„Jener alte Mann ist Körper und Geist des Verbrechens. Er kann nicht alleine sein. Er ist der Mann in der Menge.“ Wie immer stimmt uns der Einleitungspart von Heinz Rudolf Kunze auf das ein, was im Folgenden dann den Inhalt der neuen Folge von EDGAR ALLAN POE ergeben wird. Doch ‚Der Mann in der Menge’ kommt völlig ohne den Protagonisten aus…
Nach ‚Du hast´s getan’ und ‚Scheherazades 1002. Erzählung’ ist ‚Der Mann in der Menge’ die nächste Episode, die aus dem Blickwinkel von Leonie erzählt wird, und in der Poe lediglich namentlich vorkommt. Da spricht in sofern auch nichts dagegen, zumal die Spannung trotzdem gegeben ist und man nun endlich auch mehr über die Vergangenheit seiner Partnerin erfährt. Ausserdem konnte mit Lutz Riedel ein weiterer, absolut erfahrener und innig geliebter Sprecher für Edgar Allan Poe gewonnen werden.
Zum Ende von ‚Landors Landhaus’ war Leonie verstört, teilte Poe mit, dass sie ihn nicht heiraten könne und verließ ihn kurz darauf. Wie sich schnell herausstellt, haben die Geister der Vergangenheit sie eingeholt, sie meinte, eine Gestalt am Landhaus gesehen zu haben, die eigentlich nicht mehr existieren dürfte. Angsterfüllt läuft sie durch die Straßen von New York, eilt ziellos umher und versucht, dabei möglichst unauffällig zu sein. Da sie sich aber innerlich verrückt macht, dass gerade dieses Verhalten auffällig sein könnte, beschließt sie irgendwann, einem alten Mann zu folgen. Als Schattendasein würde sie das gleiche Ziel haben wie er und von daher wieder unauffällig sein. Was sie nicht wissen kann, ist, dass sie gerade dadurch ihrem Verderben in die Arme läuft.
Der Weg des Mannes führt nach einiger Zeit in eine Opiumhöhle. Immer noch willens, nicht aufzufallen, muss Leonie nun also gute Miene zum bösen Spiel machen. Angerauscht folgt sie dem Mann weiter in ein Zimmer, dann wird es dunkel um sie herum und als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich gefangen und den Händen ihres Peinigers ausgeliefert wieder…
Die Verzweiflung und Ängste von Leonie kommen in dieser Folge perfekt zur Geltung. Ebenfalls ist gut erkennbar, wie völlig unterschiedlich eigentlich die Ziele von Poe und Leonie sind. Beide wollen zwar einen neuen Anfang, Poe will aber seine Vergangenheit zurück, wohingegen Leonie die ihre vergessen will. Bis zum letzten Moment bleibt spannend, ob und wenn ja, wie sie ihrem Gefängnis entkommen soll und ob sie rechtzeitig zurück zu Poe kommt, bevor diesem ein Leid geschieht.