, den entsprechenden Nachdruck zu verleihen,  beginnen sie noch vor der ersten Forderung mit einem Anschlag auf eine Militärbasis. Sollten die USA ihren Forderungen nicht nachkommen, werden sie die „Blacklist“ abarbeiten, eine Reihe von Attentatszielen, die in zunehmenden Maß schrecklicher werden.
Wie es der Zufall so will, ist gerade zum Zeitpunkt des Anschlags der ehemalige Spezialagent Sam Fisher vor Ort und kann entsprechend sofort Hintergrundinformationen einholen. Als Leiter der 4th Echelon-Einheit erhält er den Auftrag, dem Treiben der Terroristen ein Ende zu setzen und die Verschwörung dahinter lückenlos aufzuklären.
Es fühlt sich schon ein wenig so an, wie Jack Bauer in der Serie „24“ herumzurennen und für das Schicksal der Welt verantwortlich zu sein. Terroristen wollen nach und nach eine Liste von Anschlagszielen „abarbeiten“, bis die USA ihre Truppen aus fremden Ländern zurückzieht. Die Forderung erscheint absolut unmöglich, und da die USA sowieso die Devise leben, nicht mit Terroristen zu verhandeln, ist es an Sam Fisher, der Sache auf den Grund zu gehen.
Entgegen dem Vorgänger „Splinter Cell: Conviction“ spielt sich der neue Teil wieder deutlich Stealth-lastiger. War der Vorgänger eher ein 3rd-Person-Shooter, bei dem man ggf. auch mal die Schatten der Umgebung für sich nutzen konnte, ist hier die Herangehensweise wieder eine andere. Wer hier versucht, frontal auf den Gegner vorzurücken und nur gelegentlich Verstecke und Schatten nutzen will, der findet sich schneller am letzten Checkpoint wieder, als einem lieb ist.
Das Gameplay macht einen ordentlichen Eindruck, das Versteckspiel mit den Gegnern funktioniert gut, und auch die KI weiß zu überzeugen: Da wird man schon mal skeptisch, wenn eine Leiche nicht vernünftig versteckt wurde, natürlich wird man erst recht skeptisch, wenn Leichen gar nicht versteckt werden. Verdächtige Geräusche lenken gekonnt ab, und sobald erst einmal klar ist, dass da etwas nicht in Ordnung ist, wird auch sofort Alarm gegeben und  die Gegner schwärmen sinnvoll aus, um mir so viele Fluchtwege wie nur irgend möglich abzuschneiden. Da passiert es auch schnell, dass man mal überraschend von der Seite oder von hinten angegriffen wird. Zum Glück sind wir ja ein Spezialagent, der auch ein paar nette Gadgets hat, besonders gut schießen kann und auch körperlich absolut fit ist.
Grafisch und klanglich lässt man bei SPLINTER CELL: BLACKLIST nichts anbrennen. Eine tolle Synchronisation bis hin in die absolut unwichtigen Smalltalk-Gespräche der Gegner, die sich unbeobachtet fühlen, ein ansonsten knackiger Sound mit ordentlich Wumms in den Waffen und einem schicken Soundtrack, optisch immer ein Augenschmaus, der eigentlich keine Wünsche offen lässt und zudem die Option bietet, die Zusatz-DVD mit HD-Inhalten auf der XBOX360 zu installieren… So muss das sein!
Umfangmäßig ist SPLINTER CELL: BLACKLIST zwar ein typischer Singleplayer-Titel, aber auch im Multiplayer-Modus lässt man sich nicht lumpen: zum einen gibt es erneut 18 Missionen, die sich kooperativ lösen lassen. Zudem gibt es den Spion gegen Söldner-Modus, in dem es darum geht, ein Areal zu infiltrieren und Terminals zu hacken bzw. genau dieses zu verhindern und die Terminals zu beschützen. Hier können maximal vier gegen vier spielen. Das macht ungemein Spaß, wenn man sich ein wenig untereinander abzustimmen weiß.
SPLINTER CELL: BLACKLIST ist ein perfekter Stealth-Titel geworden. Hier gibt es wirklich nichts, was ich in einem anderen Spiel schon besser gesehen hätte. Zwar fanden wir den Ansatz mit mehr Mut zur Action bei Splinter Cell: Conviction ebenfalls gelungen, aber hier zeigt sich wieder, wo der Titel seine Kernkompetenz hat, und die spielt er souverän und gekonnt aus. Wer Lust auf Schleichen hat, kommt an Sam Fisher derzeit nicht vorbei!