Gespenster-Krimi – 2: Teufelstochter (Contendo Media / Audionarchie)

gespensterkrimi_2Nur, weil jemand eine alte Lizenz erworben hat, heißt das noch lange nicht, dass es nur aufgewärmte Sachen zu hören gibt. Contendo Media und Audionarchie lassen Markus Topf auch komplett eigene Geschichten schreiben, die zwar im Stil der Heftromane sind, aber eben nicht aus den 70ern und 80ern stammen. Wichtigste Zutat dabei sollte vor allem immer ein gewisser Trash-Faktor sein, den es anzupeilen gilt. Für GESPENSTER-KRIMI 2 „Teufelstochter“ ist jedenfalls der Warnhinweis, dass es sich um ein Hörspiel für Erwachsene handelt, einmal mehr durchaus ernst zu nehmen.
Der Bürgermeister einer kleinen Stadt in Bayern ist außer sich: Zigeuner haben ihr Lager ausgerechnet bei ihm aufgeschlagen. Das zerstört das schöne Stadtbild, außerdem ist ja hinreichend bekannt, dass Zigeuner alle Verbrecher sind. Entsprechend sammelt er seine Polizeitruppe um sich und lässt das Lager räumen. Als die Beamten eine alte Frau entdecken, die völlig verwahrlost in einem Wagen liegt, befreien sie sie natürlich, ungeachtet der Warnungen, die ihnen von Seiten der Zigeuner entgegengebracht werden.
Im Krankenhaus kümmert sich Anna Kronberg, die Tochter des Bürgermeisters, um die alte Frau, doch die weiß ihre Fürsorge nicht zu schätzen und beißt sie. Dieser Biss hinterlässt nicht nur äußerliche Spuren, sondern verändert Annas Wesen scheinbar komplett, denn nun will Anna jeden töten, der es in ihren Augen verdient hat zu sterben…
Ab diesem Punkt wandelt sich „Teufelstochter“ in eine nicht enden wollende Verkettung von Gewalt und Sex. Quasi-pornografisches Material mit hart vulgärer Sprache wechselt sich mit brutalen Morden ab. Es ist nicht gerade überraschend, dass dies bei vielen Leuten auf empfindliche Ohren stößt, denn die Erfahrung zeigt: ganz egal, ob eine Altersempfehlung drauf steht oder nicht, letzten Endes weiß sowieso immer jeder besser, was man anderen Leuten zumuten darf und was nicht. Im Vergleich zu vielen Filmen aus diesem Genre ist das alles m.E. voll im Rahmen, was hier passiert, und natürlich darf es bei einem solchen Thema auch mal derbe zur Sache gehen. Schließlich steht da ja auch nicht „Benjamin Blümchen“ oder so auf dem Cover. Wem der zu hörende Inhalt dann doch zu heftig ist, der kann als mündiger Bürger ja auch abstellen. Ein Horrorhörspiel für explizite Inhalte zu kritisieren, ist ähnlich sinnig, wie sich ins Raucherabteil der Bahn zu setzen und dann zu beschweren, dass man keine frische Luft bekommt.
GESPENSTER-KRIMI 2 „Teufelstochter“ ist zugegeben in mancherlei Hinsicht harter Tobak, der aufgrund der ziemlich deutlichen Sprache und Klänge zum einen ein wenig über die ansonsten recht platte Story hinweg täuscht, zum anderen auf keinen Fall in die Hände von Kindern gehört. Aber mal ehrlich: da gehören andere Hörspiele auch nicht hin. Lassen wir die Kirche im Dorf: anzüglich, deutlich, hart? Ja! Zu anzüglich, zu deutlich, zu hart? Verdammt noch mal, es ist ein Hörspiel für Erwachsene, das Genre ist klar, wer damit ein Problem hat, ist hier fehl am Platz.
Darüber hinaus ist das, was die Sprecher hier leisten, wirklich grandios (allen voran natürlich Katrin Heß als Anna Kronberg, aber auch Lutz Mackensy, Jürgen Thormann, Volker Brandt und Douglas Welbat spielen ihre Rollen souverän), und auch die sonstige Produktion erlaubt sich keinen wirklich spürbaren Fehler. Wen also das nun genug breit getretene Thema Sex und Gewalt nicht stört, der ist hier richtig beraten!