Ryse – Son of Rome (Microsoft Studios)

RyseKeine Frage: wir sind in einigen Bereichen tierisch bis unverantwortlich ins Hintertreffen geraten, aber manche Themen sind uns dennoch so wichtig, dass wir nicht komplett auf Reviews dazu verzichten wollen. Eine davon ist die zu RYSE – SON OF ROME (Microsoft), einem der Starttitel und zudem ein Exklusivtitel für die XBOX One. Als römischer Legionär startet ihr in eine Geschichte, die quasi kurz vor Schluss beginnt, um dann einen weiten Bogen zurück zu schlagen. Was sich hinter diesem Spiel verbirgt und ob jenseits der ohne Zweifel vorherrschenden Grafikpracht noch etwas für das Spiel spricht, erfahrt ihr bei uns.

Ihr seid Marius Titus. Eure Aufgabe zu Beginn von RYSE – SON OF ROME ist der Schutz des Kaisers, denn Rom wird von einer Barbarenhorde überfallen. Und während ihr somit dem Kaiser ins innere des Palastes flieht, erzählt ihr ihm eure ganz persönliche Geschichte, wie ihr in den Dienst der römischen Legionen geraten seid, und wo euch euer Weg lang geführt hat…

Und schon geht es los: Marius wird römischer Soldat, um den Tod seiner Familie zu rächen, die von den Barbaren niedergemetzelt wurden. Ein spezielles Siegel auf einer Waffe ist der einzige Hinweis, dem ihr folgt. Im Dienst der XIV. Legion wird euch Rache versprochen, Blut und Mord… Und so metzelt ihr euch auf möglichst spektakuläre Weise (USK 18 ist hier absolut angebracht) durch die feindlichen Linien. Mit einfachen Schwertschlägen (schnell oder hart) schwächt ihr jeden einzelnen Gegner, um dann in spektakulären Finishern denn Rest zu geben. Die hier abgefragten Quicktime Events sind sehr dezent in die Grafik eingearbeitet, sodass die Gegner lediglich eine schwach farbige Aura für die entsprechende Taste bekommen. Drückt ihr zu spät oder eine falsche Taste, hat das nur bedingt Auswirkungen auf den Kampfausgang, der Gegner ist so oder so hin, aber ihr erhaltet, je nachdem, was für einen Boost ihr gerade aktiviert habt, beispielsweise mehr Fokuspunkte oder aber (und das wird zumeist eure aktivierte Fähigkeit sein) Gesundheit zurück, und zwar entsprechend der Ausführung des Finishers mehr oder weniger. Manche Gegner (und insbesondere die Zwischen- und Endgegner, die es leider viel zu selten gibt) müssen zunächst in ihren Angriffen mit dem richtigen Timing pariert werden, um sie angreifbar zu machen. Aber das ist noch nicht alles, was das Spielgeschehen auflockert.

Als Legionär habt ihr zudem die Option, zwischendurch immer mal schnell auf einen Pilum zu wechseln, um die Gegner zu erledigen, die etwas weiter entfernt stehen. In bestimmten Bereichen, die ein wenig von Tower Defense haben, müsst ihr eine bestimmte Stellung halten, indem ihr entscheidet, wo die Bogenschützen euch unterstützen, ihr greift zu Scorpio-Geschützen (riesige Speerwerfer), um selbst eure Truppen zu schützen, und manchmal übernehmt ihr auch das Kommando über einen ganzen Trupp Legionäre, um in Formation auf gegnerische Stellungen zu zu marschieren, im richtigen Moment einen Schildwall zu errichten und in den Feuerpausen selbst Speere zu werfen.

Die Sprachausgabe lässt keinerlei Wünsche übrig, die Grafik ist schlicht und ergreifend umwerfend. Die relativ kurze Spielzeit kann ich verschmerzen, denn für ein längeres Spiel hätte dann auch noch mehr Abwechslung ins Spielgeschehen gehört, so aber ist Action, Geschichtsfluss und Begeisterung vom technischen Gerüst perfekt aufeinander abgestimmt. Die Story an sich hangelt sich ein wenig am Kultfilm Gladiator und an God Of War entlang, was aber verschmerzbar ist. Spannend ist die Geschichte dennoch und bietet zum Ende hin sogar die eine oder andere Überraschung, mit der man so nicht gerechnet hatte. Auch der Multiplayer, ein Gladiatorenkampf, bei dem man im Mehrspielermodus mehrere Wellen an immer schwerer zu besiegenden Gegnern aufhalten muss, macht enorm viel Spaß.

Sucht man das Haar in der Suppe, so könnte man sagen, dass RYSE – SON OF ROME ein paar mehr unterschiedliche Gegnertypen vertragen hätte, dass der eine oder andere Bossfight mehr sicherlich gut getan hätte, dass das Spiel etwas länger hätte werden können. Aber ganz ehrlich: wer hier bemängelt, das Spiel wäre zu eindimensional, der hat etwas irgendwie nicht richtig verstanden. Heavenly Sword war auch nicht großartig vielseitiger, und das war schließlich ein absoluter System Seller. Natürlich ist RYSE – SON OF ROME ein Spiel, was erst einmal zeigen soll, was in der Konsole drin steckt, und das macht es auch eindrucksvoll. Den Titel aber nur auf seine Grafik zu reduzieren, ist fast schon eine Frechheit. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage: RYSE – SON OF ROME 2 kann gerne kommen (auch wenn ich nicht damit rechne).