Animal

Ich bin bekennender Ving Rhames-Fan. Nicht etwa, weil ich der Meinung bin, dass er ein besonders begnadeter Schauspieler ist (denn in der Regel spielt er Rollen, die auf seinen Charakter zugeschnitten sind), sondern vielmehr für seinen Gesichtsausdruck. Egal, welche Rolle er spielt, das Gesicht ist immer das Gleiche, aber passt auch immer… Umso neugieriger machte mich die Tatsache, dass ANIMAL obendrein noch teilweise aus Rhames Feder stammt. Was dabei so rumkommt, erfahrt ihr hier…

Rhames ist ein absoluter Workaholic, betrachtet man seine schauspielerische Vergangenheit. In den letzten rund zwanzig Jahren hat er an über vierzig Filmen mitgewirkt, und der Trend scheint sich auch zukünftig nicht zu ändern. Schauspielen ist seine große Stärke. In ANIMAL übernimmt er die Rolle des Kriminellen James „Animal“ Allen, dessen große Stärke seine unbarmherzige Brutalität ist. Auf der Straße eilt ihm der Ruf voraus, dass das Einzige, was er richtig gut kann, Töten ist. Während sein Sohn Darius ihn als Idol anhimmelt, versucht seine Frau, ihren gemeinsamen Sohn zu einem besseren Menschen zu erziehen. Dann wird Animal für ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hat, und landet im Gefängnis.

Gleich an seinem ersten Tag eckt er mit einem Mitgefangenen an, den er bei einer Messerstecherei beobachtet hat, und es kommt zu einem inszenierten Kampf zwischen den beiden, bei dem Animal seinen Kontrahenten umbringt und sich somit Ansehen und Respekt unter den Gefangenen verschafft. Nahezu zeitgleich wird seine Frau von einer konkurrierenden Gang bei einem Racheakt erschossen.

Animal hält sich als Schläger und Geldeintreiber im Gefängnis finanziell über Wasser, bis ihm die Information zugesteckt wird, dass einer der neuen Häftlinge der Mörder seiner Frau sei. Gegen die Anweisung seines „Schutzpatrons“ geht er auf den Mann los und landet in Folge dessen in Einzelhaft.
Nach seiner Verlegung zurück in die Gemeinschaftszellen nimmt sich der Mithäftling Berwell seiner an und versucht, der menschlichen Brechstange klarzumachen, dass der Rassenhass genau das ist, was zur Unterdrückung der Schwarzen geführt hat. Er bewegt James dazu, Malcolm X zu lesen, und nach und nach werden dem brutalen Killer Dinge klarer, und er selbst erkennt, dass Gewalt keine Lösung ist, sondern nur zu Gegengewalt führen kann.

In der Freiheit ist Darius (zu dieser Zeit dann gespielt durch Terrence Howard) inzwischen erwachsen geworden, hat den gleichen Weg eingeschlagen wie früher sein Vater und wird mittlerweile von allen „Animal Jr.“ genannt.
Er tut alles, um seinem Vater zu gefallen, wenn dieser wieder aus der Haft entlassen wird. Als der Tag dann gekommen ist, erkennt Darius, dass nicht ANIMAL aus dem Gefängnis gekommen ist, sondern ein geläuterter James, der nicht etwa sofort wieder nach kriminellen Jobs trachtet, sondern sich als Aushilfe in einem Restaurant bewirbt. Zudem hat James während seiner Gefangenschaft bei einem „ehelichen Besuch“ mit einer bezahlten Frau ein weiteres Kind gezeugt, für das er nun ein besserer Vater sein will als für Darius. Mit jedem voranschreitenden Tag werden die Spannungen zwischen Vater und Sohn größer…

Die Läuterung vom Saulus zum Paulus geschieht für mein Gefühl etwas zu schnell, der seit Jahren nur mit Gewalt groß gewordene „Animal“ lässt sich zu leicht von Berwell auf den Pfad der Tugend leiten. Ebenfalls nicht nachvollziehbar ist in dem Film, warum James es hinterher nicht schafft, sich ein einziges Mal Zeit für seinen Sohn Darius zu nehmen und vernünftig ein einziges klärendes Gespräch mit ihm zu führen. Logisch, hätte er diese Zeit investiert, wären alle Fronten geklärt gewesen und der Film würde gänzlich anders verlaufen, so aber wirkt das Szenario ein wenig erzwungen. Die restliche Geschichte ist im Übrigen auch fast schon bekannt, denn: ersetzt man „kriminelle Schwarze“ durch „rassistische Weiße“ und macht aus Darius nicht den Sohn, sondern den kleinen Bruder, dann haben wir ein Remake von American History X.

Alles in allem ist mir persönlich ANIMAL etwas zu sehr auf Gefühl getrimmt, statt die raue, brutale Seite von James zu Beginn des Films erst einmal aufzubauen. Zwar kommt er wie ein sprichwörtlicher „harter Hund“ rüber, aber eben nicht wie die gnadenlose Killermaschine, als welche er im Ghetto gilt. Ansonsten aber ein recht unterhaltsamer Streifen…