Loft

Die Freunde Chris, Filip, Luc, Marnix und Vincent sind gemeinschaftliche Besitzer eines Lofts. Hierher können sie sich zurückziehen, wenn sie sich vergnügen wollen, ohne dass es ihre Frauen mitbekommen…Eines Tages liegt eine Frauenleiche im Bett der Luxuswohnung, es gibt allerdings keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens. Da sie selbst die einzigen mit einem Schlüssel sind, muss irgendjemand von ihnen über den Tathergang Bescheid wissen, denn ob es nun ein Mord oder ein Selbstmord ist, lässt sich so ohne weiteres nicht klären.
Aus Angst, ihre Ehen zu zerstören, versuchen die fünf Freunde zunächst ohne Polizei, das Rätsel zu lösen, und müssen sich dafür gegenseitig ihre unmoralischen Geschichten erzählen…

Der belgische Thriller von Erik van Looy überzeugt in allererster Linie durch interessant gezeichnete Charaktere, die allesamt individuelle Persönlichkeiten haben und keinesfalls den gängigen Stereotypen folgen. Männer, die einen ganz normalen Beruf haben, ein ganz normales Eheleben führen, ganz individuelle Stärken und Schwächen haben, die einen mit ausgeprägter Persönlichkeit, andere in sich gekehrt und eher schüchtern, aber so unterschiedlich sie auch sein mögen, so sind es doch alles Freunde, die sich mit dem Loft geheime Träume erfüllen. Doch dieses „Paradies“ wird jäh zerstört.

In vielen Rückblicken werden unterschiedliche Situationen aus dem Leben der fünf gezeigt, die eines gemeinsam haben: mit jeder neu auftauchenden Geschichte wird ein anderer Charakter plötzlich zum Hauptverdächtigen. Denkt man, man hat die Story nun endlich durchschaut, ist einem im nächsten Moment klar, dass man sich geirrt hat und die eigene Theorie nicht sein kann. Dieses Spielchen wird ad absurdum geführt, insbesondere zum Schluss des Films hin macht die Geschichte mehrere Kehrtwendungen. Der Clou dabei ist, dass dies jedes mal logisch schlüssig ist und eigentlich keinerlei Zweifel offen lässt, jedoch niemals konstruiert wirkt. Die Geschichte entwickelt sich lediglich in eine völlig neue Richtung, die man als Zuschauer nicht unbedingt erwartet hätte.

LOFT ist eine Mischung aus Krimi und Thriller, Actionpassagen sucht man hier vergebens. Der Film basiert auf den Charakterstudien und der tollen schauspielerischen Leistung der Akteure (und natürlich dem tollen Drehbuch). Als Kinoblockbuster eher ungeeignet, wirkt dieses Katz-und Mausspiel besonders gut, wenn man sich Ruhe und Zeit hierfür nimmt. Man muss schon genau aufpassen, denn jede Kleinigkeit könnte ein wichtiges Indiz für den tatsächlichen Tathergang sein. Dadurch, dass in erster Linie an eher unspektakulären Orten mit insgesamt moderatem Budget gedreht wurde, kann man sich voll und ganz auf die Figuren konzentrieren und ihre jeweiligen Motivationen deuten.

Wer mal wieder einen Thriller sehen will, bei dem die Spannung mit jeder verstreichenden Minute steigt, der eine interessante, unverbrauchte Geschichte bietet und mit vielen grandios aufspielenden Darstellern punktet, die allesamt für das deutsche Publikum eher unbekannte Gesichter sein dürften, der kann bei LOFT bedenkenlos zugreifen. Ich habe lange Zeit keinen Film mehr gesehen, der mich so häufig innerhalb kurzer Zeit glaubhaft auf eine falsche Fährte locken konnte…