Kleine Haie

Eigentlich will Ingo nur einen Stuhl zurück bringen, den eine Flamenco-Gruppe am vorherigen Abend im Tanzlokal vergessen hat, wo er als Tellerwäscher angestellt ist. Ohne es zu bemerken, feuert er nun eine Schimpfkanonade vor einer Prüfungskommission ab, die über die Aufnahme auf eine Schauspielschule entscheiden. Die Prüfungskommission ist begeistert von Ingos Improvisationsfähigkeit…
Hier lernt Ingo Johannes kennen, der soeben durch die Prüfung gefallen ist. Die beiden verstehen sich recht gut, und da Ingo wegen der Verspätung, die er sich durch die Wartezeit bei der Prüfung angesammelt hat, aus seinem Job gefeuert wird und mit seiner Freundin Margot momentan sowieso alles aus dem Ruder läuft, beschließt er, Johannes nach München zur nächsten Prüfung zu begleiten, um etwas zu erleben. Auf dem Weg dorthin lernen die beiden Ali kennen, der ebenfalls nach München zur Schauspielschule will. Doch schon der Weg dorthin ist nicht gerade leicht, und in München selbst müssen sie auch erst einmal eine Bleibe finden, was bei den finanziellen Mitteln der drei alles andere als einfach wird.

Neben Detlev Bucks „Karniggels“ dürfte KLEINE HAIE von Sönke Wortmann einer der wichtigsten Filme sein, die den Weg für intelligenten Humor in deutschen Kinos geebnet haben. Mit einer aus heutiger Sicht fast schon nicht mehr bezahlbaren Besetzung (Jürgen Vogel, Kai Wiesinger, Gedeon Burkhard, Meret Becker, Armin Rohde, …) hat man sich ein Ensemble zusammengestellt, das nicht allein betrachtet grandios aufspielt, sondern auch perfekt miteinander harmonisiert und bei dem jeder in seiner Rolle extrem gut aufgeht. Für Wiesinger war KLEINE HAIE sogar die erste Filmproduktion überhaupt, für den Großteil der anderen bedeutete dieser Film das Sprungbrett in die Oberliga der deutschen Schauspieler.

Was den Film zu etwas so besonderem macht? Vielleicht ist es die Leichtigkeit, mit der die Pointen gesetzt werden, vielleicht auch einfach die unbeschwerte Geschichte, die hinter all dem liegt, die zudem noch so „volksnah“ verkauft wird: ein paar junge Glücksritter, die ihrem Traum hinterher jagen und nichts unversucht lassen, um ihm ein wenig näher zukommen. Die Moral, dass man, wenn man auf den Boden gegangen ist, sich wieder aufrappelt und weiterkämpft, sich durch nichts unterkriegen lässt, und dass echte Freunde das Wichtigste auf der Welt sind.

Nach dem überaus erfolgreichen Filmdebüt „Allein unter Frauen“ (auch dieser Film erscheint in der Sönke Wortmann Edition und wird in Kürze hier rezensiert) ist es Wortmann gelungen, mit KLEINE HAIE noch eins draufzusetzen. Auch, wenn dieser Film inzwischen „volljährig“ geworden ist, hat er nichts von seinem Charme eingebüßt, sozusagen zeitlos unterhält er auf gleichem Niveau wie heutige Kinoschlager wie „Keinohrhasen“.

Als Bonus ist noch ein Audiokommentar von Wortmann und Wiesinger enthalten, der erst kürzlich für die DVD aufgenommen wurde, entsprechend interessant ist es, wie die beiden auf den Film und seine Nachwirkungen reflektieren… Will man dieser DVD eines ankreiden, dann, dass man sich doch unter Umständen ein zeitgemäßeres Cover-Artwork hätte überlegen können, mehr aber auch nicht.