„HISTORIA ist ein Setting für die 5. Edition des berühmtesten Rollenspiels der Welt. Es entführt euch in die düstere Renaissance des Kontinents Vesteria, bevölkert von anthropomorphen Tierarten, in der ihr Abenteuer, Intrigen und Schlachten erleben werdet.
Dieses Buch enthält:
– 18 neue Völker, genannt Familiae, die in mehr als 60 Spezies anthropomorpher Tiere unterteilt sind.
– 10 neue Klassen angepasst an das Renaissance-Setting mit jeweils eigenen Archetypen
– Regeln für Feuerwaffen und Ausrüstung angelehnt an die Renaissance.
– neue Hintergründe, die das Schicksal der Charaktere beleuchten: die Vorhaben.
– ein neues System für Fraktionen und Karrieren gesteuert durch die Ressource Ruhm.
– Regeln für Feldschlachten.
– einen umfangreichen Katalog an bekannten Personen aus der Welt von Historia.
334 Seiten Din A4 Hardcover mit Leseband
von Mirko Failoni, Michele Paroli & Matteo Pedroni
deutsche Redaktion, Übersetzung, Lektorat & Layout: Claudia Heinzelmann
Übersetzung & Regellektorat: Raphael Sturm
Fazit: Ich habe es ja bereits gewusst, als ich mir den Schnellstarter für HISTORIA angeschaut habe: schockverliebt. Ich mag das 5E-Regelwerk aufgrund seiner relativ einfachen Regeln, die man schnell adaptiert hat, und das Renaissance-Setting in Vesteria ist einfach begeisternd. Ein erster grober Blick auf das nun vorliegende Hauptregelwerk bestätigt mir, dass ich hier richtig gut unterhalten werde.
Gleich vorab, der Goldlack-Druck auf dem Cover ist einfach genial, denn DAS sieht echt mal schick aus. Überhaupt sind die Illustrationen unter der Leitung von Mirko Failoni einfach traumhaft schön.

Die deutsche Übersetzung legt Wert auf ein sinnvolles Gendering, d.h. es wird zum einen der Genderstern verwendet, es wird aber ebenso versucht, geschlechterneutrale Formulierungen zu verwenden bzw. zumindest sauber gleichmäßig verteilte Anteile (die Spielleitung, dafür der Charakter) zu nutzen. Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen durch eine Formulierung, und das ist auch gut so. Ansonsten ist die Übersetzung gut gelungen, wenn man von kleineren Tippfehlern mal absieht, aber hey, welches Regelwerk ist schon frei von Fehlern?
Ebenfalls lobend erwähnen möchte ich die sinnvolle Aufteilung des Regelwerks. Nach einem Vorwort gibt es einen Gesamtüberblick über das Buch, das Setting von Historia etc., im zweiten Kapitel wird die Welt Vesteria vorgestellt mit einer Karte, einer Vorstellung des Bundes, dem heiligen Königreich, der grünen Senke sowie den Vogelinseln, Kapitel drei widmet sich den Familiae und Spezies. Hier wird zunächst in Theri (Landbewohner) und Avianer (Flugwesen) unterschieden. Innerhalb der Theri gibt es die Canidi, Edenti, Eulipi, Felidi, Licai, Mustacei, Rodenti, Ruminsi, Sauti, Urcidi und Vespertili (oder auch Hunde, Katzen, Nagetiere, Paarhufer, Schweine etc.), die Avianer unterteilen sich noch einmal in die Anseri, Vorbei, Grarconi, Pici, Rapax, Ruspei und Strigi (Enten, Krähen, Kraniche, Singvögel, Adler, Hühner, etc.). Vermutlich ist genau dies die größte Hürde, die D&D-Spieler nehmen müssen, denn hier gibt es eine riesengroße Auswahl, und die Vergleichbarkeiten zum Kernregelwerk sind nur bedingt machbar. Wer also wissen möchte, für welche Berufung welche Familie ggf. die ideale Wahl ist, der wird sich hier sehr vertiefend einlesen und mit der Materie befasse müssen.

Ähnliches gilt für die Berufungen, denn auch hier ist nicht alles sofort vergleichbar und selbsterklärend. Ihr könnt wählen zwischen Alchemie, Bildung, Geißeln, Handel, Kampfkunst, Magie, Predigt, Reise, Schatten und Truppenhandwerk. Natürlich könnt ihr Berufungen auch kombinieren, ähnlich wie ihr die Klassen in D&D kombinieren könnt. Im Anschluss erhaltet ihr einen Einblick in die neue „Berufung“, die hier Vorhaben genannt wird. Vorhaben zeigen die Motivationen, aus denen heraus sich die einzelnen Charaktere ins Abenteuerleben stürzen. Hier können Entdeckungen, Erbschaften, Erleuchtungen, Hingabe, Kunst, Leere, Rachegedanken, Revolutionen und das Schicksal eine Rolle spielen. Ebenfalls neu ist das System zu Ruhm und Reichtum, in welchem Ihr mit den einzelnen Fraktionen besser bzw. schlechter auskommt).
Es folgt ein weiteres separates Kapitel für Ausrüstung, und dann erst geht es um die zusätzlichen Regeln, die insbesondere das Kampfsystem eine ordentliche Spur härter gestalten. Im Vorletzten Kapitel erfahrt ihr, wie ihr Feldschlachten regeltechnisch austragen könnt..

Im letzten Kapitel werden noch wichtige NPC aus Vesteria vorgestellt.
Den Abschluss bilden ein Index, ein Charakterbogen sowie die OGL.
Die Einschränkungen im Magiesystem in HISTORIA empfinde ich als absolut stimmig und passend, allerdings bleiben es Einschränkungen und Beschneidungen, die die nahezu grenzenlose Vielfalt des Originalregelwerks erst in ein völlig neues Licht stellen. Insgesamt ist es so, dass die Berufungen die wohl größte Umstellung für das Regelwerk bedeuten, denn hier werden vielen Langzeitspielern Möglichkeiten genommen, die sie seit jeher als funktionierende Kombination kannten. Aber HISTORIA will ja auch nicht D&D sein, sondern lediglich die Regeln von 5E verwenden.
Gibt es noch etwas, was ich mir gewünscht hätte? Tatsächlich! Im Regelwerk ist keinerlei Denkanstoß oder gar ein komplett vorgefertigtes erstes Abenteuer enthalten. Selbst ein kleines Szenario, das das Spielgefühl für HISTORIA gut eingefangen hätte, sucht man vergeblich. Das haben die Macher beim Schnellstarter deutlich besser gelöst, und das wäre es auch gewesen, was ich mir bei fast 350 Seiten eigentlich auch erwünscht hätte, dass ich nicht nur komplett informiert werde, wie das Setting sich darstellt, sondern auch, wie ich es direkt in Benutzung bringe.
Im englischen Original gibt es bereits zusätzlich noch ein Lore Book sowie ein Adventures Book, hier hat man diesen Mangel also bereits behoben. Bleibt zu hoffen, dass sich der noch relativ frische Squink Verlag nicht mit zu vielen Systemen gleich zu Anfang verzettelt und lieber erst einmal ein System vernünftig auf dem Markt platziert.
Wir wünschen dabei viel Erfolg, HISTORIA ist jedenfalls ein ganz tolles Buch!