Charlie Valentine

Filme, die ins “Gangster”-Genre geschoben werden, schaue ich mir immer wieder gerne an. Woran das genau liegt, kann ich nicht in Worte fassen, aber der klassische Gangster ist nun einmal kein Unsympath an sich. Auch CHARLIE VALENTINE macht einen recht smarten ersten Eindruck, auch wenn er es faustdick hinter den Ohren hat.

Charlie Valentine (Raymond J. Berry) ist sein ganzes Leben lang als Mitglied des organisierten Verbrechens tätig gewesen und hat sich dort einen Namen gemacht. Für den ganz großen Durchbruch hat es aber nie gereicht. Jetzt, zu seinem Lebensabend, hat er keine Lust mehr, immer nur kleine Brötchen zu backen, und plant mit ein paar weiteren alternden Gaunern, seinen Boss Rocco (James Russo) abzuziehen und dann zu verschwinden. Leider plaudert einer seiner Kumpanen, und der eigentlich gut geplante Raubzug endet in einer Katastrophe. Valentine ist der einzige Überlebende, und nun sind Rocco und seine Schergen ihm auf dem Fersen.

Seine Flucht führt ihn zu seinem Sohn Danny (Michale Weatherly), der ihn schon lange nicht mehr gesehen hat. Dieser verdient sich ebenfalls im Untergrund seinen Lebensunterhalt als Schläger für einen Striplokalbesitzer, ist dort allerdings nur ein ganz kleines Licht. Unter der Anleitung seines alten Herren arbeitet er an seinem Image und verdient sich mehr und mehr Respekt. Charlie und er beschließen, gemeinsam einen Schutzgeldeintreiber zu überfallen, der unter anderem bei Dannys Boss (Steven Bauer) abkassiert.
Alles läuft soweit gut, doch Charlie hat Spuren hinterlassen, die Roccos Männer auf ihre Spur bringt…

Jesse V. Johnson schafft es in seinem Film nur bedingt, die Charaktere überzeugend zu wirken. Zwar sind die Grundmotive und Intentionen klar, das allerdings auch nur deswegen, weil wir sie schon in diversen anderen Filmen gesehen haben. Insbesondere das Verhältnis zwischen Charlie und seinem Sohn Danny (und umgekehrt) wirkt sehr oberflächlich und keinesfalls so, dass Danny seinen Vater anhimmelt, und warum dieser letztendlich zur Besinnung kommt und für seinen Sohn alles riskiert, ist auch nicht ersichtlich bzw. glaubwürdig. Was wiederum sehr überzeugend sind, das sind die recht brutalen Feuergefechte, die der Film bietet und die definitiv eine FSK 18 benötigen! Wem diese (seltenen) Momente genügen, der wird sich von CHARLIE VALENTINE gute unterhalten lassen können. Der Hauptbestandteil des Films bezieht sich aber auf das Beziehungsgefüge zwischen Vater und Sohn, und das wirkt leider sehr konstruiert.
Zudem wirkt insbesondere der erste Teil des Films eher so, als soll das ganze eine Komödie werden, bis dann die ersten Kugeln fliegen und dieses „humorvolle“ Idyll zerstören.

Insgesamt durchschnittlich bis gut gemacht, allerdings insbesondere auf der Beziehungsebene mit klarem Potential nach oben. Hier hätte man einen echten Hit landen können, wenn die Figur des Charlie Valentine nicht nur in Bezug auf Prostituierte und Stripperinnen glaubwürdig gewesen wäre, sondern auch bezüglich seines Kontaktes zum Sohn.