In meinem Himmel

Die 14-jährige Susie Salmon wird ermordet. Nach ihrem Tod steckt sie in einer Zwischenwelt zwischen Himmel und Erde, beobachtet das Geschehen in ihrer Familie und versucht, ihrem Mörder das Handwerk zu legen…
Die Buchvorlage von Alice Sebold habe ich für ihre Feinfühligkeit geliebt. Eine Filmumsetzung? Unmöglich! Das waren meine ersten Gedanken, als ich davon erfuhr. Dass sich aber kein geringerer als Peter Jackson IN MEINEM HIMMEL annehmen würde, hat mich in dieser Meinung ein wenig wanken lassen. Wenn einem das scheinbar unmögliche gelingen sollte, dann ihm. Mit entsprechender Erwartungshaltung bin ich dann auch an die Filmfassung gegangen…

Ich nehme glaube ich nicht zu viel vorweg, wenn ich verrate, dass man den Film meines Erachtens nach nicht besser hätte umsetzen können. Zutiefst bewegt sitze ich beim Abspann vor dem Fernseher und überlege, wo hier potentielle Schwächen waren.
Grundsätzlich kann ich auf Anhieb keine feststellen, wobei ich allerdings zugeben muss, dass ich das Buch auch nicht mehr 100%ig im Kopf habe, dafür ist es einfach zu lange her, dass ich es gelesen habe.

In Sachen Besetzung gibt es eigentlich keine Verbesserungswünsche. Soirse Ronan spielt die junge Susie Salmon genau so, wie ich es mir vorgestellt habe, Mark Wahlberg und Rachel Weisz nimmt man Trauer, Wut und Verzweiflung in jeder Sekunde des Films ab, Susan Sarandon als alkoholabhängige Oma, die der Familie in der schwersten Zeit als Stütze zur Seite steht, macht ihre Sache ebenfalls sehr gut. Bleibt noch Stanley Tucci als Mörder. Netter Nachbar, Geisteskranker, geplagtes Opfer, Planer, und in Panik handelnder Flüchtiger: all diese Facetten muss er aufbieten, um seiner Rolle gerecht zu werden. Lohn seiner Mühen war eine Oscar-Nominierung für die beste männliche Nebenrolle (übrigens auch die einzige Nominierung für den gesamten Film). Keine Frage, hier zeigt er all sein Können, und davon gibt es jede Menge.

Heimlicher Hauptdarsteller des Films sind allerdings die visuellen Effekte, mit denen Jackson die Wechsel zwischen Diesseits und Jenseits darstellt, deren fließende Übergänge. Mit einem Hauch Surrealismus bringt er Susies Himmel in Bewegung, lässt sie ihre Grenzen erkennen und bringt ihr vor Augen, was eigentlich von ihr erwartet wird und dass sie sich „gegen die Regeln“ verhält.

Peter Jackson hat erneut einen Film geschaffen, den man so nicht erwartet hätte. Einfühlsam gelingt es ihm, ein Gleichgewicht aus Spannung, Trauer und Verzweiflung zu schaffen, das mit einem Minimum an Action auskommt (eigentlich so gut wie gar keine), sehr viele leise Töne anklingen lässt, und dabei trotzdem so bewegend ist, dass man sich der Schönheit der Bilder nicht entziehen kann. IN MEINEM HIMMEL ist ein durchweg trauriger Film, der auch zum versöhnlichen Ende hin keine wirkliche Freude aufkommen lässt. Hier geht es um den gewaltsamen Tod eines jungen Mädchens und der Ohnmacht der Verbliebenen ob dieser Situation. Definitiv kein Popkorn-Kino, aber in vielerlei Hinsicht sehenswerter als viele der zuletzt angelaufenen Blockbuster…