The Limits Of Control

„Sie sprechen kein Spanisch, oder?“ Wer nach diesem Satz schreiend und Haare raufend aus dem Zimmer rennt, hat sicherlich schon THE LIMITS OF CONTROL gesehen. Denn der Film von Jim Jarmusch arbeitet mit vielen sich wiederholenden Phrasen und Abläufen, eingangs genannter Satz ganz vorneweg. Was uns als vor Spannung knisternder Thriller angepriesen wird, ist… Ja, was ist es denn eigentlich? Autorenkino, das ist es wohl am ehesten, ein Film, den man im Spätprogramm von Arte erwarten darf. Von einem Spannungsaufbau konnte ich nur indirekt etwas merken, nämlich die spannende Frage: passiert da auch noch mal irgendetwas? Reden die vielleicht mal etwas mehr? Worum geht’s in dem Film? Mögliche Antworten darauf bekommt ihr hier.

Eigentlich erstaunlich, was für ein Staraufgebot man sich für die Nebenrollen mit ins Boot geholt hat: Tilda Swinton, Bill Murray, John Hurt, Gael Garcia Bernal und Hiam Abbass geben sich hier die Klinke in die Hand für jeweils nur recht kurze Sequenzen, etwas länger und häufiger (dafür dann aber meistens nahezu unbekeidet) ist Paz de la Huerta zu sehen, doch alles dreht und wendet sich um Isaach de Bankole, der als mysteriöser Einzelgänger jeweils zum Austausch von kleinen Streichholzschachteln mit abweichenden Inhalten auf die einzelnen Figuren trifft.
Eingangs bekommt er an einem Flughafen Instruktionen, aus denen man als Zuschauer (zu diesem Zeitpunkt denkt man „noch“) nicht schlau wird, um sich danach in einem Hotel einzumieten. Dort verbringt er die Zeit emotionslos mit meditativem Schattenboxen und auf dem Bett ruhend (aber nicht schlafend), um dann jeweils am Folgetag in einem kleinen Straßencafé zwei Espresso zu bestellen. Dort trifft er dann auf seine Kontaktleute, die ihn mit hochtrabenden Weisheiten monologartig unterhalten, bis es dann zum Informationsaustausch kommt. Meist erhält er kleine Zettel, auf denen Zahlencodes drauf vermerkt sind (zu diesem Zeitpunkt denken wir ebenfalls noch, das uns Sinn und Zweck des Ganzen sicherlich noch verraten werden).
Eine gefühlte Ewigkeit später beobachtet der Einzelgänger ein schwer bewachtes Haus (ah, jetzt geht’s los, so denkt man), nur um im Anschluss wieder wegzugehen. Der Film ist nun in die entscheidende Phase gegangen, denn wenige Minuten später soll Schluss sein. Immer noch keine Spur von Bill Murray, doch da taucht er plötzlich auf. Ein Politiker vielleicht? Geschäftsmann? Wir wissen es nicht, er sieht auf jeden Fall nach Macht und Korruption aus. Da wundert es nicht, dass er wenige Augenblicke später ohne große Erklärung vom Auftragskiller (das ist also sein Beruf) erwürgt wird. Wer denkt, ich hätte jetzt absichtlich übersprungen, wie er in das Haus gelangt ist, das so schwer bewacht wird, um die Spannung nicht zu versauen, der irrt: auch Jarmusch übergeht das im Film, und auf Murrays Frage „Wie sind sie hier reingekommen?“ antwortet de Bankole schlicht und ergreifend „Durch meine Vorstellungskraft.“
Dann ist der Film vorbei. Schwere Kost, die sich knapp zwei Stunden hingezogen hat, in denen nicht eine Handlung erklärt wird, nicht ein Wort darüber verloren wird, was das alles soll, nur wenig gesprochen wird, ein riesiger Aufwand betrieben wird, um de Bankole eine Adresse, einen Fahrer und eine Gitarrensaite zukommen zu lassen, mit welcher er dann die von Bill Murray gespielte Figur (von der wir auch nicht genau wissen, um wen es sich handelt) umbringt.

Die Bilder, die der Film zeigt, sind imposant. Auffallend ist, dass die gesamte Requisite, sämtliche Drehorte, einfach alles, nicht nur absolut frei von Markenzeichen und Labels sind, sondern auch ansonsten von unbenötigten Requisiten völlig befreit worden zu sein scheint, wodurch dann der Fokus auf die wenigen Dinge gerichtet wird, die dann doch auftauchen. Seien es die Streichholzschachteln, durchsichtige Regenmäntel bzw. ein durchsichtiger Regenschirm oder eine schwarze Brille: all dies scheint irgendwie gewichtig und bedeutsam, obwohl es im Endeffekt für den Film keine bsondere Rolle zu spielen scheint.
Woran das liegt? Für diesen Film scheint nichts eine besondere Rolle zu spielen, denn es wird im eigentlichen Sinne keine Geschichte erzählt oder etwas gezeigt, das unterhalten soll oder einem etwas zu vermitteln versucht: hier wurde ein Film gedreht um des Filmes wegen, was sicherlich künstlerisch sehr anspruchsvoll sein mag, aber nicht einmal im Ansatz an meine Vorstellungen als Konsument heranreicht.
Keine Namen, keine Erklärungen, kaum Dialoge und nur nihilistische Handlung: da kann man sich eigentlich auch fast das Kaminfeuer auf DVD anschauen, das knistert wenigstens ordentlich.