Colin – Die Reise des Zombie

Zombiefilme sind Geschmackssache. COLIN – DIE REISE DES ZOMBIE, bildet da nur in einer Sache eine Ausnahme: hier ist es nicht nur eine generelle Geschmacksfrage, sondern selbst in der Fraktion der begeisterten Zombiefilm-Gucker spalten sich die Meinungen zu diesem LowBudget-Werk. Wo die einen begeistert jubeln, schütteln die anderen nur verständnislos den Kopf.

Was braucht man, um einen Film zu machen? Für diesen waren es (laut Gerüchteküche) ein großer Freundeskreis, unter dem sich auch der eine oder andere Techniker befindet, und bei denen der Rest zumindest Lust dazu hat, ein wenig Laiendarsteller zu mimen, eine Kamera, eine eigene Idee, sowie ganze 50 Dollar Budget. Das sind die Mittel, aus denen COLIN – DIE REISE DES ZOMBIE entstanden ist.

Eine Zombieseuche hat England befallen, und Colin ist mittendrin. Angefressen von einem Untoten, kommt er irgendwann wieder zu sich, hat Hunger auf frisches Fleisch und ist ansonsten auch nicht mehr ganz so schnell auf den Beinen. Fortan wankt er durch die Straßen, getrieben von seinem unstillbaren Verlangen, verfolgt von überlebenden Menschen sowie seiner Schwester, die noch versucht, den menschlichen Kern in ihm zu erreichen…

Es ist schon interessant, dass der Film einmal aus der Sicht des Zombies gedreht wurde. Es ist schon interessant, dass der Film mit quasi keinem Geld so viel erreicht hat. Es ist schon interessant, dass hier Dialoge absolute Mangelware sind und große Teile des Films lediglich mit Geräuschen und Hintergrundmusik auskommen müssen… Interessant!

Gut wird das ganze dadurch allerdings noch lange nicht. Natürlich schraubt man automatisch seine Erwartungen ein wenig herunter, wenn man eine LowBudget-Verfilmung betrachtet, nichtsdestotrotz bleiben aber die Bewertungskriterien gleich. Schließlich versucht man ja auch nicht, die Schulaufführung der Theater-AG auf dem Broadway aufzuführen. Und so kommt es dann auch, wie es kommen muss: die Grundeinstellung, wenn man sich einen Film anschaut, ist die, dass man sich unterhalten fühlen will. COLIN – DIE REISE DES ZOMBIE hat zwar ein paar gute Ansätze, diese werden aber unter der billigen Aufmachung im Keim erstickt, werden von teilweise furchtbar schlechten schauspielerischen Leistungen zerquetscht, und die wenigen Dialoge lassen nicht nur den Film sondern auch mich sprachlos dasitzen.

Im direkten Vergleich mit anderen 50$-Produktionen dürfte COLIN – DIE REISE DES ZOMBIE ganz klar die Nase sehr weit vorne haben, schaue ich mir aber andere Zombiefilme an (und auch da müssen es nicht zwangsweise die auf Hochglanz polierten Romero’s sein), zeigt sich sehr schnell, dass man auch unter Berücksichtigung des niedrigen Budgets durchaus eine noch spannendere Story daraus hätte stricken können.
Hier wird dem Zuschauer auf der Rückseite die „langsame Verwandlung von Mensch in Zombie“ als Filminhalt versprochen, und dann ist der gute Mann, kaum dass er gebissen wurde, nicht einmal mehr in der Lage, eine Tür zu öffnen. Nun gut, vielleicht hat Colin vor dem Zombieattentat noch schnell 3 Flaschen Whiskey getrunken, dann würde das auch eine Erklärung sein, warum er die Tür nicht geöffnet bekommt, aber ansonsten verstehe ich unter „langsamer Verwandlung“ etwas anderes. Der moralische Verfall ist dafür ganz nett umgesetzt.

Für Genrefans sei gesagt, dass COLIN – DIE REISE DES ZOMBIE kein typischer Vertreter ist, sondern ein Nischenprodukt. Wer sich mit den oben genannten Kritikpunkten anfreunden kann, wird einen außergewöhnlichen Film zu sehen bekommen. Wem aber schon „Zombie – Dawn of the dead“ eine zu schlechte Bildqualität hatte, der braucht hier nicht einmal nen Blick zu riskieren…